Naschkatze
an – das scheint zu funktionieren.«
Chaz blinzelt. »Die – was?«
Wie ich zu spät erkenne, hat mich seine umgängliche Art eingelullt und in gefährliches Wohlbehagen versetzt. Beinahe hätte ich was ausgeplaudert, was ich normalerweise für Sharis Ohren reserviere. Wie kann ich meine Waldtier-Theorie mit einem anderen KERL erörtern? Schlimmer noch – mit dem besten Freund meines Freundes? »Ach, nichts«, sage ich rasch. »Mit Luke ist alles okay.«
»Was ist jetzt mit diesem kleinen Waldtier?«, beharrt er.
»Nichts«, wiederhole ich. »Einfach – nichts. Das geht nur Mädchen was an. Nicht wichtig.«
Aber Chaz lässt nicht locker. »Geht’s um Sex?«
»Oh, mein Gott!«, rufe ich schockiert. »Nein! Mit Sex hat das nichts zu tun! Um Himmels willen!«
»Was ist es dann? Komm schon, mir kannst du’s sagen. Luke wird nichts von mir erfahren.«
»Ach ja!« Ich lache vielsagend. »Das habe ich schon mal gehört.«
»Was?«, fragt er beleidigt. »Habe ich dich jemals bei deinen Freunden verpetzt?«
Mit schmalen Augen starre ich ihn an. »Früher hatte ich keine Freunde. Zumindest keine, die nicht schwul oder hinter meinem Geld her waren. Ich meine, als ich noch Geld hatte.«
»Komm schon, sag’s mir! Was bedeutet das kleine Waldtier? Das werde ich niemandem verraten, ich schwöre es.«
»Nun ja...« Offenbar habe ich keine Wahl. Er wird keine Ruhe geben, bis er’s weiß. Und weil ich nun mal ein Pechvogel bin, wird er’s Luke brühwarm erzählen. »Also, es ist nur eine Theorie. Jungs sind wie kleine Waldtiere. Um sie anzulocken, muss man jede abrupte Bewegung vermeiden. Man sollte ganz subtil vorgehen. Und möglichst cool.«
»Und warum willst du sie anlocken?« Das scheint er wirklich nicht zu wissen. »Du bist doch sowieso schon mit Luke zusammen. Immerhin wohnst du bei ihm. Obwohl ich nicht verstehe, dass du’s deinen Eltern verheimlichst. Irgendwann werden sie herausfinden, dass du dein Apartment nicht mit Shari teilst. Meinst du nicht, deine Adresse
an der Fifth Avenue wird sie ein bisschen misstrauisch machen?«
»Chaz!« Stöhnend verdrehe ich die Augen. »Meine Eltern haben keine Ahnung von der Fifth Avenue, die waren noch nie in New York. Du weißt sehr gut, wovon ich rede.«
»Nein, ehrlich nicht. Erklärst du’s mir?«
»Okay.« Er wird mich nicht in Ruhe lassen. Also resigniere ich. »Mit dieser Methode – arbeite ich auf eine feste Bindung hin.«
»Was?« Wie seine Miene bekundet, hat er’s endlich begriffen. In seinen Augen lese ich unverhohlenes Entsetzen. »Willst du Luke heiraten ?«
Da bleibt mir nichts anderes übrig, als eines der goldenen Kissen zu packen und erbost auf Chaz zu schleudern. »Warum findest du das so schrecklich?«, kreische ich. »Ich liebe ihn!«
Diesmal ist er zu verblüfft, um sich zu ducken. Das Kissen prallt von ihm ab und wirft beinahe das leere Gin Tonic-Glas auf dem schiefen Boden um.
»Aber du kennst ihn erst seit drei Monaten!«, schreit er mich an. »Und da denkst du schon an eine Ehe ?«
»Na und?« Unfassbar. Schon wieder ist mir das passiert. Warum kann ich denn niemals meine große Klappe halten? »Gibt’s einen bestimmten Zeitraum, in dem man solche Dinge entscheiden soll? Manchmal weiß man’s einfach, Chaz.«
»Ja, aber – Luke ?« Ungläubig schüttelt er den Kopf. Kein gutes Zeichen. Wenn man bedenkt, dass Luke sein bester Freund ist. Vermutlich verfügt er über Insiderinformationen.
»Was ist mit Luke?«, frage ich. Ja, ich geb’s zu. Obwohl meine Stimme ganz cool klingt – zumindest in meinen eigenen Ohren – beginnt mein Herz wie rasend zu pochen. Wovon redet er? Und was bedeutet sein Gesichtsausdruck? Als hätte er irgendwas Übles gerochen.
»Versteh mich nicht falsch«, ermahnt er mich. »Ich finde, Luke ist ein großartiger Typ, mit dem man herumhängt und so. Aber heiraten würde ich ihn niemals.«
»Das verlangt auch niemand von dir«, betone ich. »Au ßerdem wäre es in den meisten Staaten illegal.«
»Ha, ha.« Seine Lippen verkneifen sich. »Schon gut. Vergiss, was ich gesagt habe. Du wendest die Kleine-Waldtier-Methode an, oder was auch immer. Viel Spaß.«
»Was heißt das?« Mein Herz rast nicht nur, es droht zu explodieren. »Warum würdest du Luke nicht heiraten? Abgesehen von der Tatsache, dass du nicht schwul bist.« Und dass Luke dich nicht gefragt hat. Mich, meine ich.
»Ach, ich weiß nicht...« Unbehaglich runzelt Chaz die Stirn. »Eine Heirat ist so – endgültig. Den ganzen Rest des
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