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Naschmarkt

Naschmarkt

Titel: Naschmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Koschka
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Existenzen zu einer Herzensverbindung. Zuneigung«, ergänzte er, als Feit ihn verständnislos anstarrte. Offenbar hatte er es mit einer Art Partnervermittlungsagentur zu tun.
    »
Wir helfen der menschlichen Natur auf die Sprünge. Dabei wenden wir die unterschiedlichsten Methoden an, angefangen bei so simplen Dingen wie prädeterminierte Begegnungen. Der sogenannte Zufall, Herr Gold, ist nur eine geschickt manipulierte Version der Gegenwart. Angenommen …«, er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und ging Richtung Schreibtisch, so dass Feit nichts anderes übrigblieb, als neben ihm herzulaufen. »Angenommen, Sie treffen die Frau Ihres Lebens auf dem Supermarktparkplatz, wo Sie ihr dabei helfen, die Einkäufe im Kofferraum zu verstauen. Denken Sie, dass Sie zufällig in diesem Moment an Ort und Stelle sind? Überlegen Sie mal! Ampelphasen, Verkehrsstau, der Katalog mit den Sonderangeboten, die Baustelle auf Ihrem gewohnten Heimweg, die Umleitung: Sie sehen, es gibt keine Zufälle. Es gibt
KUPPITSCHEK

     
    Glahnz macht eine kunstvolle Pause und sieht von seinem Roman auf. Es ist mucksmäuschenstill im
Pies & Pages,
alle hängen gebannt an den Lippen des Autors.
     
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie so etwas wie das Schicksal sind?«
    Kuppitschek stoppte abrupt und hob den langgliedrigen Zeigefinger.
    »Falsch, Herr Gold! Wir sind lediglich eine Firma, die dem Schicksal auf die Sprünge hilft. Mit jedem verfügbaren Mittel.« Er machte mit den Händen eine Geste, als spannte er einen unsichtbaren Bogen und schösse einen Pfeil ab.
    »Und um die zweite Frage zu beantworten, die Sie mir nicht gestellt haben: Wir haben Sie als Mitarbeiter in Betracht gezogen, weil wir Sie für talentiert halten. Äußerst talentiert. Sie haben die seltene Fähigkeit, aus profanen Worten Gold zu machen. Dadurch sind Sie uns positiv aufgefallen, weshalb wir Ihnen heute ein Jobangebot unterbreiten wollen. Bitte«, er deutete auf den Stuhl vor dem Schreibtisch, »nehmen Sie doch Platz!«
    Feit setzte sich. Er rieb sich beide Ohrläppchen, weil das Gefühl von Taubheit nun seinen gesamten Körper erfasst hatte.
    »Bitte schön!« Kuppitschek, der in voller Größe hinter dem Schreibtisch stand, schob ihm einen Stapel Papier zu. »Ihr Vertrag. Ich ersuche Sie, sich alles genau durchzulesen, ehe Sie unterschreiben. Besonders Absatz sieben, Punkt zwei.«
    »Entschuldigen Sie, Herr Kuppitschek«, devot, schon wieder, »dürfte ich vorher erfahren, um was für einen Job es sich handelt?«
    »Ah, der Job«, sagte Kuppitschek leise und ließ sich in den Schreibtischsessel fallen. Im Sitzen wirkte er fast noch größer. Die schwarzen Augen fixierten Feit von oben herab wie riesige prüfende Kameraobjektive. »Ihre Aufgabe sind die Worte, Herr Gold. Sie fungieren als Sprachrohr der Liebe. Mein Assistent Robin Gutfreund wird Ihnen Ihre Aufträge zukommen lassen. Dabei handelt es sich um Botschaften, die Sie an bestimmten Orten zu bestimmten Zeiten hinterlassen werden. Zu welchem Zweck und für wen, das braucht Sie nicht zu interessieren. Die Worte sind Ihr Metier, nicht die Zusammenhänge. Die können Sie getrost uns überlassen. Die Anweisungen sind unter allen Umständen zu befolgen, andernfalls müssen Sie mit ernsten Konsequenzen rechnen. Noch Fragen?«
     
    Ganz vorne in der ersten Reihe hebt jemand die Hand. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, um zu erkennen, wer es ist. Offensichtlich hat sich irgendwer im Publikum angesprochen gefühlt. Glahnz lächelt die Person an.
    »Ja, bitte?«
    »Ich finde, das ist eine sehr desillusionierende Erklärung für die Liebe.«
    Glahnz nickt.
    »Ein weiser Mensch hat einmal die treffenden Worte gesprochen:
Liebe gibt es nur im Kopf.
Ich vertrete mit
KUPPITSCHEK
eine andere Devise:
Liebe gibt es nicht ohne Kopf.
Liebe ist kein Glas mit entsteinten Süßkirschen, sondern ein hoher, schwer erreichbarer Baum, den man erklimmen muss, um Früchte zu pflücken. Diese werden Kerne haben, manchmal Würmer, und hin und wieder fällt man ganz schön tief. Aber wenn man mich fragen würde, würde ich sagen: Ich glaube an die Liebe.«
    Spontaner Applaus im Lokal. Ich stehe an meinem Platz wie festgefroren, nicht fähig, auch nur die kleine Zehe zu rühren. Alles an mir ist gerade eben stehengeblieben. Wie ein defektes Uhrwerk verharre ich an Ort und Stelle. Nichts macht noch Sinn, selbst atmen ist schwer.
    Florian Glahnz lässt seinen Blick über seine Beifall klatschende Zuhörerschaft schweifen, und als er

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