Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
ns weiß er, dass diese Haltung falsch ist. Irgendwie will er uns helfen. Sonst hätte er mir diese Nachricht nicht dagelassen.«
»Willst du damit sagen, er will, dass wir ihm folgen?«
»Ja, genau. In die Wüste, an den Namenlosen Ort.«
Talitha blickte Saiph lange verwundert an. »Die Wüste hat noch niemand überlebt.«
»Wenn Verba dort leben kann, können wir es auch.«
»Vielleicht weiß er, wie das geht, wir aber nicht: Dort gibt es keinen Luftkristall, keine Talareths, noch nicht einmal Wa sser gibt es dort«, entgegnete Talitha. Etwas schwach klangen diese Argumente, selbst in ihren Ohren. Aber die Vorstellung, dorthin aufbrechen zu müssen, erschütterte sie.
»Das sind die Dinge, die man sich über die Wüste erzählt. Aber kennst du jemanden, der tatsächlich dort gewesen ist?«, fragte Saiph geduldig.
»Nein, niemanden. Aber das nicht ohne Grund.«
»Wir kannten auch niemanden, der vor uns den Himmel gesehen hat. Trotzdem haben wir es geschafft, und wir haben überlebt.«
»Das ist etwas anderes.«
»Vielleicht. Aber wer sagt überhaupt, dass dort tatsächlich nur Wüste ist? Vielleicht dienen all diese Geschichten nur dazu, uns von der Wahrheit fernzuhalten. Du hast es ja selbst erlebt: Auch in den Himmel zu schauen war nicht tödlich für uns. Es wurde uns nur immer erzählt, damit niemand die Macht der Priesterkaste infrage stellt.«
»Und wenn das Ganze eine Falle ist?«
»Wenn Verba darauf aus wäre, hätte er uns schon hundertmal vorher umbringen können. Nein, das ergibt keinen Sinn.«
»Vielleicht hast du Recht«, sagte Talitha, ohne ihn anzuschauen.
Saiph seufzte. »Was ist eigentlich los mit dir? Dir scheint gar nichts daran zu liegen. Dabei läufst du doch sonst nicht vor Gefahren davon. Ganz im Gegenteil. Abenteuer und das Unbekannte haben dich immer gelockt. Aber plötzlich willst du hierbleiben und mit den Rebellen kämpfen.«
»Darüber haben wir doch schon ausführlich gesprochen. Was ich tue …«
»… ist sehr wichtig, ich weiß, ich weiß. Du willst den Femtiten helfen, weil es ein gerechter Kampf ist.«
»Ja. Und es ist auch dein Kampf.«
»Du meinst, weil ich Femtit bin? Mag sein. Aber ich finde, dass ich das Recht habe …«, Saiph hob die Stimme, »… selbst zu entscheiden, welchen Kampf ich führen will, ganz unabhängig davon, welcher Rasse ich angehöre. Es ist wichtiger, für das Überleben Nashiras zu kämpfen, als die Frage zu klären, wer in Talaria zu befehlen und wer zu gehorchen hat. Wärest du nicht so verblendet vom Zorn und noch in der Lage, deinen Kopf zu gebrauchen, würdest du mir recht geben.«
Er schwieg, und Talitha spürte die Last seiner Worte: Es stimmte, sie wollte nicht mehr mit ihm ins Unbekannte aufbrechen. Sie hatte vom Krieg gekostet und kam von dem Geschmack nicht mehr los. Sie würde bleiben, sie würde diesen Kampf an der Seite der Rebellen weiterführen. Dafür war sie bereit, alles andere zu opfern.
Da ergriff Saiph ihre Hand. »Komm, lass uns gemeinsam aufbrechen«, bat er sie. »Jetzt sofort.«
Talitha zuckte zusammen. Ein Teil von ihr hätte gern Ja gesagt, doch sie konnte nicht. »Das ist unmöglich«, antwortete sie. »Es gib zu vieles hier, was ich vorher noch erledigen muss.«
Saiph lächelte traurig. »Dann willst du wieder ins Lager zurück?«
»Komm doch mit«, schlug sie vor und zwang sich zu Fröhlichkeit. »Es gibt ein Fest, um die Befreiung der Minensklaven zu feiern, und außerdem passt es mir nicht, wenn du hier alleine bleibst.«
»Wenn Gerner sieht, dass ich wieder da bin, lässt er mich nicht mehr fort.«
»Ach, nach dem letzten Kampf haben sich uns so viele neue Rebellen angeschlossen, die jetzt im Dorf leben. Du mischst dich einfach unter sie. Mit Turban und Schal wird niemand dich erkennen. Ich sage Grif, er soll noch ein paar Tage bei der Feldarbeit am Seeufer bleiben, dann kannst du erst einmal seinen Platz in der Hütte haben. So fällst du noch weniger auf.«
Saiph begriff, dass ihm keine andere Wahl blieb. Er nickte. Als sie mit dem Boot wieder zur Insel übersetzten, erzählte ihm Talitha, was sich in seiner Abwesenheit zugetragen hatte. Von der Schlacht, von Melkises Auftauchen … Vor allem dies beunruhigte Saiph. Dieser Mann war einmal ihr Feind gewesen, und jetzt erzählte sie ganz begeistert von ihm. Saiph spürte, wie sich ein eisiger Stachel einen Weg in sein Herz bahnte, der noch tiefer eindrang, als er sah, wie vertraulich sie ihn am Ufer begrüßte.
Nachdem sie ihm erzählt hatte,
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