Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Ketzer gesucht habe, hat sie sich weiterentwickelt. Sie hat einen anderen Weg genommen, sie … hat dich getroffen. Und ich bin nur noch ein Teil ihrer Vergangenheit.« Er wandte Melkise wieder den Blick zu. »Schwöre mir, dass du ihr niemals wehtun und sie beschützen wirst, wie ich das bisher getan habe.«
»Wäre es nicht sinnvoller, du würdest einfach bleiben, damit du sie weiter beschützen kannst?«
»Das kann ich nicht mehr. Und außerdem bin ich nützlicher, wenn ich weiter Verbas Spuren folge.«
Melkise fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Was hab ich mir da für Scherereien aufgeladen, als ich euch damals geschnappt habe, um das Kopfgeld zu kassieren …«
»Was ist nun? Gibst du mir dein Wort?«
»Ja. Ich werde sie mit meinem Leben beschützen, falls es nötig sein sollte«, versprach Melkise.
Zum ersten Mal, seit dieses quälende Gespräch begonnen hatte, entspannte sich Saiph ein wenig. Er gab Melkise die Hand. »Danke.«
»Aber du musst mir auch einen Gefallen tun«, fügte Melkise hinzu. »Sieh zu, dass du am Leben bleibst und heil zurückkommst.«
Saiph deutete ein Lächeln an. »Ja, ich werd’s versuchen. Aber um ein Letztes will ich dich noch bitten.« Er reichte Melkise ein zusammengerolltes Pergamentblatt. »Ich hatte vor, es hier für sie zurückzulassen, aber vielleicht ist es besser, wenn du es ihr von mir gibst.«
»Was ist das?«
»Ein Abschiedsbrief.«
Ich habe beschlossen, alleine aufzubrechen. Verzeih mir, dass ich dies bei Nacht und Nebel und ohne mich von dir zu verabschieden tue. Aber würden wir miteinander reden, gerieten wir nur wieder in Streit, und vor allem würde ich es, wenn ich dich sähe, wahrscheinlich nicht schaffen, von dir fortzugehen.
Du hast Recht, unsere Wege haben sich voneinander entfernt, und ich kann dir nicht mehr von Nutzen sein. Es gab einmal eine wunderschöne Zeit, in der ich wirklich etwas ganz Besonderes für dich war: dein unverzichtbarer Sklave. Heute ist das anders. Du bist erwachsen geworden, hast dich verändert, und mich brauchst du nicht mehr.
Ich tröste mich damit, dass ich dich glücklich und in guten Händen zurücklasse. Ich wünsche dir, dass sich deine Träume erfüllen mögen und dass du immer tun kannst, was dir am Herzen liegt. Pass bitte gut auf dich auf und versuche, dieses wunderbare Mädchen zu bleiben, für das ich immer zu allem bereit war, wirklich zu allem, das kannst du mir glauben. Die Jahre, die ich an deiner Seite verbracht habe, waren die schönsten meines Lebens und werden es auch immer bleiben.
Lebe wohl.
Saiph
Talitha hob den Blick von den Zeilen und schaute Melkise an, der neben ihr in der Hütte stand. Einige Male hatte sie die Worte gelesen und konnte sie immer noch nicht glauben. »Sag mir, dass du ihn aufgehalten hast«, murmelte sie.
»Er hat seine Entscheidung getroffen. Und die respektiere ich«, erwiderte er.
Talitha legte das Schwert an und ging zur Tür. »Ich nicht. Ich hol ihn mir zurück.«
Melkise trat ihr in den Weg. »Saiph ist nicht mehr dein Eigentum, Talitha.«
»Aber er ist mein Freund, und er kann mich nicht einfach so verlassen. Geh mir aus dem Weg!«
Melkise packte sie an den Handgelenken. »Wenn er wirklich dein Freund ist, dann respektierst du, was er entschieden hat, und betest, dass er heil und munter zurückkehren möge.«
»Lass mich los und verschwinde«, schrie Talitha, während sie sich aufgebracht aus seinem Griff zu befreien versuchte.
»Wie du willst«, antwortete Melkise nur, ließ sie los und ging davon.
Allein in der Hütte, las Talitha den Brief noch ein weiteres Mal. »Ach, Saiph, du verdammter Kerl …«, murmelte sie und presste den Stoff ihrer Jacke zusammen. Während sie Saiph und seine Entscheidung verfluchte, überkam sie eine unsagbare Traurigkeit.
Dritter Teil
25
P alena war eine kleine Stadt im Reich des Frühlings an der nördlichen Grenze, dort wo sich die Talareths gelblich zu verfärben begannen und die Luft kühler war. Seit einer Woche war sie Kriegsschauplatz. Um jede Straße, jedes Haus wurde erbittert gekämpft.
Begonnen hatte es mit dem Aufstand einer Schar von Femtitensklaven in einer Fabrik. Einer dieser Sklaven, noch ein Junge, war des Diebstahls angeklagt und mit dem Strafstock zu Tode geprügelt worden. Aber dies war nur die letzte einer ganzen Reihe von Grausamkeiten. Noch kurz zuvor hätten die Sklaven der Hinrichtung gesenkten Hauptes beigewohnt und wären danach wieder an die Arbeit gegangen, in der Überzeugung, das dies
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