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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Grifs Schulter, zog ihn sanft hoch und führte ihn zu den anderen, im Kreis sitzenden Femtiten. Ihr fiel auf, dass er gewachsen war und dass sich in seinem Körperbau etwas von dem Mann anzudeuten begann, der er einmal sein würde. Doch zitterte er wie ein Kind und traute sich nicht, den Blick von Melkise abzuwenden. Kaum hatte dieser festgestellt, dass der Junge sich ein wenig beruhigt hatte, setzte er wieder seine unverfrorene Miene auf.
    »So, das wäre erledigt, nun können wir reden«, begann er. »Als Erstes will ich euch sagen, dass nicht ihr mich, sondern ich euch gefunden habe. Ich habe nach euch gesucht.«
    »Woher solltest du wissen, wo wir uns aufhalten?«, fragte Gerner nach.
    »Ich habe Freunde unter den Femtiten und außerdem offene Ohren für alles, was so gemunkelt wird. Nur leider waren die Hinweise, die ich erhielt, doch etwas ungenau. Wir wären in Eis und Schnee krepiert, wenn ihr uns nicht gerettet hättet.«
    »Warum hast du nach uns gesucht?«, fragte Gerner.
    »Um euch um Asyl zu bitten.«
    Empörtes Gemurmel erhob sich aus der Runde der Versammelten.
    Mit einer Handbewegung brachte Gerner sie zum Schweigen, wandte den Blick wieder Melkise zu und musterte ihn aufmerksam. Ein derartiger Wunsch von Seiten eines Talariten war ihm noch nie untergekommen.
    »Wie kämen wir dazu, dir und deinem Sklaven Zuflucht zu gewähren?«
    »Es geht dabei nicht um mich. Ich bitte euch in Grifs Namen.« Melkise berichtete nun, wie der Junge von den anderen Kopfgeldjägern verwundet wurde, von der Flucht aus Megassas Kerkern und von dem Kopfgeld, das auf ihn ausgesetzt war. »Grif hat sich nie ganz von der Verwundung erholt, die Talitha damals behandelt hat, als sie noch in meiner Gewalt war. Und Megassas Männer jagen auch ihn und wollen ihn töten. Ich kann weder ihn noch mich länger beschützen. Dies hier ist der einzige Ort, wo er bleiben könnte. Wenn ihr bereit seid, ihn bei euch aufzunehmen, verschwinde ich wieder dorthin, woher ich komme, und falle euch nie wieder zur Last.«
    »Damit du den anderen Talariten verrätst, wo sich ihre Feinde verstecken und du uns alle an sie verkaufen kannst?«
    »Nein, nein, dann wäre ja auch Grif verloren. Bedenkt doch, hätte ich all die Gefahren dieses Weges auf mich genommen, um ihn hier von den Soldaten des Grafen töten zu lassen? Auch wenn ich ein Talarit bin, so dumm bin ich nicht.«
    Erregtes Stimmengewirr durchlief die Reihen der Femtiten.
    Talitha konnte kaum den Blick von Melkise abwenden. Sie wusste sehr genau, wie tief er Grif verbunden war, hätte sich aber niemals vorstellen können, dass er so weit gehen würde, um seinen jungen Sklaven zu retten. Für sie war er immer nur der geldgierige Mann, der sie so teuer wie möglich an ihren Vater verkaufen wollte. Sie war sich sicher, dass ihm kein Femtit Glauben schenken würde.
    In der Tat schüttelte Gerner den Kopf. »Deine Geschichte ist lächerlich, aber du kannst dir große Qualen ersparen, wenn du mir die Wahrheit sagst. Wer hat dich geschickt?«
    »Niemand. In meiner Tasche habe ich den Steckbrief mit der Höhe des Kopfgeldes, das auf Grif ausgesetzt ist. Schau nach, wenn du mir nicht glaubst.«
    »Den kannst du selbst gezeichnet haben. Aber warum solltest du dich für einen Femtitensklaven so ins Zeug legen? Für euch Talariten sind wir doch nur Abschaum.«
    »Sie wollen ihn töten, um mich zu bestrafen. Aber ich könnte mir auch denken, dass jemand aus euren Reihen, der im Reich des Winters oder des Herbstes unterwegs war, diesen Steckbrief dort irgendwo gesehen hat.«
    Gerners Blick wandte sich seinen Leuten zu. »Nun, was sagt ihr?«
    Tatsächlich erhob sich hier und da eine Hand, zum Zeichen, dass sie diesen Steckbrief dort gesehen hatten.
    Gerner nickte. »Nun denn, das mag mir als Garantie für den Jungen reichen. Für dich aber nicht.«
    Melkise zuckte mit den Achseln. »Mir genügt, dass er in Sicherheit ist. Im Grunde bin ja ich für all seine Schwierigkeiten verantwortlich. Ich bin ihm da etwas schuldig.«
    Tiefe Ungläubigkeit, aber auch Bewunderung für diesen Talariten, der zu einer solch noblen Haltung fähig war, durchlief den Raum wie eine unsichtbare Schwingung. Sogar Talitha hoffte, zu ihrer eigenen Verwunderung, dass Melkise seinen Kopf retten würde.
    Gerner richtete sich auf seinem Kissen auf und befahl der Wache: »Bring ihn zurück in seine Zelle.«
    Widerstandslos ließ sich Melkise aus dem Saal hinausführen. Talitha beobachtete staunend, wie nachgiebig er sich seinem

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