Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
Vom Netzwerk:
kam. Wie alle Bewohner Talarias hatte er immer geglaubt, die Welt sei eine Scheibe und werde von Miras ausgebreiteten Armen gehalten.
    »Nein, sie ist eine Kugel«, sagte Verba, als sie auf dem Flug darüber redeten. »Wie ein großer Ball, nur ein klein wenig zusammengepresst.«
    »Und was hält sie?«, fragte Saiph ungläubig.
    »Nichts. Sie dreht sich frei um sich selbst und um die beiden Sonnen.«
    »Was soll das heißen, sie dreht sich? Es sind doch die beiden Sonnen, die sich um uns drehen«, entgegnete Saiph überzeugt.
    »Du hast noch einiges zu lernen, Junge. Aber es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, dir das alles zu erklären. Vertrau mir einfach, ich kenne die Welt, ich habe sie kennengelernt, habe sie in alle Richtungen durchquert. Zehntausend Jahre, die muss man erst einmal herumbringen.«
    »Und diese lange Zeit hast du dich von Assys ferngehalten, oder besser von dem, was davon übrig ist?«
    »Genau«, antwortete Verba mit düsterer Miene und sah wieder nach vorn.
    Sie flogen, bis die beiden Sonnen hinter dem Horizont zu verschwinden begannen. Jetzt konnte Saiph die Umrisse von Miraval und Cetus genauer erkennen, ihre unterschiedlichen Dimensionen und das schmale leuchtende Band, das sie verknüpfte. Je länger er sich mit dem Geschehen am Himmel beschäftigte, desto überzeugter war er, dass dies der Kern des Problems war, diese Verbindung, die wie ein zwischen den Sonnen gespannter Faden aussah und vielleicht nur zerschnitten werden musste, damit alle gerettet würden.
    Kaum waren sie gelandet, stürzte sich Kalatwa gierig auf den Sand und fraß davon. Saiph war sprachlos, während Verba danebenstand und kicherte.
    »Ich habe dir ja gesagt, dass es hier Wasser gibt. Zwar nur in verschwindend geringer Menge, als nicht wahrnehmbare Feuchtigkeit im Sand, aber Wasser ist es. Auch wenn es nicht reicht, um Pflanzen wachsen zu lassen, Kalatwa begnügt sich damit und kann so in der Wüste leben.«
    »Du hast mir doch erzählt, dass die Pa’tlakas in Höhlen leben, und als ich Kalatwa zum ersten Mal sah, stand sie sogar im Wasser.
    »Schon, aber sie können auch in der Wüste weite Strecken ohne zu trinken zurücklegen. Dazu speichern sie Wasser, wenn sie sich in feuchten Höhlen aufhalten, und zehren davon, wenn es nötig ist. Weiter südlich erstreckt sich noch ein weiteres Gebirge wie die Marini-Berge. Zwischen diesen beiden Bergketten sind die Pa’tlakas mindestens einmal im Jahr unterwegs. Es ist eine echte Wanderung. Sie legen dort ihre Eier ab und kehren dann nach Hause zurück. Wenn die Jungen dann schlüpfen, bilden sie neue Kolonien.«
    Fasziniert hörte Saiph, was Verba ihm erzählte, und dachte darüber nach, wie viele verschiedene Lebewesen auf Nashira heimisch waren.
    Nachdem sie sich ein wenig gestärkt hatten, legten sie sich zum Schlafen nieder. Gerade als Saiph die Augen zufallen wollten, zerriss ein mächtiger Donner die Stille. Ein einziger Stoß, verbunden mit einem nicht enden wollenden Dröhnen, während die Erde unter ihren Füßen bebte, als habe eine gigantische Hand sie gepackt und durchgeschüttelt. Sie krallten sich auf dem Boden fest und sahen, dass in nächster Nähe die Erde aufgerissen war und ein breiter Spalt klaffte, aus dem dichte Rauchwolken aufstiegen.
    »Nicht einatmen! Press dir die Maske vors Gesicht!«, rief Verba, und Saiph gehorchte.
    So lagen sie lange da, auch als der Erdstoß schon längst verebbt war. Kalatwa zitterte, und Schauer durchliefen ihre Flügel, während sich Saiphs Herzschlag einfach nicht beruhigte.
    Schließlich stand Verba auf, holte aus seinem Quersack eine neue Maske hervor und reichte sie Saiph. »Atme!«
    »Was war das?«, fragte er, als er endlich seine Sprache wiedergefunden hatte.
    Ein Moment lang blickte Verba ihn verwirrt an. »Ach, stimmt ja, du hast so etwas wohl noch nie erlebt«, antwortete er dann. »Die Erde hat gebebt, weil es unter der Oberfläche, in Hunderttausenden von Ellen Tiefe, raucht und brodelt. Hin und wieder drängt diese kochende Masse hinaus. Aber die Dämpfe sind giftig, und wenn man sie einatmet, kann man daran sterben.« Und als er den fragenden Blick von Saiph sah, fügte er hinzu: »Das ist ganz normal, auch wenn es neu für dich ist. Du kannst dich also wieder schlafen legen.«
    Doch Saiph machte kein Auge mehr zu. Bis vor Kurzem hatte er an einem Ort gelebt, wo es zwar Leid und Ungerechtigkeiten gab, aber die Erde nicht bebte, die Sonnen nicht explodierten und alles so geordnet war, wie man es seit

Weitere Kostenlose Bücher