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Naschkatze

Titel: Naschkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Cabot
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ausgesprochen! Leider merke ich das zu spät... O nein! So vorsichtig bin ich gewesen – so sorgsam habe ich die kleinen Brotkrumen ausgestreut, damit das kleine Waldtier ihnen folgen würde. Jetzt darf ich nicht mit einem Hammer auf seinen Kopf schlagen. Wo er das Ziel beinahe erreicht hätte …
    »Dass du mir einen Verlobungsring schenken wirst«, höre ich mich schluchzen. »Dass du mich bitten wirst, dich zu heiraten.«
    So. Nun ist es mir rausgerutscht, es fliegt durch das Universum, und alle werden es zur Kenntnis nehmen, sogar Luke.
    Und genauso, wie ich es in der Tiefe meines Herzens
immer gewusst habe, noch vor Sharis und Chaz’ Warnungen, ist er entsetzt.
    »Dich heiraten ?« , stößt er hervor. »Lizzie... Klar, ich liebe dich, aber – wir sind erst seit sechs Monaten zusammen!«
    Sechs Monate, sechs Jahre – das ist vollkommen unerheblich. In diesem Moment sehe ich es ein. Es gibt gewisse Waldgeschöpfe, die einem niemals gehören werden – ganz egal, wie viele Krümel man ihnen vor die Nase streut – ganz egal, wie geduldig man wartet. Niemals lassen sie sich zähmen. Weil sie es vorziehen, frei und wild durch den Wald zu laufen.
    Und so ein Geschöpf ist Luke. Alle anderen haben es erkannt. Nur ich nicht. Ich bin der einzige Dummkopf, der sich geweigert hat, die Wahrheit zu akzeptieren. Dass es ihm jetzt gefällt, mit mir zusammenzuleben. Aber nicht für immer. Sechs Monate. Sechs Jahre. Nie wird er sich an jemanden binden.
    Zumindest nicht an mich.
    »Wirklich, ich dachte, wir hätten Spaß miteinander«, sagt er, und sein Kummer wirkt sogar echt. »Ich finde es wundervoll, dass wir zusammenwohnen. Aber eine Ehe … Ich weiß nicht einmal, wo ich nächstes Jahr sein werde. Geschweige denn in vier Jahren, wenn ich mein Medizinstudium abgeschlossen habe. Wie kann ich irgendwen bitten, mich zu heiraten? Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich überhaupt heiraten will – ob das Thema Ehe jemals auf meinem Radar erscheinen wird.«
    »Oh«, wispere ich.
    Was soll ich denn sonst sagen? Offenbar hätten wir dieses Gespräch schon vor einiger Zeit führen sollen.
Wenn er nicht einmal sicher ist, ob er eine Ehe eingehen will – mit mir oder mit irgendjemandem ...
    Es sei denn, er hätte sich das eines Tages gewünscht, wenn ich meine Interessen nur etwas cooler verfolgt hätte. Aber jetzt habe ich meine große Klappe aufgemacht und alles vermasselt. Hätte ich mich bloß etwas länger geduldet...
    Nein, in einem Jahr – oder in zwei Jahren wird er genauso denken. Das sehe ich an der Panik in seinen Augen. In John MacDonalds Blick lese ich etwas ganz anderes, wenn er Jill anschaut. Sogar in Chaz’ Augen hat es aufgeblitzt, wenn er Shari angelächelt hat.
    Warum bin ich so blind gewesen? Wieso ist mir nie aufgefallen, dass dieser besondere Glanz in Lukes Augen fehlt?
    »Das ist schon okay«, sage ich leise. Ich bin müde. Schrecklich müde. So hart habe ich gearbeitet. Und morgen muss ich in ein Flugzeug steigen und nach Hause fliegen.
    Dem Himmel sei Dank. Plötzlich wünsche ich mir nichts sehnlicher, als daheim in den Armen meiner Mutter zu liegen. So wie sich Jill in die Arme ihrer Mutter geworfen hat. Allerdings aus anderen Gründen.
    Jill ist glücklich gewesen. Und das bin ich nicht.
    »O Gott, Lizzie, ich fühle mich grauenvoll«, gesteht Luke. »Wenn ich jemals irgendwas gesagt oder getan habe, das dich auf solche Gedanken bringen musste... Aber du hast mir dauernd erzählt, wie gern du einen eigenen Laden eröffnen würdest. Und deshalb dachte ich, du würdest genauso denken wie ich. Für mich kommt eine Ehe nicht in Frage. Angenommen, wir heiraten, und ich will
mein Studium in Kalifornien abschließen. Dann müsstest du deinen Laden aufgeben. Würdest du das mir zuliebe tun? Wohl kaum. Oder ich kriege einen Job in Vermont, wenn ich meinen Doktor gemacht habe. Würdest du mich nach Vermont begleiten?«
    Ja, natürlich. Überall würde ich mit dir hingehen, Luke, und alles aufgeben, wenn wir nur zusammen sind.
    Aber so etwas empfindet er nicht für mich. Luke springt auf, schaltet die Lampen ein, und ich blinzle ins plötzliche Licht. »Es tut mir so leid, Lizzie. Nun habe ich alles verbockt, nicht wahr?«
    »Nein.« Entschlossen schüttle ich den Kopf, wische mit dem Handrücken die Tränen von meinen Wangen und stehe auf. » Mir tut’s leid. Ich war dumm. Wahrscheinlich, weil ich ständig an Hochzeiten denke. Sozusagen Berufsrisiko. Es ist nur...«
    »Was?« Er kommt zu mir und umarmt mich.

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