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Naschkatze

Titel: Naschkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Cabot
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so vielen Jahren gesammelt habe – es wäre noch schrecklicher, wenn ich Luke gestehen müsste, dass ich im nächsten Monat die Miete nicht bezahlen kann.
    Darüber würde er nur lachen und sagen, das sei schon okay. Aber ich würde mir Sorgen machen. Auf keinen Fall möchte ich die Frau sein, die er aushält. So was ist keine erstrebenswerte Karriere, was wir dank Evita Perón nur zu gut wissen. Außerdem will ich einkaufen gehen! Ein paar neue Sachen für meine Sammlung!
    Und das kann ich nicht, weil ich pleite bin.
    Also ist Monsieur Henri meine einzige Hoffnung. Wenn das nicht funktioniert, muss ich die Suzy Perettes verkaufen. Vielleicht sogar die Gigi Youngs.

    Oder ich jobbe für eine Zeitarbeitsagentur. Okay, dann werde ich eben für den Rest meines Lebens faxen und Akten ablegen, bis mich endlich jemand engagiert!
    Schätzungsweise bleibt mir sowieso nichts anderes übrig. Das merke ich, sobald Monsieur Henri mich in den Laden führt (oder der ältere Mann mit Schnurrbart, der mich hereinlässt, nachdem ich an der Tür geklingelt habe). Er lächelt mich überaus höflich an, bis ich ihm erkläre, ich würde nicht heiraten (noch nicht) und sei an einem Job in seinem Etablissement interessiert.
    Sofort entgleisen seine Züge. »Wer hat Sie geschickt?«, fragt er mit starkem französischem Akzent und starrt mich misstrauisch an. »War es Maurice?«
    Verwirrt runzle ich die Stirn. »Ich habe keine Ahnung, wer Maurice ist.«
    Aus dem Hintergrund des Ladens trippelt eine zierliche, vogelartige Französin heran, ein breites Lächeln aufs Gesicht geklebt, bis ich den Namen »Maurice« ausspreche.
    »Glaubst du, sie ist eine Spionin von Maurice?«, fragt sie den Mann in rasantem Französisch, das ich jetzt – einigermaßen – verstehe, nachdem ich einen Sommer in diesem Land verbracht und die Sprache davor ein Semester lang studiert habe.
    »Das muss sie sein«, antwortet er in ebenso schnellem Französisch. »Was sollte sie sonst hier machen?«
    »Nein, ehrlich!«, rufe ich. Das alles habe ich verstanden. Dafür reichen meinen Französischkenntnisse. Aber ich kann mich nicht so gut ausdrücken. »Ich kenne niemanden, der Maurice heißt. Und ich bin hier, weil ich gehört habe, dass Sie in dieser Stadt die besten Spezialisten
für alte Brautkleider sind. Diesen Beruf möchte ich gern ergreifen. Das heißt – ich habe schon gewisse Erfahrungen. Hier, schauen Sie sich meine Mappe an...«
    »Wovon redet sie?«, fragt Madame Henri (das muss sie doch sein, nicht wahr?) ihren Mann.
    »Keine Ahnung.« Aber er nimmt meine Mappe und beginnt darin zu blättern.
    »Da sehen Sie ein Hubert de Givenchi-Kleid, das ich auf einem Dachboden gefunden habe«, erkläre ich, als sie Bibi de Villiers’ Brautkleid inspizieren. »Ein rostiges Jagdgewehr war darin eingewickelt. Um die Flecken rauszukriegen, habe ich das Kleid eine Nacht lang in Sauce tartare eingeweicht. Dann habe ich die Risse an den Trägern und am Saum mit der Hand geflickt...«
    »Warum zeigen Sie uns das?«, unterbricht mich Monsieur Henri und will mir die Mappe zurückgeben. Aber ich nehme sie nicht. An der Wand hinter seinem Kopf hängen zahlreiche gerahmte Fotos von Brautkleidern vor und nach den Reparaturen. Wirklich eindrucksvoll. Ein paar müssen so vergilbt gewesen sein, dass man sie kaum berühren konnte. Sonst wären sie auseinandergefallen.
    Aber Monsieur Henri hat sie in ihren ursprünglichen schneeweißen Zustand zurückversetzt. Entweder besitzt er ein spezielles Händchen für empfindliche Stoffe – oder magische Chemikalien in einem Hinterzimmer.
    »Weil ich eben erst aus Michigan nach New York übersiedelt bin...«, entgegne ich langsam. »Und weil ich einen Job brauche...«
    »Also hat Maurice Sie nicht zu uns geschickt?« Monsieur Henris Augen sind immer noch argwöhnisch zusammengekniffen.

    »Nein.« Was geht hier eigentlich vor? »Ich weiß nicht einmal, von wem Sie reden.«
    Madame Henri – die neben ihrem viel größeren Ehemann gestanden und an seinem Arm vorbei auf meine Mappe gespäht hat – mustert mich von oben bis unten. Von meinem koketten Pferdeschwanz (Mrs. Erickson hat mir geraten, die Haare aus dem Gesicht zu streichen) bis zum Joseph Ribkoff-Etuikleid, das ich unter einem mit Perlen bestickten Vintage-Cardigan trage (seit meiner Ankunft in New York ist es kühler geworden. Noch ist der Sommer nicht ganz vorbei. Aber der Herbst liegt in der Luft).
    »Jean, ich glaube ihr«, sagt sie auf Französisch zu ihrem Mann. »Schau sie

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