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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Ewigkeiten kannte. Eine Hand im Sand, blickte er hinauf zu den Sternen und dachte, dass es nichts gab, worauf er sich wirklich verlassen konnte, weder am Himmel noch auf der Erde. Und so deutlich wie nie zuvor ging ihm der Sinn von Verbas Worten auf: Wissen zu wollen war ein Fluch, und zum ersten Mal bereute er tatsächlich, diesen Weg eingeschlagen zu haben.

35
    S aiph kam die Wüste endlos vor, und die Landschaft, die unter ihnen hinwegzog, blieb immer gleich. Nur an der Abnahme ihrer Vorräte konnte er das Verstreichen der Zeit ablesen. Am zehnten Tag ihrer Reise war ihr Wasser verbraucht.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Saiph.
    Statt einer Antwort ließ Verba Kalatwa landen und nahm ihr das Zaumzeug ab. Das Tier war erregt und stieß in einem fort seltsame Pfeif- und Schnalzlaute aus. Dann legte es die Flügel an und stürzte sich kopfüber in den Sand. In kürzester Zeit war das Insektenweibchen verschwunden und hinterließ nur noch ein großes Loch. Saiph war sprachlos.
    Mit einem zufriedenen Lächeln blickte Verba ihn an. »Das wird noch ein wenig dauern«, brummte er.
    Sie setzten sich und aßen etwas, Verba ein paar Insekten, die er im Sand gefangen hatte, Saiph ein wenig von den getrockneten Kräutern, die sie mitgenommen hatten.
    »Mach dir keine Gedanken, in ein paar Tagen liegt die Wüste hinter uns, dann werden wir mehr zu essen für uns finden«, erklärte Verba und deutete auf die Umrisse einer hohen Gebirgskette. Als diese Berge zum ersten Mal aufgetaucht waren, waren sie nur ein schmaler rötlicher Streifen am Horizont gewesen, doch nun zeichneten sie sich mächtig im Dunst vor ihnen ab. »Das ist die Assys-Barriere. Etwa hundert Meilen hinter diesen Bergen beginnt Assys, oder das, was von dem Land geblieben ist.«
    Saiph schirmte die Augen mit der flachen Hand gegen die Sonnen ab und betrachtete die Kette. Sie waren also nicht mehr weit von ihrem Ziel entfernt, dachte er erleichtert.
    Da begann die Erde wieder zu beben wie vor einigen Nächten, aber glücklicherweise dauerte es nicht so lange. Aus dem Loch, in dem Kalatwa verschwunden war, begann eine Quelle zu sprudeln, und einige Ellen entfernt bohrte sich das Rieseninsekt wieder aus dem Boden. Es warf den Kopf hin und her und war mit einer dünnen Schicht feuchten Sandes bedeckt.
    »Unglaublich …«, murmelte Saiph vor Staunen ganz erstarrt.
    Rasch holte Verba die ledernen Wasserschläuche hervor und warf ihm ein paar zu. »Los, beeil dich, das hört gleich wieder auf.«
    Saiph gehorchte und füllte so viele Schläuche wie möglich. Bald wurde das Sprudeln schwächer, die Quelle versiegte, und übrig blieb nur eine kleine Pfütze, die der Sand in kürzester Zeit aufsaugte.
    »Was ist das für Wasser?«
    »Hauptsächlich Regenwasser. Der Sand kann es nicht speichern, und so sickert es in tiefere Schichten, bis es auf Fels stößt. Dort sammelt es sich und rinnt dann zwar noch weiter, aber so langsam, dass sich richtige unterirdische Seen bilden können. Durch den Sand darüber wird es zusammengepresst, sodass es in die Höhe schießt, wenn man nur tief genug gräb t. Es ist, als ob du einen Beutel mit Flüssigkeit auf einer Seite zusammendrückst, damit sie auf der anderen Seite austritt. Jedenfalls schaffen es die Pa’tlakas, sich so tief in die Erde zu bohren, dass das Wasser hervorschießen kann. Und sie finden immer die richtigen Stellen. Irgendwie müssen sie das wittern.«
    Wie viele Geheimnisse dieser Planet doch birgt , dachte Saiph voller Bewunderung, aber auch ein wenig beunruhigt.
    Den ganzen Tag flogen sie, und nachts lagerten sie wieder wie am Abend zuvor. Dank der frischen Wasservorräte konnte sich Saiph eine Suppe zubereiten. Seit Tagen hatte er nichts Warmes mehr gegessen, und diese Mahlzeit stärkte ihn nicht nur, sondern schenkte ihm auch neuen Mut. Glühte die Wüste tagsüber vor Hitze, so sanken die Temperaturen, sobald es dunkel wurde, in einem Maße ab, dass sie sich in ihre Decken einwickeln mussten, um sich zu wärmen.
    Kalatwa, erschöpft von dem langen Flug, versank bald in tiefen Schlaf.
    Verba betrachtete sie besorgt. »Heute Nacht können wir uns nicht auf ihre Witterung verlassen«, sagte er, wobei er sich nervös auf die Lippen biss. »Sie ist zu müde und merkt nicht mehr, wenn von irgendwoher Gefahr droht.«
    »Wovor hast du denn Angst?«, fragte Saiph.
    »Nun, die Wüste ist niemals ganz … wüst und leer. Es gibt einige gefährliche Tierarten, die sich im Sand verbergen. Nicht viele, aber sie sind

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