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Naschkatze

Titel: Naschkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Cabot
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uns anfangen?«, fragt Roberta freundlich.
    Ich starre sie an. »Heißt das – ich kriege den Job?«
    »Natürlich.« Sie mustert mich erstaunt, als wäre jede andere Entwicklung der Ereignisse unvorstellbar. »Können Sie schon morgen anfangen?«

    Kann ich schon morgen anfangen? Habe ich dreihunderteinundzwanzig Dollar auf meinem Konto? Sind meine Kreditkarten überstrapaziert? Stehe ich bei MasterCard mit eintausendfünfhundert Dollar in der Kreide?
    »Selbstverständlich kann ich morgen anfangen.«
    O Chaz, ich nehme alles zurück. Ich liebe dich. Und du darfst über Luke sagen, was immer du willst, und nach Herzenslust deine pessimistischen Ansichten über meinen Heiratswunsch äußern. Für diesen Job werde ich dir ewig dankbar sein.
    »Ich liebe deinen Freund.« Als ich den Wolkenkratzer an der Madison Avenue verlassen habe, in dem die Kanzlei Pendergast, Loughlin and Flynn die gesamte sechsunddreißigste Etage einnimmt, rufe ich Shari auf meinem Handy an.
    »Tatsächlich?« Ihre Stimme klingt ein bisschen hektisch, wie so oft, wenn ich sie im Büro anrufe. »Dann kannst du ihn haben.«
    »Abgemacht.« Ich folge der Fifty-seventh Street zwischen Madison und Fifth. Was für ein schöner Herbsttag – warm genug, so dass man keinen Mantel braucht, und gerade so kühl, dass man nicht schwitzt... Deshalb werde ich zu Fuß zu Monsieur Henri gehen, dreißig Blöcke weiter nördlich, statt die U-Bahn zu benutzen. Das erspart mir die enorme Summe von zwei Dollar. He, Kleinvieh macht auch Mist. »Chaz hat mir einen Job in der Kanzlei seines Dads verschafft.«
    »Einen Job?« Aus dem Handy dringt das klappernde Geräusch von Computertasten. Also tippt Shari E-Mails, während sie telefoniert. Aber das finde ich okay. Weil sie in letzter Zeit so schwer zu erreichen ist, gebe ich mich
auch zufrieden, wenn sie mir nur mit halbem Ohr zuhört. »Ich dachte, du hättest schon einen Job. In diesem Laden für Brautkleider.«
    »Ja...« Was meinen Deal mit Monsieur Henri angeht, bin ich nicht ganz ehrlich zu ihr gewesen. »Genau genommen ist das ein Praktikum. Ohne Bezahlung.«
    »WAS?« Wie ich dem Klang ihrer Stimme und den verstummten Computertasten entnehme, schenkt sie mir endlich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. »Du arbeitest da umsonst?«
    »Nun ja...« Es ist ziemlich schwierig, einen belebten Gehsteig entlangzugehen und gleichzeitig mit einem Handy zu telefonieren. So viele Geschäftsleute eilen zu ihren Büros zurück, Straßenhändler bieten Prada-Imitationen an, Touristen bleiben stehen und begaffen die hohen Gebäude, Obdachlose betteln die Passanten um ein paar Münzen an. Deshalb ist’s mühsam, sich da hindurchzulavieren – etwa so wie auf dem Indy 500 Speedway während eines Rennens. »Hier findet man nicht so leicht einen guten Job in der Modebranche, als Anfängerin schon gar nicht.«
    »Das glaube ich nicht!«, stöhnt Shari. »Und das ›Project Runway‹?«
    »Nein, ich gehe nicht zu einer ›Reality-Show‹.«
    »Aber die sagen, es sei ein Kinderspiel...«
    »Für mich nicht. Übrigens, ich würde gern feiern – wir beide, Chaz und Luke. Was machst du heute Abend?«
    »Oh.« Jetzt höre ich die Tasten wieder klappern, und das ist gar nicht so einfach in diesem Lärm ringsum – hupende Autos, lautes Stimmengewirr. Trotzdem merke ich, dass meine beste Freundin mich wieder mal links liegen lässt.
»Unmöglich. Nicht heute Abend. Wir haben alle Hände voll zu tun.«
    »Schon gut.« Im Augenblick ist ihr dieser Job das Allerwichtigste auf der Welt. Das verstehe ich. So soll es ja auch sein. Immerhin rettet sie vielen Frauen das Leben. »Wie wär’s morgen Abend?«
    »In dieser Woche geht’s wirklich nicht, Lizzie. Ich mache jeden Abend Überstunden.«
    »Und am Samstagabend?«, frage ich ungeduldig. »Schuftest du da auch?«
    Eine Pause. Einige Sekunden lang. Ich erwarte, Shari würde mir erklären, sie müsste die ganze Samstagnacht arbeiten.
    Aber dann sagt sie: »Nein, natürlich nicht. Am Samstag könnte’s klappen.«
    »Großartig. Am besten amüsieren wir uns in Chinatown. Danach gehen wir ins Honey’s, da treffen wir am Samstag die seriösen Karaoke-Künstler. Und – Shari...«
    »Was denn noch, Lizzie? Ich muss Schluss machen, Pat wartet.«
    »Ich weiß.« Heutzutage wartet immer irgendjemand auf Shari. »Ich wollte nur wissen – ist alles in Ordnung mit dir und Chaz? Weil er mich nach dir gefragt hat...«
    Jetzt genieße ich erneut ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. »Was genau hat er

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