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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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was sie uns angetan haben, und in der die Femtiten wieder frei über ihr eigenes Schicksal entscheiden. Als du dieses Kloster angezündet und die junge Talaritin entführt hast, war dir wahrscheinlich selbst nicht bewusst, welch revolutionäre Tat du da vollbringst. Du hast einfach gehandelt, voller Wut und Zorn, und genau der Zorn treibt auch uns an. Aber vor dir war noch niemand von uns so weit gegangen, verstehst du? Niemand konnte bis jetzt ein so mitreißendes Fanal setzen: Du hast die Tochter eines Grafen entführt, noch dazu eines so mächtigen Mannes wie Megassa. Und trotz allem bist du immer noch am Leben. Genau das ist es, was uns so begeistert, was unsere Herzen mit solch großer Hoffnung erfüllt: Du lebst!«
    Nun strahlten auch Gerners Augen in einem fiebrigen Glanz. Unter der Hülle des selbstbeherrschten Mannes und weitsichtigen Strategen glomm auch bei ihm, wie bei allen anderen im Dorf, diese Glut, die gewaltige Veränderungen bewirken, aber auch schlimmste Folgen haben konnte.
    »Ich bin überzeugt, dass wir schnell zu einer Art Familie für dich werden. Wir sind wie du, wir teilen deine Ideale. Hier kann sich dein Zorn auf ein Ziel richten. Allein deine Gegenwart bedeutet für uns mehr als tausend Siege.«
    Saiph traute seinen Ohren nicht. Dass er so etwas wie ein Mythos war, wusste er, aber offenbar spürte Gerner, wie wichtig seine symbolische Bedeutung in diesem Freiheitskrieg werden konnte, und weigerte sich deshalb, die Möglichkeit, dass alles ganz anders gelaufen war, auch nur in Betracht zu ziehen.
    »Ich bin … froh, euch getroffen zu haben und verstehe die Beweggründe eures Kampfes. Doch ich habe eine andere Mission zu erfüllen«, murmelte Saiph schließlich. Gerner schien ehrlich verblüfft, und Saiph sprach weiter: »Ich habe es dir ja schon gesagt: Am Himmel brauen sich entsetzliche Dinge zusammen, und ich muss versuchen, das Schlimmste zu verhindern.«
    »Ich kann dich nicht verstehen. Hier in Talaria geschehen große Dinge. Eine neue Ordnung entsteht. Regt dich der Gedanke nicht auf, was in Orea geschehen ist? Hast du all die Toten schon vergessen? Alle, die nicht in der ersten Angriffswelle starben, wurden bei lebendigem Leibe verbrannt. Man hat sie in einen großen Holzschuppen gesperrt und angezündet.«
    Saiph spürte, wie ihm die Luft wegblieb. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er noch, gegen jede Vernunft, gehofft, dass seine Verwandten überlebt haben könnten. Mit einem Schlag war diese Hoffnung verloschen. Reglos, wie versteinert, saß er da, während durch seinen Kopf die Bilder all der Femtiten rasten, die er in Orea hatte sterben sehen.
    »Natürlich regt dich das auf. Ich sehe es dir doch an, ich spüre es …«, drang Gerner auf ihn ein.
    Saiph riss sich aus seiner Erstarrung und schaute ihn bestürzt an. »Ich …«
    »Du wirst dich uns anschließen. Ich weiß es. Du wirst ein paar Tage bei uns bleiben und dich an unser Leben gewöhnen, wirst den Alltag mit uns teilen und hier bereits die Ordnung erleben, an der wir bauen, eine Ordnung, in der alle Femtiten frei und gleich sind. Du wirst es dir ansehen und dich überzeugen lassen.«
    Saiph fand nur mit Mühe zu dem zurück, was ihm wichtig war. »Und was ist mit Talitha?«, murmelte er schließlich.
    Gerners Augen verengten sich zu Schlitzen. »Sie ist nicht mehr deine Herrin«, sagte er. Sein Blick wurde sanfter, als er fortfuhr. »Auch das wirst du mit der Zeit lernen. Andererseits hast du, was diese Talaritin angeht, im Grunde auch Recht: Sie ist sehr wertvoll für uns, eine hübsche Einnahmequelle. Deshalb habe ich vor, sie als Tauschmittel einzusetzen, in einem Geschäft mit ihrem Vater …«
    Saiphs Gesicht begann zu glühen. »Sie ist wirklich nicht so wie die anderen Talariten …«, sagte er erregt, doch Gerner unterbrach ihn.
    »Das höre ich so oft. Wer kennt nicht ein Talaritenkind, das ihm ans Herz gewachsen ist, einen Alten, der ihn freundlich angelächelt hat, eine Herrin, die ihn seltener als andere schlug. Aber das sind alles Täuschungen. Sklavenhalter ist Sklavenhalter, und dadurch zwangsläufig unser Feind, eben durch die Tatsache, dass er uns versklavt hat. Sosehr du dich auch bemühst, diese verehrte Talaritin zu decken, du änderst nichts daran: Ihr Schicksal ist besiegelt.«
    »Ich decke sie nicht, es ist die Wahrheit! Sie hat das Kloster niedergebrannt, sie hat diesen Ort von Anfang an gehasst, sie war es, die fliehen wollte, und sie hatte auch die Idee, nach dem Ketzer zu suchen. Seitdem

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