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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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ihren großen ausdruckslosen Augen ansah.

    Sie flogen anderthalb Tage ohne Pause, um möglichst weit von der Wüste und ihren Gefahren wegzukommen. Dann erreichten sie die Hänge der Assys-Barriere und legten sich auf dem nackten Fels zum Schlafen nieder.
    Verba war schon wach, als Saiph die Augen aufschlug. »Wie lange brauchen wir noch bis zur Hauptstadt?«, fragte er.
    Verba antwortete nicht. Er blickte auf die Wüste, die sie hinter sich gelassen hatten, und wirkte eher traurig als erleichtert.
    »Eine Woche«, sagte er schließlich. »Aber zunächst müssen wir Kalatwa eine Pause gönnen. Das lange Fliegen und vor allem der Einsatz ihres Stachels im Kampf hat sie viel Kraft gekostet.«
    Saiph verzog das Gesicht. »Ich halte es an diesem Ort nicht mehr aus.«
    »Beklag dich nicht. Den gefährlichsten Teil des Weges haben wir hinter uns. Die Tierwelt in der Assys-Barriere ist viel harmloser als in der Wüste.«
    Verba stand auf, und Saiph beobachtete, wie er sein Schwert in die Hand nahm.
    »Wo willst du hin?«
    »Wir brauchen etwas zu essen. Etwas Richtiges. Pass auf Kalatwa auf.« Ohne ein weiteres Wort ging Verba davon, und Saiph begriff, dass lange verschüttete Erinnerungen Verba aufwühlten und er einen Moment allein sein wollte.
    So beschloss er, die Umgebung auf eigene Faust zu erkunden. In letzter Zeit war Nashira für ihn immer mehr zu einem unwiderstehlichen Geheimnis geworden, das er um jeden Preis aufdecken wollte. Lernen, Dinge erforschen und durchschauen – das hatte ihm schon immer Spaß gemacht, aber niemals hätte er geglaubt, dass das Unbekannte einmal eine derartige Faszination auf ihn ausüben könnte. Sie überwand jede Angst und drängte alle anderen Regungen in den Hintergrund. Vielleicht war es seine Bestimmung, etwas zu entdecken, was noch niemand vor ihm gesehen hatte.
    Dennoch waren die Höhenzüge der Assys-Barriere eine Enttäuschung. Keinerlei Leben, keinerlei Spuren einer vergessenen Vergangenheit. Die Pflanzen, die hier wuchsen, sahen nicht so anders aus als jene, die man in Talaria fernab des schützenden Schattens eines Talareths finden konnte: Sie besaßen schwarze Blätter, rötliche Stämme und sahen widerstandsfähig aus.
    Saiph wanderte bis zu einer Anhöhe hinauf und überblickte von dort aus zum ersten Mal, was ihn nun erwartete. Die Assys-Barriere war eher schmal, und dahinter erstreckte sich eine verdorrte flache Landschaft. Assys, oder das, was davon übrig war. Auf diese Entfernung sah das Land wie die Wüste aus, die sie gerade durchquert hatten.

    Am zweiten Tag jedoch änderte sich das Bild. Sie überflogen eine gelbliche Ebene, rissig von der Sonne, und landeten abends bei einem Bach, der in einem viel breiteren Bett floss, das von seltsam regelmäßig geformten Felsen eingefasst wurde. Saiph war hingerissen. Zum ersten Mal seit langer Zeit waren sie wieder in einer Landschaft, die keine langweilige Einöde war. Als Verba eingeschlafen war, griff er zu einem glühenden Holzscheit und ging zu den Felsen. Was er dort sah, verschlug ihm den Atem. Diese Felsen waren ein Wald, oder genauer die Reste eines Waldes. Die Bäume mit den gerade mal eine Elle hohen Stämmen schienen niedergebrannt und zu Stein erstarrt so wie das gigantische Schiff in der Großen Weißen Ebene.
    Saiph ließ die Baumreihe hinter sich und fand weiteres, noch seltsamer geformtes Gestein. Die rechteckigen oder quadratischen Stücke waren eine Hand breit und lagen in geordneten Reihen über den Boden verteilt. Er nahm einen Stein und begriff, dass er von Menschenhand gemacht worden war, ein Backstein, der im Laufe der Jahrhunderte grau wie Fels geworden waren. Sein Herz schlug schneller: Das mussten die Reste der assytischen Kultur sein. Aber mehr schien von den einstigen Bewohnern Nashiras nicht erhalten zu sein.
    Vorsichtig, als betrete er einen heiligen Ort, bewegte er sich zwischen den Relikten. Er erkannte die Grundrisse runder Gebäude an langen Reihen felsgrauer Backsteine, die kaum mehr als wenige Zoll hoch waren. Alles andere der Gebäude war vollständig zerstört.
    Je länger Saiph dort umherwanderte und er sich an diesen unglaublichen Anblick gewöhnte, desto klarer erkannte er Straßen, Sockel von Statuen oder Brunnen, die jenen in Talaria ganz ähnlich waren.
    Irgendwann sah er, im Schein seiner Fackel, auf einem versteinerten Erdhaufen etwas Weißes schimmern. Als er näher tr at, erkannte er ein halbes Gesicht, das in einen marmoräh nlichen Stein gemeißelt war. Das Einzige, was

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