Naschkatze
»Was kann ich tun, um das wiedergutzumachen? Das will ich nämlich. Ich möchte auch weiterhin mit dir Spaß haben. So wie bisher.«
»Ja...« Am liebsten würde ich darauf eingehen. Weil – was ist schon dabei?
Und doch – das schaffe ich nicht. Vielleicht, weil ich das strahlende Glück in Jills Augen gesehen habe. Oder weil meine Schwestern morgen nicht fragen werden, ob das ein Verlobungsring an meinem Finger ist, und weil ich nicht cool und lässig antworten kann: Na klar ...
Woran es liegt, weiß ich nicht. Jedenfalls muss ich ehrlich sein. Zu Luke. Und zu mir selber. »Sicher, es ist großartig, wenn man Spaß hat. Aber eines Tages will ich heiraten. Das wünsche ich mir wirklich. Und du willst es nicht.
Welchen Sinn hätte es da, wenn wir zusammenbleiben? Wäre es nicht besser, Schluss zu machen? Schauen wir uns da draußen um – suchen wir jemanden, mit dem wir uns eine Zukunft vorstellen können.«
»Hey!« Luke presst seine Lippen in mein Haar. »Red doch keinen Unsinn! Ich habe nicht gesagt, dass ich mir eine Zukunft mit dir nicht vorstellen kann. Aber im Augenblick weiß ich noch gar nicht, wie meine eigene Zukunft aussehen wird – und erst recht nicht, ob ich sie mit jemandem teilen werde. Wie soll ich dich da einplanen – so gern ich dich auch bei mir habe?«
Ich lege meine Wange an seine Brust, spüre sein gestärktes weißes Hemd mit dem aufgeknöpften Kragen und rieche den schwachen Duft des Eau de Colognes, das er als Aftershave benutzt. Diesen Geruch habe ich immer mit Sex und Fröhlichkeit assoziiert.
Bis jetzt.
»Ja, ich weiß.« Mit sanfter Gewalt schiebe ich ihn von mir. »Und es tut mir ehrlich leid. Trotzdem muss ich mich verabschieden.«
Ich gehe ins Schlafzimmer, wo mein Koffer für die morgige Reise steht. Nur meine Toilettenartikel habe ich noch nicht eingepackt, die hole ich aus dem Bad.
»Soll das ein Witz sein?« Luke ist mir gefolgt.
»Kein Witz«, erwidere ich und stopfe meine Zahnbürste und die Reinigungsmilch in die Luscious Lana-Kosmetiktasche. Was ich mache, sehe ich kaum, weil Tränen meinen Blick verschleiern. Blöde Augen... Ich schiebe mich an Luke vorbei, um die Kosmetiktasche im Koffer zu verstauen. Dann schleife ich ihn zur Wohnungstür.
»Lizzie!«, ruft Luke und versperrt mir den Weg, das Gesicht
voller Sorge. »Was ist denn los mit dir? So habe ich dich noch nie gesehen...«
»Was meinst du denn?« Wie scharf diese Frage klingt – das will ich gar nicht. »Hast du mich noch nie wütend gesehen? Stimmt, weil ich mich immer so nett wie nur möglich benommen habe. Um dir zu beweisen, dass ich deiner würdig bin – eines so großartigen Jungen würdig! Das ist wie – dieses Apartment, dieses schöne Apartment. Ich habe versucht, mich so zu verhalten wie jemand, der hierher gehört – in ein Apartment, wo ein kleiner Renoir an der Wand hängt. Und weißt du, was ich herausgefunden habe? Die Person, die hier lebt, will ich gar nicht sein. Weil ich die Leute nicht mag, die solche Apartments bewohnen – die ihre Ehemänner betrügen und einem Mädchen vorgaukeln, es würde eine gemeinsame Zukunft geben – obwohl sie gar nicht an einer Heirat interessiert sind. Nur an Spaß. Und ich glaube, da habe ich was Besseres verdient.«
Verwirrt blinzelt er mich an. »Wer betrügt hier seinen Ehemann?«
»Frag mal deine Mutter, wen sie am Tag nach Thanksgiving zum Lunch getroffen hat!«, fauche ich, bevor ich mich zurückhalten kann. Dann unterdrücke ich ein Stöhnen. Okay, das war’s... Jetzt muss ich verschwinden. Sofort. »Mach’s gut, Luke.«
Aber er steht mir immer noch im Weg, seine Kinnmuskeln verkrampfen sich. »Mach dich nicht lächerlich, Lizzie!« Nun schlägt er einen ganz anderen Ton an. »Es ist zehn Uhr abends. Wo willst du denn hingehen?«
»Was interessiert dich das schon?«
»Natürlich interessiert mich das. Das weißt du. Wie kannst du nur so reden?«
»Weil ich mich nicht mit dem Augenblick begnüge. Ich brauche eine dauerhafte Liebe. Die verdiene ich.«
Energisch dränge ich mich an ihm vorbei, schließe die Tür auf und stelle den Koffer in den Hausflur. Dann hole ich meinen Mantel und die Handtasche.
Bedauerlicherweise ist ein dramatischer Abgang etwas schwierig, wenn man im Hausflur steht und auf den Lift warten muss. Luke lehnt am Türrahmen des Apartments und starrt mich an. »Natürlich werde ich dir nicht nachlaufen, Lizzie.«
Darauf gebe ich keine Antwort.
»Und morgen fliege ich nach Frankreich.«
Ich verfolge die
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