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Naschmarkt

Naschmarkt

Titel: Naschmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Koschka
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Samstag, 19 . November
    djfleming 8 Du findest mich am Anfang vor Ort: Jeden Tag schreibe ich das Buch. In meinem Leben: grüne Augen, Herz aus Gold und Klang der Stille. vor 6  Stunden
    »Das ist alles?« Katharina betrachtet den Tweet ebenso verwirrt wie ich. Als heute Morgen, nach einem langen, tweetlosen Freitag diese Statusmeldung von djfleming kam, habe ich sofort eine Rundmail an sämtliche Freundinnen geschickt. Doch Stella schreibt an einem wichtigen Artikel, Christine probt
Cats,
Miki arbeitet im
Pies & Pages,
und Rita ist seit der Halloweenparty nicht wirklich gut auf mich zu sprechen. Und an Lorenz brauche ich mich gar nicht erst zu wenden. Zum Glück ist der Buchladen, in dem Katharina beschäftigt ist, nur wenige Straßen von meiner Wohnung entfernt und schließt Samstag schon um drei. Darum sitzt sie jetzt auf meiner Couch vor dem Computer und tippt sich nachdenklich an die Wange.
    »Keine Erklärung? Keine weitere Info?«
    »Nur diese wenigen kryptischen Worte. Kannst du damit etwas anfangen? Vielleicht ist es ein Zitat von irgendeinem Autor, den ich nicht kenne. Es klingt fast wie ein Aphorismus.«
    Katharina besitzt ein tolles Gedächtnis. Außerdem führt sie in ihrem Bücher-Blog eine Art Verzeichnis über die Bücher, die sie gelesen hat, und notiert sich darin die besten Sätze. Ihre Rezensionen sind voll scharfer Beobachtungsgabe, was man ihr bei ihrer gemütlichen Art gar nicht zutraut. Was Literatur betrifft, ist sie ein wandelndes Zitatenlexikon. Darauf setze ich all meine Hoffnungen.
    »Hm, noch nie gehört. Trotzdem kommt es mir bekannt vor. Ich weiß bloß nicht, woher. Erzähl mir mehr von ihm, möglicherweise hilft das bei der Lösung des Rätsels.«
    An Katharina habe ich zudem stets bewundert, wie rational sie denkt. Sie nähert sich einem Problem von der Wurzel her, während ich nur die Auswüchse wahrnehme.
    »Er benutzt viele Elemente aus Hornbys
High Fidelity.
Der Name, djfleming, könnte Rob Fleming, Hornbys Protagonist sein. Die Top-Five-Listen zum Beispiel. Außerdem scheint er im Geocaching versiert zu sein und weiß Dinge, eine Menge Dinge über mich, die er gar nicht wissen kann.«
    »Denkst du, djfleming ist eine Person, die du kennst?«
    Kurz sehe ich so eine Person mit einer Zeitung unterm Arm das Café Gloriette betreten. Eine sehr vertraute Gestalt.
    »Mit Sicherheit ist es jemand, der
mich
gut kennt.«
    »Okay, fangen wir vorne an.
Du findest mich am Anfang vor Ort.
Was soll das heißen?«
    »Ein Hinweis auf den Ort des Treffens«, mutmaße ich. »Und dieser Ort muss etwas mit einem Buch zu tun haben. Die
Beads
«, füge ich als Erklärung hinzu, »alle bisherigen Botschaften waren mit den Glücks-
Beads
verknüpft, die ihr mir zum Dreißigsten geschenkt habt.«
    »Gut, eventuell ein Buchladen. Oder eine Bücherei. Aber am Anfang von was?«
    Ich schüttle den Kopf zum Zeichen, dass ich keine Ahnung habe.
    »Also weiter.
Jeden Tag schreibe ich das Buch.
Er könnte Schriftsteller sein. Alternativ bezieht sich die Aussage wiederum auf den Ort, an dem du ihn treffen sollst. Vielleicht auch auf Hornby. Wäre das nicht ziemlich typisch für Hornby, Dinge zu nennen, die in seinem Leben eine Rolle spielen?«
    »Männer haben generell ein Bedürfnis, alles zu kategorisieren«, erwidere ich. »Gib ihnen beliebige fünf Gegenstände in die Hand, sie finden für jeden eine Schublade.«
    »Bis auf Socken.«
    Ich muss lachen. Das Geräusch klingt fremd, aber nicht unangenehm.
    »Okay, Dotti, dann zu den Punkten. Grüne Augen, das dürfte logisch sein. Er spielt auf deine Augenfarbe an.«
    »Klar«, rufe ich. »Die Kontaktlinsen!«
    Ich sehe mich auf dem Boden der Operntreppe herumtasten, während eine Männerstimme fragt …
    »Alles in Ordnung?« Katharina mustert mich besorgt.
    »Ja, ich habe gerade etwas überlegt. Der Mann auf der Treppe. Seine Stimme.« Ich zermartere mir das Hirn, aber ich komme nicht drauf. Immer fehlt ein Teil, oder ich bin längst zu verpeilt, um es in dem Haufen von Erlebnissen zu finden.
    »Mist!«
    »Langsam, Dotti. Der Reihe nach. Das
Herz aus Gold.
Das kann ein Kompliment sein. Oder ein weiteres Rätsel. Mal sehen …«
    Sie öffnet ein Google-Fenster und tippt die Worte in die Suchmaske.
    »Oberstes Ergebnis: Douglas Adams bei Wikipedia.
Per Anhalter durch die Galaxis.
Die
Herz aus Gold
ist das erste Raumschiff im Universum, das durch den unendlichen Unwahrscheinlichkeitsdrive angetrieben wird.«
    Wir starren in stummer

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