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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Talariten.
    Eshar lief zum Femtiten. »Wir haben Glück. Er lebt«, rief er.
    Talitha drehte den Talariten herum und hielt die Luft an. Es war ein Mann mit markanten Gesichtszügen, dunkelrotem Haar und Dreitagebart. Bevor ihm die Sinne ganz schwanden, schlug er noch einmal die Augen auf und grinste frech, als er Talitha sah. Auch er hatte sie erkannt.
    »Schau mal an, wen haben wir denn da? Meine Beute«, murmelte Melkise.

17
    W ährend der Femtit Grif der Pflege der Frauen im Dorf anvertraut wurde, brachte man Melkise, der immer noch bewusstlos war, in die Kerkergrube.
    Talitha konnte es immer noch nicht fassen. Was mochte den Kopfgeldjäger und seinen Sklaven dazu veranlasst haben, sich in diese Einöde aufzumachen? Was war geschehen, nachdem Saiph und sie selbst aus dem Drachenstall ausgebrochen waren, in dem die beiden sie eingesperrt hatten?
    Sie wollte mehr darüber erfahren und holte von Gerner die Erlaubnis ein, sich um den Mann in ihrem früheren Kerker zu kümmern.
    Er hatte sich nicht sehr verändert, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Selbst im Schlaf war ihm diese derbe, skrupellose Art zu eigen, die er damals, als er sie entführt hatte und sie Megassa ausliefern wollte, mit jeder Geste zum Ausdruck brachte. Vielleicht war sein Gesicht etwas schmaler und ausgezehrter, aber wenn er den gleichen Weg wie Saiph und sie genommen hatte, war es nicht verwunderlich, dass er davon gezeichnet war. Darüber hinaus trug er sogar noch dieselben Kleider wie damals.
    Er hatte den Kampf mit dem Schneeungeheuer nur leicht verwundet überstanden: Die Schnitte an einem Arm und einem Bein waren nicht tief. Und während Talitha diese versorgte, riss er die Augen auf, so als erwache er aus einem bösen Traum. Er richtete sich auf und sah sich keuchend um. Als er Talitha erkannte, grinste er dreist. »Ich wusste gar nicht, dass Tote ihre Haarfarbe ändern«, sagte er, wobei er auf ihren grünen Haarschopf zeigte.
    »Offenbar ist dir deine Überheblichkeit noch nicht abhandengekommen«, antwortete sie. »Wie du siehst, bin ich sehr lebendig, und dass du noch am Leben bist, hast du nur mir zu verdanken. Also lass dein dummes Geschwätz, verdammt noch mal!«
    Melkise schaute verdutzt. »Ich scheine nicht der Einzige zu sein, der an Überheblichkeit leidet«, erwiderte er. »Auch deine Worte scheinen mir nicht ganz zu einer braven Grafentochter zu passen …«
    »Das bin ich nicht mehr. Schon als du mich geschnappt hast, um mich meinem Vater auszuliefern, hatte ich mich von alldem losgesagt.«
    »Das Kopfgeld, das auf dich ausgesetzt war, sprach eine andere Sprache.«
    Talitha antwortete nicht, sondern zog den Dolch aus dem Stiefelschaft und hielt ihm die Klingenspitze an die Kehle. »Was hast du hier zu suchen? Rede!«
    »Ich weiß noch nicht einmal, was du mit hier meinst.«
    »Du bist in den Händen der Rebellen. Jetzt red schon, bist du hinter mir her?«
    »Hinter dir? Ich wusste nicht mal, dass du noch lebst!«
    Talitha überlegte, wie Melkise das meinte, und ließ einen kurzen Moment die Klinge sinken. Das reichte. Der Gefangene trat ihr mit dem Stiefel gegen die Hand und entwaffnete sie. Er griff sich den Dolch, schlüpfte geschmeidig hinter sie und drückte ihr die Klinge an den Hals.
    »Du bist stärker geworden, aber noch nicht so stark, wie du glaubst«, zischte er ihr ins Ohr. Da warf sie den Kopf zurück und traf ihn genau auf der Nase, die mit einem Knacken nachgab. Dann fuhr sie herum und riss ihm den Dolch aus der Hand. Melkise ließ sich zurückfallen und hielt sich die gebrochene Nase.
    »Und du hast dich noch nicht so gut erholt, wie du geglaubt hast.«
    Melkise kicherte und hob die Arme zum Zeichen der Aufgabe. »Du hast gewonnen.«
    »Was hast du im Eisgebirge verloren, wenn du nicht hinter mir her warst?«
    Einige Augenblicke schaute Melkise sie amüsiert an. Talitha war nie aufgefallen, wie seltsam das verwaschene helle Grün seiner Augen war. Doch trotz dieser Farbe besaß sein Blick eine ungewöhnliche Tiefe, die sie verstörte.
    »Mach’s dir bequem, das ist eine lange Geschichte.«

    »An dem Tag, als ihr abgehauen seid, war ich auf dem Rückweg, nachdem ich eure Ergreifung gemeldet hatte. Ich wusste, dass die Gefahr bestand, jemand könnte mir die Beute abgejagt haben. Aber ich dachte, ich käme noch rechtzeitig, und vor allem dachte ich, dass Grif alleine mit euch zurechtkommen würde. Aber das war ein großer Fehler, den ich teuer bezahlt habe. Den wir teuer bezahlt haben«, seufzte

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