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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Kapuze über den Kopf.
    »Was soll das?«, wehrte sich Talitha.
    »Hör endlich auf, dich zu beschweren. Die Kapuzen braucht ihr, um unterwegs zu atmen«, erklärte der Femtit.
    Innen waren die Kapuzen mit einer geleeartigen Substanz bestrichen, die einen intensiven berauschenden Duft verströmte. Talithas Kapuze verfügte nicht über Sehschlitze, anders als die von Saiph, der all die Aufbruchsvorbereitungen besorgt verfolgte und dabei weiter in der Femtitensprache auf Eshar einredete.
    »Darf man vielleicht mal erfahren, worüber ihr euch unterhalten habt?«, fragte Talitha, als die Prozedur beendet war und der Femtit in den Drachensattel stieg.
    »Ich wollte ihn noch mal überreden, dass er uns gehen lässt, aber er ist stur.«
    Der Drache spreizte die Flügel, ein heftiger Ruck, und die Reise begann.
    Von oben konnte Saiph, trotz der schmalen Sehschlitze, den gesamten Verbotenen Wald, oder eben den Wald der Wiederkehr, sehen. Er kam ihm wie ein samtener, grün-weißer Teppich vor, der gleich an das Eisgebirge grenzte. Die Talareths, aus denen er bestand, waren klein und gedrungen, doch ihre Kronen unglaublich dicht. Und zwischen ihnen erkannte er einige wenige Lichtungen, die von Schnee bedeckt waren. Ab und an tauchten auch kleine, unregelmäßig geformte Seen auf, deren Wasser in eigenartigen Farben schimmerten: grün und blau, aber so grell, dass es künstlich wirkte, dann milchweiß, rot und gelb.
    Talitha, das Gesicht unter der Kapuze ohne Sehschlitze, bekam von alldem nichts mit und musste sich damit begnügen, dass Saiph ihr den Ausblick beschrieb.
    »Wir sind hier völlig ohne Deckung«, sagte sie irgendwann. »Wenn die Soldaten meines Vaters uns hier entdecken …«
    »Dann werden wir uns wehren. Eshar hat ein ganzes Arsenal an Waffen am Sattel hängen: eine Lanze, Pfeil und Bogen und ein langes Schwert.«
    »Schön und gut, aber beruhigend ist das auch nicht, wenn ich daran denke, wie er mich behandelt«, antwortete Talitha.
    In diesem Moment wurden sie durch ein lautes, schnaubendes Geräusch abgelenkt, das von unten zu ihnen drang.
    »Was ist das?«, fragte Talitha erschrocken.
    Als Saiph hinunterblickte, stockte ihm der Atem.
    Sie überflogen einen der kleinen Seen, die zwischen den Bäumen hervortraten. Auf der Oberfläche hüpften weiße Schaumkronen. Saiph kam nicht mehr dazu sich zu fragen, was das Wasser so aufwühlte, da schoss aus den Strudeln ein langer Hals hervor, auf dem ein kleiner spitzer Kopf saß. Mindestens zehn Ellen ragte er aus dem Wasser, und durch das aufgerissene Maul blickte er in einen violetten Schlund, der mit schneeweißen Reißzähnen umsäumt war.
    »Das muss ein Seedrache sein!«, rief Saiph. »So was habe ich noch nie gesehen.«
    »Kann er uns angreifen?«, fragte Talitha besorgt.
    »Nein, dazu fliegen wir zu hoch«, antwortete Saiph, bemüht, auch sich selbst Mut zu machen. Doch kaum hatte er den Satz beendet, schoss aus dem Drachenmaul eine lange mächtige Feuerzunge hervor und verfehlte sie um Haaresbreite. Nur ein kurzer Augenblick verging, und eine weitere, noch gewaltigere Flamme raste auf sie zu. Die Hitze streifte sie, und während Talitha entsetzt aufschrie, erklang eine einfache, sanfte Melodie, die über ihren Köpfen durch die Luft zog. Eshar hatte wieder zu seinem Instrument gegriffen. Das Brüllen und Feuerspucken brach ab, und der Femtit trieb seinen Drachen an und suchte das Weite.
    Lange wollte sich Talithas Herz nicht beruhigen. Da sie nicht sah, was um sie herum geschah, fühlte sie sich entsetzlich ausgeliefert und wehrlos.
    Ohne zu rasten, auch nicht, um etwas zu essen, setzten sie ihren Flug fort. Der Femtit ließ ihnen die Verpflegung – das ranzige Brot vom Vorabend mit einem Stück Käse für Talitha und ein unbekanntes Kraut für Saiph – in ihren Korb hinunter.
    »Tut mir leid, dass ich dir nichts Besseres anbieten kann«, rief er zu Saiph, »aber du kannst sicher sein, wenn wir erst da sind, wirst du mit allen Ehren behandelt.«
    Saiph allerdings hatte an seiner Mahlzeit nichts auszusetzen. Im Gegenteil. Das Kraut bestand aus einem halben Dutzend dicker fleischiger Blätter, die um einen saftigen violetten Stiel angeordnet waren. Es duftete gut, frisch und aromatisch, und schmeckte leicht scharf. Beide durften zum Essen die Kapuze nicht abnehmen, was das Ganze etwas schwierig gestaltete. Unterdessen war die Luft wärmer geworden.
    Kurz nach ihrer Mahlzeit setzte der Drache zum Sinkflug an. Saiph beugte sich vor und erkannte vor ihnen einen

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