Naschkatze
Hochzeiten pro Tag stattfinden, ist die Reinigung nach jeder Zeremonie zeitraubend und teuer (natürlich will keine Braut in die Reiskörner oder Konfetti ihrer Vorgängerin treten).
Deshalb empfehle ich Seifenblasen als Abschiedssymbol. Die Gäste können einen hübschen »Baldachin« aus Seifenblasen erzeugen, unter dem das Brautpaar auf dem Weg zur Kutsche oder Limousine hindurchschreitet. Bisher hat noch niemand prozessiert, weil er auf einer Seifenblase ausgerutscht ist.
Höchstens ein Gast, dem eine Seifenblase in die Augen geflogen ist...
Lizzie Nichols Designs
21
Wenn alle Menschen wüssten, was die einen über die anderen denken, gäbe es keine vier Freunde mehr auf der Welt.
Blaise Pascal (1623-1662), französischer Mathematiker
E ine Investition in die Zukunft?« Sharis Telefonstimme klingt ziemlich skeptisch. »Aber das könnte alles Mögliche sein. Aktienzertifikate. Oder eine dieser World Trade Center-Münzen aus der Franklin-Prägeanstalt.«
»Shari!« Unfassbar, wie dämlich sie ist... »Nun komm schon, Luke wird mir sicher nichts aus der Franklin-Prägeanstalt schenken. Es ist ein Verlobungsring, das muss es sein. Damit will er mich entschädigen, weil er mich nicht zu meinen Eltern begleitet.«
»Indem er dir einen Verlobungsring überreicht?«
»Klar. Kann er mir was Besseres schenken, bevor ich nach Hause fliege?« Allein schon bei dem Gedanken daran wird mir ganz schwindlig. »Obwohl er nicht bei mir ist – ich werde seinen Ring tragen, und dann merken alle, wie ernst es mit uns beiden ist. Oh, Moment mal...« Ich drücke auf die Pausentaste und auf die Leitung 2. »Pendergast, Loughlin and Flynn...« Ich leite den Anruf an einen der Juniorpartner weiter und drücke wieder auf die Taste für die Leitung 1. »Natürlich ergibt das einen Sinn, Shari. Wir sind jetzt schon sechs Monate zusammen. Und seit vier Monaten wohne ich bei ihm. Also wär’s nicht völlig aus der Luft gegriffen, wenn er mir einen Heiratsantrag machen würde.«
»Also, ich weiß nicht recht, Lizzie...« Es hört sich an, als würde Shari den Kopf schütteln. »Laut Chaz ist Luke ein Typ, der vor endgültigen Entscheidungen zurückschreckt.«
»Vielleicht hat er sich unter meiner subtilen Anleitung geändert.« Nur zu gut erinnere ich mich an die unfreundliche Warnung, die Chaz vor einigen Monaten ausgesprochen hat. Nun, wahrscheinlich war er einfach nur neidisch, weil Luke eine Freundin hat, die ihn wirklich liebt – und nicht ihre Chefin.
»Lizzie...« Jetzt nimmt Sharis Stimme einen müden Klang an. »Die Menschen ändern sich nicht. Das weißt du.«
»In kleinen Dingen schon. Denk mal an deine erste Zeit mit Chaz, da hat er jeden Abend Schweinekoteletts und Reis aus dem Kochbeutel gegessen. Das hast du ihm total abgewöhnt.«
»Weil ich ihm erklärt habe, dass ich nicht mehr mit ihm schlafe, wenn wir nicht ab und zu was anderes essen. Aber seit ich nicht mehr bei ihm bin, stopft er sich wieder mit diesem ungesunden Zeug voll.«
»Ooooh«, mischt sich Tiffany ein und blickt von der Brautmodenzeitschrift auf, in der sie blättert. Solche Magazine habe ich ins Büro mitgebracht, um mich inspirieren zu lassen. »Wenn du Luke heiratest, solltest du eine Pressemeldung rausgeben, an die Vogue und Town & Country und so weiter. Dann schicken sie Reporter zur Kirche, die über deine Hochzeit berichten, und du kriegst noch mehr Kundinnen und eine kostenlose PR.«
Ich starre sie an. Obwohl sie furchtbar beknackt sein kann und dauernd vergisst, nach ihrer Schicht die Bürotür
abzuschließen, ist sie manchmal gar nicht so dumm. »Gute Idee«, meine ich, »sogar sehr gut.«
»Hallo, redest du mit mir?«, fragt Shari. »Oder mit Miss Hirnlos?«
»Nun komm schon...«
»Das versuche ich. Im Ernst, Lizzie. Ich weiß, du liebst Luke. Aber siehst du dich wirklich in fünfzig Jahren an seiner Seite? Oder auch nur in fünf Jahren?«
»Ja«, entgegne ich, empört über diese Fragen. »Natürlich. Warum? Was stimmt denn nicht?« Die andere Leitung zirpt. »Mist. Moment...« Genervt drücke ich auf die Taste für die Leitung 2. »Pendergast, Loughlin and Flynn. Was kann ich für Sie tun? Mr. Flynn? Sofort...« Ein paar Sekunden später telefoniere ich wieder mit Shari. »Wieso glaubst du, Luke und ich hätten keine Zukunft?«
»Was habt ihr denn gemeinsam? Außer Sex?«
»Sehr viel«, behaupte ich. »Wir beide mögen New York, das Château Mirac – Wein. Und Renoir.«
»So was mag jeder.«
»Und er
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