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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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er.
    Während er erzählte, kümmerte sich Talitha noch einmal um seinen Arm.
    »Die Versuchung war groß, euch sofort zu verfolgen, doch Grif ging es zu schlecht. Und so bin ich geblieben, wo ich war, und schwor, dass ich dich wieder einfangen würde, und wenn es das Letzte wäre, was ich im Leben tun würde.«
    »Bevor wir uns davongemacht haben, habe ich Grif noch mit einem Heilzauber behandelt«, unterbrach ihn Talitha. »Ich habe ihm geholfen, so gut ich konnte: Die anderen Kopfgeldjäger, die auch hinter mir her waren, hatten ihn schwer verwundet, aber ich wusste, dass er durchkommen würde. Danach seid ihr also unserer Spur gefolgt?«
    »Das wollten wir, aber dann ist alles schiefgelaufen. Die Meldung, dass wir dich haben, hatte deinen Vater schon erreicht. Als er dann auftauchte und dich nicht fand … nun, da war er alles andere als begeistert. Er hat uns in Ketten legen lassen.«
    »Ich dachte, für einen Kopfgeldjäger sei es normal, dass ihm ein anderer den Fang abjagt.«
    »Ist es auch. Aber das wollte dein Vater nicht einsehen«, erklärte Melkise mit einem Achselzucken. »Jedenfalls war es für mich nicht das erste Mal, dass ich einen Talariten-Kerker von innen sah. Das Problem war Grif.«
    Melkise berichtete, dass er nach der Folter mit einer öffentlichen Zurschaustellung am Pranger davongekommen wäre, Grif aber, der niemandem gehörte und zudem stumm war, sollte mit dem Strafstock hingerichtet werden.
    »Und wie habt ihr entkommen können?«, fragte Talitha.
    Melkise bewegte den verwundeten Arm und verzog vor Schmerz das Gesicht. »Weißt du, ein Kopfgeldjäger hat meistens Freunde, die in der Garde dienen, Freunde, die in schwieriger Lage sehr hilfreich sein können. Ein solcher Freund schuldete mir noch einen Gefallen. So konnten wir zwar abhauen, aber …«
    »… das machte es nicht besser«, fiel Talitha ihm ins Wort.
    »Ja, ganz genau. Mir war nicht nur ein Fehler unterlaufen, den dein Vater für unverzeihlich hielt, nein, ich hatte auch seine Autorität infrage gestellt.«
    »Und so hat er auch auf dich ein Kopfgeld ausgesetzt, und du wurdest gejagt.«
    »Richtig. Wie es aussieht, haben sich die Götter von mir abgewandt.«
    »Und so habt ihr beschlossen, aus Talaria zu fliehen.«
    »Aber nicht irgendwohin. Wir wollten hierher.«
    »Hierher? Zu den Rebellen?«, rief Talitha überrascht.
    Aber bevor Melkise die Sache aufklären konnte, tauchte eine Wache am Gitter auf. »Bist du mit dem Gefangenen fertig?«
    »Noch nicht ganz«, antwortete Talitha.
    »Offenbar ist er stark genug, dass er sich auf den Beinen halten kann. Also ist er auch versorgt. Komm, ich soll den Gefangenen zu Gerner bringen. Der will ihn verhören.«

    Das Verhör war öffentlich. Im Ratssaal hatten sich alle Männer des Rebellendorfes versammelt. Als einzige Frau war Talitha zugelassen.
    In der Mitte des Saales, direkt vor Gerner, stieß die Wache den Gefangenen auf die Knie. In einer Ecke entdeckte Talitha Grif. Seit ihrer letzten Begegnung war er stark abgemagert, und sein Gesicht war blass, doch seine Augen strahlten etwas aus, das ihn stark von dem kleinen Jungen unterschied, den sie damals als ihren Bewacher kennengelernt hatte. So als sei er in der kurzen Zeit viel älter geworden. Ein Rebell hielt ihn an den Armen fest und hatte große Mühe, ihn zu beruhigen.
    Melkise gab seinen Namen an, doch bevor er auf die zweite Frage antwortete, hielt er einen Moment inne und sagte dann: »Ich bitte euch, Grif loszulassen.«
    Gerner blickte Melkise skeptisch an. »Der Junge scheint mir allzu nervös zu sein. Was erhoffst du dir? Dass er dir zur Flucht verhilft?«
    »Ich weiß nur, dass er es nicht mag, von Fremden festgehalten zu werden. Lasst ihn los, dann wird er euch alles erzählen, was ihr von ihm wissen wollt.«
    Gerner überlegte einen Moment und hob einfach das Kinn in Richtung des Mannes, der Grif an den Armen hielt. Der ließ ihn los, und der Junge stürzte zu Melkise. Sofort tauschten der Kopfgeldjäger und sein Sklave hektisch Mitteilungen in Zeichensprache aus. Grif schien äußerst erregt und ließ nervös die Finger zappeln, während Melkise ihn zu beruhigen versuchte. Dann zeigte er auf Talitha, und alle schauten sie an, sodass sie wieder das unwillkürliche Misstrauen aller Femtiten gegenüber ihrer Rasse spürte, ein Misstrauen, das sie überwunden geglaubt hatte.
    »Kümmere du dich um ihn«, sagte Melkise zu ihr.
    »Aber ich weiß doch nicht, wie …«
    »Dir vertraut er.«
    Talitha legte die Hände um

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