Naschkatze
Sie mich bitte in die Werkstatt begleiten …«
»Einverstanden.« Und dann gehen wir an den Henris vorbei, die immer noch wie betäubt dastehen. Wahrscheinlich versuchen sie sich an alle die französischen Gespräche zu erinnern, die sie in meiner Hörweite geführt haben.
Und das waren ziemlich viele.
Hinter den Vorhängen, die unsere Werkstatt abschlie ßen, verstärkt sich der Robbengeruch.
»Tut mir ehrlich leid«, murmelt Jill. »Bevor ich nächstes Mal hierherkomme, ziehe ich mich um.«
»Oh, das ist schon okay«, sage ich und versuche ganz flach zu atmen. »Wenigstens wissen Sie, dass der Junge Sie wirklich lieben muss, wenn er das erträgt.«
»Ja.« Als sie lächelt, wirkt ihr Gesicht – normalerweise nur hübsch – umwerfend schön. »Er liebt mich. Sogar sehr.«
Und da spüre ich einen schmerzhaften Stich im Herzen. Nicht weil ich neidisch bin. Höchstens ein bisschen. Aber vor allem, weil sie etwas hat, das ich mir so sehnlich wünsche. Keine Verlobung mit dem reichsten Junggesellen von Manhattan, keine künftige Schwiegermutter, die ihr Bestes tut, um mir den schönsten Tag in meinem Leben zu verderben.
Nein – ich wünsche mir einen Mann, der mich bedingungslos liebt – selbst wenn ich nach Robben stinke. Der sein restliches Leben mit mir verbringen will (allerdings würde es mir in diesem Moment schon genügen, wenn er bereit wäre, mich zu Weihnachten nach Ann Arbor zu begleiten). Der seine Liebe vor allen Verwandten und Freunden und Reportern bekunden würde, die sich heimlich in die Kirche schleichen. Und genau das habe ich im Augenblick nicht .
Aber – hey, ich arbeite wenigstens dran.
Lizzie Nichols’ Ratgeber für Brautkleider
Nun ist es an der Zeit, die uralte Frage zu stellen: weiß, elfenbeinweiß oder cremeweiß?
Glauben Sie mir, es gibt viele verschiedene Nuancen von Weiß. Das glauben Sie nicht? Dann gehen Sie mal in die Farbenabteilung Ihres Baumarkts. Noch nie haben Sie so viele verschiedene Namen für etwas gelesen, das den meisten Leuten wie eine einzige Farbe vorkommt – es reicht von Eierschale über Navajo bis zu Natur.
Die Zeiten des traditionellen schneeweißen Brautkleids sind längst vorbei. Heutzutage entscheiden sich viele Bräute für Kleider in gebrochenem Weiß, Beige, Rosa oder sogar Blau. Um eine Farbe zu finden, die Ihrem Teint schmeichelt, befolgen Sie diese Regeln:
Schneeweiß – Haben Sie dunkles Haar, dann steht Ihnen das traditionelle Weiß wirklich am besten. Außerdem würde eine Weißschattierung mit einem Hauch von Blau oder Lavendel zu Ihnen passen.
Cremefarben – Sind Sie blond? Mit Ihrem hellen Teint würde ein cremefarbenes Kleid harmonieren. Die goldene Nuance betont die bräunlichen Lichter in Ihrem Kopfputz (damit meine ich Ihr Haar, nicht Ihre Tiara). Erinnern Sie sich an Prinzessin Diana, an ihrem großen Tag …
Elfenbein – Haben Sie hellbraunes Haar? Elfenbeinweiß steht fast jeder Frau. Deshalb wird es auch oft verwendet, wenn man Zimmerwände streicht.
Lizzie Nichols Designs
20
Für einen Philosophen sind alle sogenannten Neuigkeiten Klatsch, und sie werden von alten Frauen verbreitet oder gelesen, während sie Tee trinken.
Henry David Thoreau (1817-1862), amerikanischer Philosoph, Schriftsteller und Naturalist
W o warst du?«, will Luke wissen, als ich am späten Abend endlich nach Hause taumle, mit mehreren Büchern beladen.
»In der Bibliothek. Tut mir leid. Hast du mich angerufen? Dort muss man sein Handy ausschalten.«
Grinsend nimmt er mir die Bücher aus den Armen. »›Schottische Traditionen‹«, beginnt er die Titel vorzulesen. »›Eine schottische Hochzeit‹, ›Tartans und Toast‹. Lizzie, was ist los? Planst du eine Reise auf die grüne Insel?«
»Das ist Irland«, erkläre ich und wickle den Schal von meinem Hals. »Nein, ich ändere ein altes schottisches Brautkleid für eine Kundin. Und du kommst nie drauf, wer das ist.«
»Wahrscheinlich nicht. Hast du schon was gegessen? Ich wärme gerade ein paar Truthahnreste im Backofen auf …«
»Oh, ich bin viel zu aufgeregt, um auch nur einen Bissen runterzukriegen. Rat mal, wer diese Kundin ist!«
»Keine Ahnung.« Luke zuckt die Achseln. »Vielleicht Shari? Will sie eine lesbische Hochzeit arrangieren?«
»Nein.« Mit schmalen Augen starre ich ihn an. »Und ich habe dir doch gesagt, du sollst nicht...«
»Ja, ich weiß, ich darf sie nicht in eine Schublade stecken. Okay, ich geb’s auf. Wer ist deine
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