Naschkatze
verunsichert, weil das seine einzige Reaktion auf meine Tirade ist. »Auf dieser Welt gibt’s so wenig Gerechtigkeit. Junge Mütter werden von miesen Typen getötet, die Fahrerflucht begehen, in Hinterhöfen tauchen menschliche Skelette auf...«
Jetzt runzelt er die Stirn und greift nach mir. »Keine Ahnung, wovon du redest«, sagt er und zieht mich auf seinen Schoß. Glücklicherweise habe ich mein Weinglas zur Seite gestellt. »Aber ich bin wirklich froh, dass wir über das alles diskutiert haben. Sind wir jetzt fertig?«
Hastig zähle ich zusammen, was ich alles mit ihm besprechen wollte. Meine Miete in der Form geteilter Lebenshaltungskosten und meines Beitrags zur Instandhaltung des Apartments, ein Platz für meine Nähmaschine, die Möglichkeit, die Wohngemeinschaft zu beenden, falls das einer von uns für nötig hält (eher er, weil ich nicht vorhabe auszuziehen). Ja, das war’s.
Und so nickte ich. »Okay, wir sind fertig.« »Sehr gut.« Luke legt mich auf die Couch zurück. »Und jetzt erklär mir, wie man dieses Ding öffnet, das du anhast.«
Lizzie Nichols’ Ratgeber für Brautkleider
Verzweifelt nicht, ihr birnenförmig gebauten Mädchen! Gewiss, laut der Band Queen inspirieren Mädchen mit dickem Hintern die Rockerszene. Aber leider finden wir nur selten was zum Anziehen!
Aber wenn’s um Brautkleider geht, können die birnenförmig gebauten Mädchen von Glück reden. Der A-Linienschnitt schmeichelt ihnen, indem er den Blick von der unteren Körperhälfte auf das Oberteil und zum Busen lenkt.
Mit schulterfreiem Dekolleté oder einem tiefen V-Ausschnitt kann das Oberteil noch stärker betont werden. Aber hüten Sie sich vor rückenfreien Neckholder-Kleidern und weiten oder plissierten Röcken, die den Umfang der Hüften noch unterstreichen würden. Auch diagonal und schräg geschnittene Röcke sind tödlich für eine Braut mit birnenförmigem Körperbau. Denn sie schmiegen sich genau an die Stellen, von denen Sie den Blick ablenken wollen!
Lizzie Nichols Designs
6
Vielleicht können drei Personen ein Geheimnis hüten, wenn zwei davon tot sind.
Benjamin Franklin (1706-1790), amerikanischer Staatsmann, Schriftsteller und Erfinder
W edding Gown Restoration Specialists.«
Das steht auf dem Schild an der Tür.
Nun, genau das bin ich. Ich meine, das tue ich. Natürlich peppe ich nicht nur Brautkleider auf, ich kann praktisch jedes Kleid reparieren, ändern oder verschönern. Aber nur Brautkleider sind eine echte Herausforderung. Und sie bringen Geld ein.
Okay, ich versuche nicht zu sehr ans Geld zu denken – obwohl mir das schwerfällt in dieser Stadt, wo man so dringend Geld braucht, um einfach nur zu existieren. Inzwischen habe ich gemerkt, was die anderen Bewohnerinnen dieses Apartmentgebäudes tragen, wenn sie im Lift nach unten fahren. Noch nie im Leben habe ich so viel Gucci und Louis Vuitton gesehen.
Nicht, dass man Gucci und Vuitton brauchen würde, um zu existieren. Aber man braucht Geld – eine ganze Menge -, um in Manhattan ein halbwegs normales Leben zu führen. Wenn man unter »normal« keine Taxifahrten, Kinobesuche oder Latte Macchiatos versteht und das Frühstück, den Lunch und das Dinner selber macht.
Andererseits stört’s mich gewaltig, dass ich mir nicht
einmal einen Happen in der nächstbesten Falafel-Bude gönnen kann. Klar, wegen meines riesigen Hinterns esse ich keine Kohlehydrate, und in der Nähe des Met gibt’s auch keine Falafel-Bude. Die Residenzen an der Fifth Avenue sind buchstäblich MEILENWEIT von allen bezahlbaren Restaurants und/oder Lebensmittelläden entfernt. Genau genommen ist die Fifth Avenue Ödland. Nur Millionen-Dollar-Apartments, Museen und der Park.
Wirklich, ich beneide Shari um Chaz’ Wohnung. Sicher, da hängen keine Renoirs an den Wänden, der Boden ist schief, die mobile Dusche zum Aufstellen leckt, und die emaillierte Badewanne mit den Klauenfüßen ist so fleckig, dass man glauben könnte, jemand wäre darin ermordet worden.
Aber auf der anderen Straßenseite gibt’s ein spottbilliges Sushi-Lokal! Und nur ein paar Schritte von Chaz’ Haustür entfernt eine Bar, wo das Budweiser Light zur Happy Hour nur einen Dollar kostet! Und einen halben Block weiter einen Lebensmittelladen, der die Einkäufe FREI HAUS liefert!
Ja, ich weiß, ich darf mich nicht beklagen. Ich meine, Luke und ich haben einen Pförtner UND einen Typen, der den Aufzug wartet, und den grandiosen Ausblick auf das Metropolitan Museum of Art.
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