Naschkatze
wie schwierig es ist, ein Gigi Young-Kleid in tragbarem Zustand aufzutreiben – wozu lebt man dann noch?
Deshalb bin ich jedes Mal um fünf Dollar ärmer, wenn ich die U-Bahn benutze, das Fahrgeld nicht mitgerechnet. Irgendwie ist es billiger, ein Taxi zu nehmen.
O Gott, Shari hat recht, ich brauche einen Job. Und ein richtiges Leben.
Sobald wie möglich.
Lizzie Nichols’ Ratgeber für Brautkleider
Wenn Sie zierlich gebaut sind, warum versuchen Sie’s nicht mit der A-Linie? Bei einer kleinen Braut können weite Röcke den Eindruck erwecken, der Stoff würde sie verschlucken – es sei denn, sie entscheidet sich für ein Ballkleid oder eine Schleppe. Aber das steht nicht jeder zierlichen Braut, also sollte sie vorsichtig sein, wenn sie »Prinzessinnen« oder »Seejungfrauen«-Kleider in Betracht zieht.
Ein schulterfreies Kleid und ein U-Ausschnitt sind für zierliche Bräute empfehlenswert, gerade geschnittene und enge Kleider nicht. Bedenken Sie bitte, Sie heiraten – Sie stehen nicht bei Ann Taylor Loft hinter dem Ladentisch!
Lizzie Nichols Designs
5
Zeigen Sie mir jemanden, der niemals Klatschgeschichten erzählt, und ich zeige Ihnen jemanden, der sich nicht für Menschen interessiert.
Barbara Walters (geb. 1929), amerikanische Fernsehjournalistin
W ährend ich die Steaks mariniere, läutet das Telefon. Nicht mein Handy, sondern das Telefon im Apartment – das Telefon von Lukes Mutter.
Ich gehe nicht dran, weil ich weiß, dass es ist nicht für mich ist. Außerdem bin ich beschäftigt. Es ist gar nicht so einfach, in einer New Yorker Kombüsenküche eine Mahlzeit vorzubereiten, die wenigstens annähernd einem Gourmet-Dinner gleicht. Dieser Raum ist etwa so groß wie das Taxi, in dem ich heute Nachmittag hierher gefahren bin. Klar, die Wohnung ist wirklich hübsch. So wie New Yorker Apartments mit einem Schlafzimmer nun mal sind. Und da gibt’s immer noch den Stuck aus der Vorkriegszeit, vergoldete Badezimmerarmaturen und Parkettböden, das ganze Drum und Dran.
Aber die Küche eignet sich eher zum Auspacken von Fertiggerichten als fürs Kochen.
Nachdem es etwa fünf Mal geläutet hat, meldet sich Mrs. de Villiers Anrufbeantworter. Ich höre ihre Stimme – mit dramatisch gedehntem Südstaatenakzent. Damit will sie vermutlich Eindruck schinden. »Hallo, im Augenblick können Sie Bibi de Villiers nicht erreichen. Entweder spreche
ich gerade auf dem anderen Anschluss, oder ich halte ein Schläfchen. Bitte, hinterlassen Sie eine Nachricht, ich rufe so schnell wie möglich zurück.«
Ich kichere. Ein Schläfchen. Also wirklich, die Vogue müsste eine Reportage über Bibi bringen. Insbesondere, wo sie doch mit einem Prinzen verheiratet ist. Nun ja, mit einem Pseudo-Prinzen. Und was ihre Garderobe angeht, hat sie einen fantastischen, allerdings etwas konservativen Geschmack. Noch nie habe ich sie in etwas Einfacherem als Ralph Lauren oder Chanel gesehen.
»Bibi...« Eine Männerstimme füllt das Apartment – das außerdem vom Aroma des Knoblauchs erfüllt wird. Damit ist die Marinade gewürzt, zusammen mit Sojasauce, Honig und Olivenöl. Das alles habe ich bei Eli’s an der Third Avenue gekauft. »Ich habe schon lange nichts mehr von dir gehört. Wo warst du denn?«
Offenbar weiß Bibis Freund nicht, dass sie sich mit ihrem Mann versöhnt hat, bei der Hochzeit ihrer Nichte in Südfrankreich. Und dass die beiden – Lukes Eltern – immer noch in der Dordogne das Tanzbein schwingen. Oder auch nicht.
»Dieses Wochenende erwarte ich dich am üblichen Ort«, fährt der Mann fort, »ich hoffe, nicht vergeblich.«
Moment mal. Am üblichen Ort? Und er wartet auf Lukes Mom? Wer zum Teufel ist dieser Kerl? Und wenn er so intim mir ihr ist – warum weiß er nicht einmal, in welchem Land sie sich aufhält?
»Bye, chérie, bis dann«, sagt er und legt auf.
Chérie? Was ist denn das für ein Typ? Wer hinterlässt denn Nachrichten auf den Anrufbeantwortern anderer Leute und nennt sie chérie? Nur ein Gigolo.
O Gott, bezahlt Lukes Mutter einen Gigolo?
Nein, natürlich nicht. So was hätte sie nicht nötig. Sie ist eine schöne, vitale Frau – und offensichtlich schwerreich. Das merkt man, sobald man die Kunstwerke an den Wänden ihres Manhattan-Apartments sieht. Natürlich ist der Renoir das Kronjuwel ihrer Sammlung. Aber es herrscht auch kein Mangel an Mirós und Chagalls. Im Bad hängt sogar eine winzige Picasso-Skizze.
Ganz zu schweigen von der Sammlung exquisiter Schuhe, die
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