Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
waren: Frauen, Kinder, Alte, nur wenig Junge. Megassa gab stets den Befehl aus, dass mindestens hundert Sklaven solch ein Blutbad überleben sollten.
»Bringt die Leute her, die wir zuvor gerettet haben«, wies er seinen Adjutanten an.
»Ja, Herr«, antwortete dieser, zögerte aber einen Moment, bevor er sich zum Gehen wandte.
»Was ist denn noch?«
»Ihr seid verwundet, Herr.«
Megassa sah an sich hinunter. Die Wunde oberhalb der linken Hüfte blutete leicht.
»Das ist nur ein Kratzer. Geh nur und bring mir die Bewohner her.«
Gut so, dachte er. Blut machte immer Eindruck, und der Anblick eines verwundeten Feldherrn, der unter Schmerzen eine Rede ans Volk hielt, war ganz besonders wirkungsvoll.
Nach und nach trafen die Talariten ein, die meisten in große Decken gehüllt, die Megassas Männer verteilt hatten, die Blicke gezeichnet von Angst und Erschöpfung, die aber sogleich erstrahlten, als sie die gefangenen Femtiten sahen. Als Letzte kam die Gräfin. Sie war wieder sehr viel mehr Herrin ihrer selbst als an dem Tag, da sie flehend vor Megassa gekniet hatte, und trug sogar ein schönes Kleid, das dieser selbst ihr in ihre Unterkunft hatte bringen lassen. An sie wandte sich der Graf, nachdem man ihm bedeutet hatte, dass alle Talariten versammelt seien.
»Eure Exzellenz, es ist ausgeführt, worum Ihr mich batet. Hiermit lege ich Euch Eure Stadt zu Füßen.«
Die Frau neigte leicht das Haupt. »Ich danke Euch tausendfach, Graf, im Namen meiner Stadt und ihrer Bewohner. Wir stehen tief in Eurer Schuld.«
Megassa deutete auf die gefangenen Femtiten. »Um eine Kleinigkeit möchte ich Euch noch bitten. Vor Euch seht ihr die einzigen Femtiten, die den Aufstand überlebt haben: Da es sich um Eure Sklaven handelt, liegt es an Euch, über ihr Schicksal zu entscheiden.«
»Tötet sie!«
»Prügelt sie zu Tode.«
»Lasst den Strafstock tanzen!«
Das Geschrei, das sich aus der Schar der versammelten Talariten erhob, war so laut und hasserfüllt, dass Megassa zur Ordnung rufen musste.
»Nun, Gräfin?«, fragte er mit einer leichten Verbeugung, bei der er demonstrativ eine Hand auf seine Wunde in der Seite legte und vor Schmerz das Gesicht verzog. Ein erregtes Gemurmel durchlief die Menge.
Aufrecht, den gnadenlosen Blick auf die Femtiten gerichtet, stand die Gräfin da. »Ich will, dass sie alle sterben«, sagte sie mit eiskalter Stimme.
»Euer Wunsch ist mir Befehl«, antwortete Megassa.
Er dreht sich um und hob die Hand, und schon warfen sich einige seiner Männer mit Geschrei auf die Gefangenen und metzelten einen nach dem anderen mit ihren Schwertern nieder.
Schließlich senkte sich Grabesstille über den Platz.
»Schafft die Leichen fort und verbrennt sie«, befahl Megassa und trat in die Mitte des Platzes.
Einige Augenblicke wartete er, so als wolle er seine Worte noch einmal überdenken, und sagte dann zu den versammelten Talariten:
»Ich weiß, was in euch vorgeht: Ihr alle seid noch gezeichnet von dem Schrecken, als ihr in Todesfurcht in euren Häusern gefangen wart, und fühlt euch wie in einem Albtraum, der nicht enden will. Und wenn ihr euch umblickt …«, mit der Hand machte er eine weit ausholende Geste, »… seht ihr nur noch die Trümmer eurer einst so herrlichen Stadt. Ich weiß, dass derlei Wunden schlecht verheilen.«
Jemand schluchzte, und ein kleines Mädchen klammerte sich noch fester an die Beine seiner Mutter.
»Doch tröstet euch mit dem Gedanken: Jene, die euch all dieses Leid zugefügt haben, sind jetzt bei den Dämonen im Himmel, in den Fängen von Cetus, wo sie bis in alle Ewigkeit unermessliche Qualen leiden werden. Und was eure Stadt angeht, so habe ich meine Männer angewiesen, euch bei der Beseitigung der Schäden an euren Häusern, die in dieser Nacht der Rache nicht zu vermeiden waren, zur Seite zu stehen.«
Ein anerkennendes Murmeln durchlief die Menge.
»Diese Rebellion …«, fuhr Megassa mit noch lauterer Stimme fort, »… wird bald enden, weil wir sie ersticken. Die Götter, Herren über Himmel und Erde, haben uns Talariten an die Spitze dieser Welt gesetzt, und kein Sklave darf es sich ungestraft herausnehmen, unser Recht infrage zu stellen. Überall wo Femtiten uns nehmen wollen, was uns rechtmäßig gehört, werden sie so bitter dafür büßen, wie es hier vor euren Augen geschehen ist. Das verspreche ich bei meiner Ehre!«
Donnernder Applaus brandete auf. Die Talariten, die bis zu diesem Moment nur schweigend, mit verzückten Mienen zugehört hatten,
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