Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Rückens zog sich eine Reihe dunkler Stacheln.
Trotz ihrer geringen Körpergröße sahen die Tiere bedrohlich aus. In ihren Blicken flackerte eine Bosheit, wie Talitha sie noch bei keinem Drachen gesehen hatte.
Eshar versuchte immer noch verzweifelt, die Tiere abzuwehren, die ihn zischend bedrängten. Wieder ließ er die bekannte Melodie erklingen, die aber keinerlei Wirkung zeigte. Zwei Drachen sprangen ihn an, während sich der dritte Saiph zuwandte, der zu verwirrt war, um sich zu verteidigen. Talitha stürzte hinzu, warf sich auf ihren Freund und umklammerte ihn fest, rollte mit ihm zur Seite ab und zog ihn auf diese Weise aus der Reichweite des kleinen Drachens fort.
Doch schon sprang der Drache mit entblößten Krallen wieder auf sie zu. Erneut konnten die beiden ausweichen. Da wusste Saiph, was er tun musste. Er stieß sich ab und sprang mit einem großen Satz über das Tier hinweg, landete und rollt e ab, bis er das erreicht hatte, was er vor einem Gebüsch hatte funkeln sehen: Verbas Schwert. Er warf es Talitha zu, die es geschickt auffing. Es war ein gutes Gefühl, ihre Waffe wieder in Händen zu haben, und sofort fühlte sie sich viel sicherer.
Sie nahm Anlauf und warf sich auf den kleinen Drachen, der zum ersten Mal eine mächtige Feuerzunge aus seinem Maul hervorschießen ließ. Aber Talitha ließ sich nicht abschütteln, sondern stieß mit aller Kraft zu und versenkte die Klinge im Drachenleib. Leicht durchschnitt das Metall Haut und Fleisch. Das Tier brüllte vor Schmerz, so laut, dass die anderen Drachen aufmerksam wurden. Dann brach er zusammen.
»Talitha!«
Saiphs Stimme riss sie aus der Erstarrung. Im letzten Augen blick wich sie zur Seite aus, damit sie nicht von den Krallen eines der anderen Drachen zerfetzt würde. Aber sie wurde getroffen, stürzte zu Boden und schlug mit der Seite auf, die bereits durch die Attacken des Schneegespenstes verletzt war. Sie blickte hoch, sah den Drachen vor sich aufgebäumt und erkannte in seinem Blick einen fast menschlichen Zorn, den sie sich nicht erklären konnte. Kurz entschlossen stellte sie das Schwert senkrecht auf, und der Drache, gierig, sie zu zerfleischen, stürzte sich hinein und wurde durchbohrt. Er sank auf ihr zusammen und lag reglos da, in der Stille, die nur von Talithas keuchenden Atemzügen unterbrochen wurde.
Mühsam schob sie den Kadaver zur Seite und stand auf. Da traf sie Eshars Blick, vor dessen Füßen der dritte Drache lag, während von seiner Lanze Blut triefte. Einen kurzen Augenblick fühlte sie sich mit ihm verbunden, weil sie gemeinsam einen blutigen Kampf bestanden hatten, und glaubte, sich seinen Respekt erobert zu haben. So entspannte sie sich ein wenig, und das nutzte der Femtit, er holte blitzartig etwas aus einer Tasche hervor und schleuderte es auf Talitha. Es war ein dünnes Seil, an dessen Enden kugelförmige Gewichte angebracht waren. Schon wand es sich um ihre Arme, und die Gewichte zogen sie nach unten und brachten sie zu Fall, sodass sie mit dem Gesicht am Boden aufschlug.
»Bist du wahnsinnig! Sie hat dir gerade das Leben gerettet«, fuhr Saiph, der auf sie zukam, den Femtiten an.
Eshar antwortete nicht, schob ihn entschlossen zur Seite und beugte sich über Talitha. Mit dem Knie hielt er sie am Boden fest und entwand ihr das Schwert.
Sie wehrte sich verzweifelt und versuchte zappelnd, frei zu kommen. »Wann begreifst du endlich, dass wir für dieselbe Sache kämpfen?!«, schrie sie.
»Lass sie los«, versuchte es auch Saiph noch einmal.
Eshar bedachte ihn mit einem finsteren Blick. »Du magst deine Gründe haben, dich für diese Talaritin einzusetzen, doch unsere Regeln kennen keine Ausnahme: Ein Feind ist ein Feind und wird auch so behandelt. Immer. Tut mir leid, aber in diesem Fall kann ich dir nicht gehorchen.«
Saiph schaute zu Talitha. Obwohl er Gewalt verabscheute, würde er Eshar angreifen, um sie zu befreien. Doch sie schüttelte den Kopf. Dieser Femtit war der Einzige, der sie aus diesem Wald hinausführen konnte. Allein erwartete sie der sichere Tod.
Mit einem heftigen Ruck zog Eshar Talitha hoch.
»Komm, es ist nicht mehr weit bis Sesshas Enar«, sagte er zu Saiph, und so machten sie sich auf den Weg.
Leise, damit sie keinen Lärm machten, marschierten sie durch den Wald und erreichten den See, den sie schon von oben erblickt hatten.
»Die Zeit ist noch nicht reif, dass wir diesen Wald tatsächlich unser Zuhause nennen können«, erklärte Eshar Saiph. »Die Tiere, die hier wohnen,
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