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Naschkatze

Titel: Naschkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Cabot
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Warum hast du nichts gesagt? Ich hätte dir die Türen aufgehalten... Und jetzt fährst du nach unten. Tut mir leid.«
    »Reg dich ab, ich will nicht zu meinem Dad. Ich bin hier, um dich zu sehen.«
    »Mich?«, frage ich konsterniert.
    »Nun, ich hatte gehofft, ich könnte dich zu einem Drink einladen und dir Informationen über meine Ex entlocken, die mir helfen würden, mein maskulines Ego wieder aufzubauen. Sonst müsste ich einer neuen Liebe für immer entsagen.«
    Unbehaglich kaue ich an meiner Unterlippe. »O Chaz, ich bemühe mich gerade so sehr, nicht über andere Leute zu reden – hinter ihrem Rücken, meine ich. Für mich ist das ganz was Neues. Meine große Klappe hat mich oft genug in Schwierigkeiten gebracht. Jetzt will ich mich bessern. Die Menschen können sich nämlich ändern. Obwohl gewisse Leute das Gegenteil behaupten.«
    »Sicher, das können sie«, bestätigt Chaz. Inzwischen hat der Lift das Erdgeschoss erreicht. »Komm, gehen wir auf ein Bier ins Honey’s.«

    Eigentlich sollte ich sagen: Unmöglich... Ich weiß, er leidet. Aber ich muss ein Kleid stylen. Deshalb sollte ich erklären: Nein, ich werde bei Monsieur Henri erwartet. Da haben wir dieses großes Projekt, darüber darf ich auch nicht reden. Und die Zeit läuft uns ohnehin schon davon. Ein andermal, okay?
    Doch dann schaue ich in sein Gesicht und sehe, dass er sich nicht rasiert hat und die Baseballkappe richtig herum trägt.
    Und so sitze ich ihm bald danach in einer roten Vinylnische im Honey’s gegenüber, eine schwitzende Cola vor mir, und lausche dem Zwerg, der »Dancing Queen« singt – eine Erfahrung, die ich gar nicht so unangenehm finde.
    »Das muss ich wissen«, sagt Chaz in seine Bierflasche. »Ich weiß, es klingt blöd. Aber – habe ich irgendwas getan – das sie so verändert hat?«
    »Unsinn! Natürlich nicht!«
    »Und was ist passiert? Eine Frau ist doch nicht an einem Tag hetero – und am nächsten lesbisch. Es sei denn, ich habe irgendwas getan, um sie...«
    »Gar nichts hast du getan, Chaz. Es ist genauso, wie Shari es dir erklärt hat – sie hat sich einfach in jemand anderen verliebt. Zufällig ist diese Person eine Frau. Genauso gut hätte sie sich in einen anderen Mann verknallen können.«
    »Sicher nicht.«
    »Doch. So ist es nun einmal mit der Liebe – die treibt die verrücktesten Dinge mit den Leuten. Mach dir keine Vorwürfe. Shari nimmt dir nichts übel, das weiß ich. Auf ihre Art liebt sie dich immer noch.«
    Chaz schneidet eine Grimasse. »Das hat sie erwähnt.«

    »Und es ist wirklich wahr. Sie liebt dich. Nur nicht mehr auf – romantische Weise. So was kommt nun mal vor.«
    »Heißt das...«, beginnt er langsam. »Ich könnte mich eines Tages in einen Jungen verlieben?«
    »Klar, das wäre möglich.« Um die Wahrheit zu gestehen – in einer homosexuellen Beziehung kann ich mir Chaz ganz und gar nicht vorstellen. Und ich bezweifle, dass einer der schwulen Jungs, die ich kenne (und mit denen ich ausgegangen bin), an Chaz interessiert wäre. Denn sein modisches Stilgefühl ist gleich null. Er begeistert sich geradezu beängstigend für College-Basketball, und er legt keinen Wert auf Innenarchitektur. Da wär’s viel eher denkbar, dass Luke sich mit einem anderen Mann einlassen würde.
    »Ist dir das schon mal passiert?«, fragt Chaz.
    »Was?« Ich schaue auf die Uhr über der Theke. Jetzt muss ich wirklich zu Monsieur Henri. Ich habe tausend Ideen, wie ich Jills Brautkleid ändern kann, und es juckt mich in den Fingern, endlich mit der Arbeit anzufangen.
    »Hast du schon mal eine Frau geliebt?«
    »Nun – in meinem Leben gibt’s viele Frauen, die ich bewundere. Ich versuche ihnen nachzueifern und will sie besser kennenlernen. Aber – auf sexuelle Weise, nein.«
    Chaz kratzt mit seinem Daumennagel das Etikett von der Bierflasche. »Hast du mal mit Shari – experimentiert?«
    Wütend werfe ich einen Untersetzer an seinen Kopf. »Nein! Igitt! Du bist genau wie Luke. So, das war’s, ich gehe!«
    »Was?« Erschrocken packt er meinen Arm, bevor ich von der Bank rutschen kann. »Ich habe doch nur gefragt! Weißt du, ich dachte – viele Mädchen tun so was...«

    »Das stimmt nicht. Nicht, dass irgendwas falsch dran wäre. Lass mich los, ich muss zur Arbeit...«
    »Von da kommst du gerade«, unterbricht er mich.
    »Ich habe noch einen Job. In diesem Laden für Brautkleider. Neulich haben wir einen großartigen Auftrag bekommen. Damit muss ich anfangen.«
    »Auf diese Brautmoden bist du

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