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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Talitha, noch nicht mal im Scherz.«
    »Versprich es mir!«
    Saiph schaute ihr in die Augen, antwortete aber nicht.
    Es war kein langer Weg. Die Insel war klein, und das Dorf nahm einen großen Teil davon ein. Etwa zwei Dutzend windschiefe, aus Holz, Luftkristallen und Fellen zusammengeschusterte Hütten standen zwischen den Bäumen. Es sah eher wie das Lager notleidender Flüchtlinge aus als das Hauptquartier einer gefährlichen Rebellenbande.
    Bei den Baracken links und rechts erschienen neugierige Gesichter, großteils von Männern, die die Neuankömmlinge misstrauisch betrachteten. Die auf Talitha gerichteten Blicke waren abweisend und kalt, Saiph wandten sie sich mit lebhaftem Interesse zu.
    In der Mitte des Dorfes stand eine Hütte, die etwas robuster als die anderen wirkte. Sie war vielleicht zehn Ellen lang und halb so breit, verfügte über ein Satteldach, auf dem noch Schneereste lagen, und war so ausgerichtet, dass die hintere Front direkt zum See zeigte. Am Eingang war einer der Steckbriefe angeheftet, die Saiphs Konterfei mit der Höhe des auf ihn ausgesetzten Kopfgeldes zeigte. Das Pergament war halb versengt, sodass man von seinen Zügen kaum noch etwas erkannte.
    Eshar blieb an der Schwelle stehen. »Ich gehe allein rein«, verkündete er.
    »Und was machen wir mit den beiden?«, fragte eine der Wachen.
    »Gebt unserem Bruder zu essen, vom Besten, das wir zu bieten haben. Und sie sperrt ihr ein.«
    Auf seinen Wink hin packten zwei Femtiten Talitha an den Schultern und führten sie fort. Saiph wollte ihr nacheilen, doch wiederum hielt Talitha ihn zurück, indem sie entschlossen den Kopf schüttelte.
    »Kümmere dich doch nicht weiter um sie. Gib uns lieber Gelegenheit, dir unsere Gastfreundschaft zu zeigen«, hielt auch Eshar ihn auf.
    Saiph seufzte. Im Moment war es wohl das Klügste, sich allem zu fügen. Aber nur im Moment. Er beließ es bei einem Nicken, aber das genügte, damit sich das Gesicht des jungen Femtiten zu einem breiten Lächeln verzog. Während eine Frau sich seiner annahm und ihn fortführte, schaute er über die Schulter zurück zu Talitha: Ein paar Rebellen stießen sie, unter höhnischem Gelächter, in eine kleine Hütte. Er spürte, wie sein Herz sich verkrampfte, doch er ging weiter.

10
    S a iph wurde mit allen Ehren behandelt. Die Frauen schm olzen Schnee über dem Feuer und bereiteten ihm damit ein heißes Bad zu. Währenddessen brachten sie ihm einen riesengroßen Korb mit Gemüse und Früchten, in Farben und Formen, wie er sie noch nie gesehen hatte. Saiph fragte sich, wie viele Leute wohl seinetwegen heute hungern würden. Obwohl er in den letzten Tagen nur wenig gegessen hatte, verschloss ihm der Gedanke an Talitha in ihrem Gefängnis den Magen, und so knabberte er nur appetitlos an den Köstlichkeiten herum. Außerdem fehlte ihm die Ruhe, weil er ständig von bewundernden Blicken umlagert war. Die Femtiten ließ en ihn erst in Frieden, als das Bad fertig war und er sich zurückziehen konnte.
    Langsam tauchte er in das heiße Wasser ein, erforschte vorsichtig die neuen Empfindungen, die ihm sein Körper vermittelte. Dieser Körper versetzte ihn immer wieder neu in Erstaunen. Er hatte schon vorher heiß und kalt fühlen können, aber eben nur sehr gedämpft, als sei sein Körper stets in eine dicke Decke gehüllt gewesen. Nun löste das Wasser, das seine Haut rötete, ein leichtes Brennen aus, das zwar wehtat, aber durchaus auch angenehm war, und es ihm erlaubte sich, trotz aller Sorgen, zu entspannen.
    Er lehnte sich zurück, legte den Kopf auf den Wannenrand und schlug gleichmäßig mit dem Hinterkopf gegen das Holz. Schmerz schien noch weitere positive Aspekte zu haben: Er half ihm, Enttäuschung und Wut zu mäßigen, und verschaffte ihm, zumindest teilweise, die Illusion, er könnte mit Talitha mitleiden.
    Im Grunde war ihm die ganze Situation völlig unerträglich. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich sein Name, und bald wusste auch der Letzte, wer er war. Die Femtiten betrachteten ihn mit einer Mischung aus Verehrung und Furcht, so wie man zu einer Darstellung Miras im Tempel aufblickte oder zur Statue einer Essenz, wenn man sich von einer dieser volkstümlichen Gottheiten eine Gnade erflehte. Für diese Leute war er jetzt schon ein Held. Dabei wussten sie noch nicht einmal, dass er die Gabe, Schmerz zu empfinden, erlangt hatte. Er schloss die Augen und versuchte, sich von der Behaglichkeit des Wassers trösten zu lassen, das aber nur noch lauwarm war. Es drängte ihn

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