Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
beanspruchen ihn noch für sich und verhalten sich deswegen ausgesprochen aggressiv. Du hast ja die Drachen erlebt, die uns angegriffen haben. Sie geh ören zu einem großen Rudel, das hier sein Territorium hat und es gegen uns verteidigt. Offenbar haben die Drachen keine Lust, sich mit unserer Gegenwart abzufinden.« Er kicherte.
»Was ist das für ein seltsames Instrument, auf dem du diese Melodie spielst?«, fragte Saiph.
»Das ist eine Ulika. Wir haben schnell herausgefunden, dass deren Klänge den Tieren unangenehm sind. Einige Melodien ganz besonders. Wart’s ab, du wirst sie auch spielen lernen, wenn du bei uns bleibst. Wir haben ein ganzes Repertoire an Melodien, für jedes Tier eine bestimmte … auch wenn nicht alle jedes Mal funktionieren, wie du gesehen hast.«
Eshar trat auf ein Gebüsch zu und zog ein Boot aus Talareth-Holz hervor, das mit Luftkristallsplittern besetzt war. Er und seine Kameraden hatten es dort für den Notfall versteckt: Da sie den Drachen verloren hatten, war es die einzige Möglichkeit, auf die Insel zu gelangen. Langsam schob er es ins Wasser und forderte Saiph mit einer Handbewegung zum Einsteigen auf.
»Pass gut auf, dass du nicht nass wirst: Dieses Wasser ist ätzend. Es zerfrisst dein Fleisch, schneller, als du zuschauen kannst.«
In dem Boot lag ein Ruder mit einem Griff aus Drachenknochen, während das Blatt aus einem rundgeschliffenen Luftkristall bestand. Eshar nahm es zur Hand, tauchte es ein und zog es durchs Wasser. Langsam setzte sich das Boot in Bewegung, und obwohl die Oberfläche ganz ruhig vor ihnen lag, fühlte sich Talitha nach dem, was der Femtit gesagt hatte, alles andere als sicher. Das Wasser unter dem Kiel war sagenhaft transparent, und auf dem algenbedeckten Grund des Sees sah sie hier und dort etwas weißlich schimmern: die Knochen derer, die in den See gefallen waren. Mehr war von ihnen nicht übrig geblieben.
Es war eine kurze Überfahrt zu der von üppiger Vegetation bestandenen Insel in der Mitte des Sees. Sie legten an und hatten den Fuß noch nicht an Land gesetzt, da stürmten schon bis an die Zähne bewaffnete Femtiten hinter den Büschen hervor.
Jetzt erst nahm Eshar den Schal ab, sodass Talitha und Saiph sein Gesicht sehen konnten. Es handelte sich um einen noch sehr jungen Mann mit einer langen weißen Narbe im Gesicht, die vom linken Augen bis zum Mund hinunterreichte. Er hob die Hände und rührte sich nicht. Seine Kameraden sagten etwas in einem Femtitendialekt zu ihm, worauf er in der gleichen Sprache antwortete und die anderen die Waffen sinken ließen.
Talitha beobachtete, wie sie auf Saiph zutraten und ihn ehrfürchtig, wie etwas Heiliges, berührten.
»Dann ist das also …«, sagte einer, während er seine Lanzenspitze auf Talitha richtete, »… die junge Gräfin.«
»Dieser Titel hat für mich keine Bedeutung mehr«, wies sie ihn zurecht.
Die Femtitenschar pfiff und lachte.
»Ganz Talaria ist hinter ihr her«, fügte ein anderer hinzu, wobei er sie von Kopf bis Fuß musterte, »aber wenn man sie so anschaut: Wie eine große Kriegerin sieht sie nicht aus.«
»Binde mich los, dann beweise ich dir das Gegenteil«, erwiderte Talitha.
Statt einer Antwort versetzte er ihr einen Faustschlag in den Bauch, und Talitha ging in die Knie. Saiph war sofort bei ihr und half ihr, unter den bestürzten Blicken der anderen Femtiten.
Der Mann, der Talitha geschlagen hatte, ergriff seinen Arm. »Es ist traurig, mit ansehen zu müssen, wie du ihr dienst, als sei sie noch deine Herrin. Das ist sie nicht mehr und darf sie auch nie mehr sein.«
Saiph machte sich los. »Sie ist meine Freundin! Was muss ich noch tun, damit ihr das endlich begreift. Wenn ihr mich wirklich so verehrt, dann lasst sie endlich in Frieden. Ich will nicht, dass ihr jemand ein Haar krümmt«, rief er. »Niemand von euch. Ist das klar?!«
Die Femtiten schauten sich unsicher an.
»Gerner wird über ihr Schicksal entscheiden«, erklärte Eshar. Dann setzte er Talitha die Schwertspitze ins Kreuz und schob sie vorwärts.
Saiph blieb an ihrer Seite. »Sei unbesorgt«, flüsterte er ihr zu, »ich werde sie schon überzeugen, dass du auf unserer Seite stehst.«
»Sie stellen mein Wohlwollen aber auf eine harte Probe«, antwortete sie mit einem bitteren Lächeln. »Doch egal was mit mir geschieht, Saiph, vergiss nicht, dass wir eine Mission haben. Sollte mir etwas zustoßen, musst du die Sache in die Hand nehmen und ohne mich weitermachen.«
»Ich will so was nicht hören,
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