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Naschmarkt

Naschmarkt

Titel: Naschmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Koschka
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Sorten von Mauerblümchen. Lorenz und ich sind weit und breit das einzige Pärchen, wobei ja keiner wissen kann, dass das lediglich Wunschkino im Kopf von Harry Potter persönlich ist. Ich dagegen sehe zum ersten Mal seit Jahren klar, und die Erinnerung schlägt mit voller Wucht zu. Diesmal gibt es kein Entkommen. Die Schreie der Möwen sind zu laut, und das Bild vor meinem inneren Auge ist zu deutlich.
    Wir stehen an der Reling des Vaporettos, das langsam den Canal Grande entlangfährt. Ausgerechnet in Sichtweite der Rialtobrücke bricht die Sonne durch den ansonsten bewölkten Himmel, und ich denke: Scheiße, das ist das Happy-End-Wetter. Paul, der bis dahin konzentriert ins Wasser gestarrt hat, wendet sich mir zu. Er lächelt nicht, sondern sieht mich todernst an. Bei diesem Blick dreht sich mir der Magen fast um, und alles um mich wird verschwommen, so als hätte mir jemand die Brille …
»Dotti?«
    Ich finde mich in Lorenz’ Armen wieder, während Rita mir besorgt die Wange tätschelt. »Alles okay? Du bist plötzlich nach vorne gekippt. Hier, deine Brille, ich konnte sie grade noch auffangen.«
    Ich löse mich hastig von Lorenz, nehme die Brille und setze sie auf. Augenblicklich wird mein Sichtfeld klarer, wenn meine Knie auch noch ein wenig zittern und mein Knöchel unangenehm pocht. Ich muss raus, und zwar schleunigst. Doch wie werde ich Lorenz los?
    »Wasser«, flüstere ich, hollywoodreif. »Kannst du mir ein Glas Wasser holen?«
    Lorenz eilt sofort davon. Kaum ist er weg, mache ich Rita ein Zeichen. Aber sie reagiert nicht. Sie steht stocksteif da und glotzt mich aus großen Augen an.
    »Rita?«
    »Mir ist schlecht«, ist das Einzige, was sie rausbringt, ehe sie im Laufschritt Kurs aufs Badezimmer nimmt.
    »Ich sagte doch, die Cevapcici sind besser zu meiden«, höre ich die Stimme der jungen Offizierin aus irgendeiner Ecke. Verdammt! Also muss ich versuchen, ohne Rita zu entkommen.
    Vorsichtig, um auf meinen wackeligen Beinen nicht zu stürzen, gehe ich in die Richtung, in der ich die Wohnungstür vermute. Dabei befreie ich mich vom lästigen Hogwarts-Umhang und plaziere meinen Teller mit Cevapcici auf der Stereoanlage – dem einzigen freien Platz. Als ich endlich das Wohnzimmer durchquert habe, was zwischen spastisch tanzenden Elfen gar kein leichtes Unterfangen ist, stelle ich fest, dass ich in eine Sackgasse gelaufen bin. Denn nach dem Wohnzimmer kommt nur das Schlafzimmer, wie mir ein Blick in einen schwach beleuchteten Raum mit Hochbett und Alan-Rickman-Schrein samt Grablicht darunter verrät. Ich kehre um, doch in dem Moment sehe ich Lorenz, der mit einem Glas Wasser in der Hand irritiert nach mir Ausschau hält. Fluchend ziehe ich mich wieder ins Schlafzimmer zurück.
    »Brauchen Sie Hilfe?«, flüstert eine Stimme hinter mir.
    Ich drehe mich um und kann einen Schrei gerade noch unterdrücken. Es ist Mister Pferdekopf, der im Halbdunkel wie Frankenstein höchstpersönlich aussieht.
    Ein helles, warmes Lachen erklingt, ein Lachen, das mich an irgendetwas erinnert.
    »Wissen Sie, wie ich hier rauskomme?«, raune ich Pferdekopf zu.
    »Natürlich.« Er lacht erneut und nimmt mich bei der Hand. Seltsamerweise fühlt sich dieser spontane Körperkontakt nicht unangenehm an. Ich versuche, etwas von meinem Begleiter zu erkennen, doch der Pferdekopf und die Lichtsituation machen es unmöglich. Durch eine Tür neben dem Alan-Rickman-Schrein geht es ins Badezimmer. Hier ist es zwar hell, aber den Anblick von Rita, die hustend über der Kloschüssel hängt, hätte ich mir gern erspart. Lady Gaga am Tiefpunkt ihrer Karriere oder Rotkäppchen, vom Wolf ausgespuckt. Sie hebt den Kopf und sieht uns verwirrt an.
    »Entschuldigung«, sagt Pferdekopf und zieht mich hinter sich her zur anderen Badezimmertür. Er entriegelt sie, und zu meiner grenzenlosen Erleichterung führt sie direkt in den Flur. Jetzt weiß ich endlich, wofür Durchgangsbadezimmer gut sind. Professor Dumbledore, oder wer auch immer seine Finger im Spiel hatte, ich danke von Herzen für diesen Wink des Schicksals.
    Nach wie vor leicht benommen stolpere ich aus der Wohnungstür hinaus. Rita ist mir dicht auf den Fersen und hält sich an meinem Arm fest.
    »Kommen Sie zurecht? Ich rufe Ihnen ein Taxi, warten Sie einfach vor dem Haustor,« höre ich den Pferdekopf rufen.
    »Danke«, ist das Einzige, das mir als Antwort einfällt.
    »Keine Ursache. Und denken Sie daran, dass Prinzen und Herzöge etwas gemeinsam haben.«
    »Und das wäre?«
    »Sie

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