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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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aber nicht, was Verba damit meinte.
    »Hör mal zu, Junge. Ich weiß, diese Dinge sind für dich nicht leicht zu verstehen. Aber nach dem, was mir meine Lehrmeister beigebracht haben, müsste sich ein Prozess von solchem Ausmaß nicht über Tausende, sondern Millionen von Jahren vollziehen. Und ein Neubeginn, der menschliche Wesen hervorbringt, die den vorherigen so ähneln, wie es hier der Fall ist, sollte eigentlich undenkbar sein. Aber wie du siehst, ist es geschehen. Nur, was genau dahintersteckt, kann ich dir nicht sagen. Ich habe es aufgeben, Geheimnisse ergründen zu wollen, die ich nicht lösen kann.«
    »Bis jetzt noch.«
    »Los, steig auf«, antwortete Verba nur, ohne auf die Bemerkung einzugehen, und klopfte ein paarmal auf den Ledersattel. »Es ist Zeit, sich auf den Weg zu machen.«
    Saiph sah zu dem Eingang hoch, durch den sie hereingekommen waren. Er war viel zu schmal für Kalatwas gewaltigen Körper. »Da passt sie doch niemals durch …«
    »Wer sagt denn, dass wir diesen Ausgang nehmen?«
    So kletterten sie – Saiph ängstlich und widerwillig – auf den Rücken des Insekts. Verba zog die Zügel an, woraufhin Kalatwa ein Pfeifen ausstieß und rasend schnell mit den Flügeln schlug, dass sie nicht mehr zu erkennen waren, sondern nur noch wie eine bläuliche Dunstwolke wirkten. Das Summen war so laut, dass Saiph sich gern die Ohren zugehalten hätte, aber dann hätte er sich nicht mehr an Verba festhalten können und wäre aus dem Sattel gekippt.
    Kalatwa hob ab, flog eine Schleife und schoss dann blitzschnell in einen Seitengang hinein, der sich im Fels öffnete. Saiph nahm alles nur noch schemenhaft wahr, aber er meinte, eine moosbewachsene Felswand zu erkennen, an der seltsame Lebewesen schlängelten. Dann umfing sie Tageslicht, und wie ein Peitschenhieb trafen sie die heißen Strahlen der beiden Sonnen.
    Sie waren draußen und flogen über eine weite gelbliche Landschaft hinweg. Die Erde unter ihnen war zerklüftet und aufgerissen: Aus der Höhe erkannte Saiph sogar Spuren echter Wellen, die sich in das Gelände eingegraben hatten und als bizarre regelmäßige Muster sichtbar waren. Sie brachen sich an steilen Dünen, über die hier und da Spuren von Tieren verliefen.
    »Willkommen in der Wüste!«, rief Verba.
    Saiph blickte über die grenzenlose Sandfläche und stellte sich vor, wie sie von Wasser überschwemmt war. Zum ersten Mal gelang es ihm, sich das Meer auszumalen. Sie glitten über einen Ozean aus Sand, den noch kein Femtit vor ihm je gesehen hatte, auf dem Weg zu einer Stadt, die – wie ihm klar wurde – in allem dem sagenhaften Beata entsprach, jener Stadt, von der die Angehörigen seines Volkes seit Jahrhunderten fabulierten und von der Talitha die ganze Kindheit über geträumt hatte. Ein Hochgefühl ergriff ihn, eine Freude, etwas sehen zu dürfen, das vor ihm nur Verbas Augen erblickt hatten, zu entdecken, dass die Welt sehr viel weiter war, als er jemals geglaubt hatte, und voller Wunder und Erscheinungen war, die man entdecken und verstehen musste, ein völlig unbekanntes Universum, das man erkunden musste.
    Er entspannte sich, ließ die Arme hängen und genoss den Blick. Es war einfach wunderbar, Nashira neu zu entdecken.

    Das Reisen auf Kalatwas Rücken war eine ganz neue Erfahrung. Flog man einen Drachen, musste man stets aufpassen, nicht abgeworfen zu werden, denn man hüpfte heftig auf und ab und konnte leicht aus dem Sattel rutschen. Kalatwa hingegen bewegte nur die Flügel und hielt ihren Körper völlig ruhig. Nur der enorme Wind hätte einen aus dem Gleichgewicht bringen können, denn das Insekt flog mindestens doppelt so schnell wie ein Drache. Aber sonst war dieses Fliegen wirklich angenehm.
    Die Landschaft empfand Saiph bald als monoton. Sand, überall, so weit das Auge reichte, nichts als Sand. Von Wasser keine Spur, und auch nicht von Büschen oder Bäumen. Ein wenig Abwechslung boten nur diese gigantischen Formen, die das Profil der einstigen Dünen nachzeichneten, die von oben betrachtet aber auch die Spuren irgendwelcher Rieseninsekten hätten sein können. Irgendwann machte sich Saiph wegen ihrer Vorräte Gedanken. Sie hatten zwar ziemlich viel dabei, aber er wusste nicht, wie lange die Reise dauern würde. Verba hatte gesagt, die Hauptstadt liege, von Talaria aus betrachtet, am entgegengesetzten Ende Nashiras, eine Distanz, die Saiph, gelinde gesagt, unermesslich vorkam. Nicht zuletzt, weil nicht einmal die Priester eine Ahnung hatten, was hinter der Wüste

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