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Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Kleidung, fiel Talitha auf, wie unterschiedlich ihre Herkunft war. So trugen die Femtiten aus dem warmen Reich des Sommers nur ärmellose Hemden unter ihren Jacken, während die Krieger aus dem Reich des Winters ein buntes Sammelsurium von Kleidern, eine Schicht über der anderen, am Leibe hatten.
    Zu Hunderten strömte die Rebellen von überallher zu den Minen, die sich in ein großes Heerlager verwandelt hatten.
    Auf dem Weg in die Stollen kam Talitha mit ihren Kameraden draußen auf dem Minengelände an den Resten der Eiswand vorbei, die sie zum Einsturz gebracht hatte. Der Anblick der Eismassen, aus denen hier und dort noch die Gliedmaßen von getöteten Soldaten hervorragten, um deren Bestattung sich niemand gekümmert hatte, beunruhigte sie zutiefst: Sie konnte es nicht fassen, dass diese ungeheure Zerstörung ihr Werk sein sollte.
    »Gute Arbeit!«, brummte Melkise, der neben ihr ging. »Mit dem Zauber hast du sogar mir Angst eingejagt.«
    »Ich hätte nie gedacht, dass ich zu so etwas fähig sein könnte …«
    »An deiner Stelle würde ich an der Magie dranbleiben: Vielleicht wird eine Kleine Mutter aus dir.«

    Die Ironie des Schicksals wollte es, dass Gerners Gruppe ausgerechnet jener Abschnitt der Mine zugewiesen wurde, der direkt hinter der niedergegangenen Eiswand lag.
    Die Krieger sollten sich als Lager Nischen links und rechts der Gänge einrichten, die, mit Stoffen abgetrennt, zu kleinen Räumen würden, in denen aber nur Platz für zwei oder drei Strohlager war. Die Soldaten verteilten sich, wie ihnen der Sinn stand, und ohne lange nachzudenken folgte Talitha Melkise, der mit Grif auf eine Nische zugetreten war.
    »Warte, ich weiß nicht, ob das hier das Richtige für uns ist«, sagte sie zu Melkise, als sie die Nische sah.
    »Du hast Recht. Die ist zu klein. Du könntest dir da drüben ein Lager suchen«, antwortete er und zeigte dabei auf eine Gabelung zu ihrer Rechten. Als er bemerkte, wie erstaunt Talitha reagierte, ergriff er ihren Arm und führte sie in die Nische hinein, in der er sich mit Grif niederlassen wollte. Der Raum war winzig und die Decke so niedrig, dass man kaum aufrecht darin stehen konnte. Aber mit einem Vorhang davor würde eine abgeschlossene Kammer entstehen. »Wie du siehst, ist hier nur Platz für Grif und mich.«
    »Wir können uns doch eine geräumigere Nische suchen. Diese Mine ist schließlich groß genug«, antwortete Talitha.
    Melkise seufzte. Er hatte gewusst, dass dieser Moment kommen würde, und doch fiel es ihm schwer, offen zu sein. Er forderte Grif auf, sie alleine zu lassen.
    »Was ist denn los?«, fragte Talitha.
    »Ich will nicht, dass du hier wohnst.«
    »Ach, mach dir deswegen keine Gedanken. Die anderen interessiert doch nicht, ob wir uns ein Lager teilen.«
    »Aber mich. Und ich will es nicht. Du musst dir dein eigenes Lager suchen.«
    Talitha erstarrte. »Aber mein Platz ist bei dir. An deiner Seite, so wie wir hier zusammen gekämpft haben, nur ein paar Schritte von hier entfernt. Und wie … in jener Nacht.«
    »Da war ich betrunken, Talitha. Ich habe eine Dummheit gemacht, aber das wird sich nicht wiederholen.«
    Sie trat so nahe an ihn heran, dass ihre Brüste seinen Oberkörper berührten, und schaute ihm in die Augen: »Denkst du wirklich, dass es nur eine Dummheit war?«
    Melkise wich einen Schritt zurück. »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil ich es nicht will, und im Grunde ist es auch nicht das, was du willst.«
    »Woher willst du denn das wissen? Eigentlich habe ich genug davon, dass ein anderer glaubt, mir sagen zu können, was ich mir wirklich wünsche und was nicht. Das habe ich lange genug erlebt.«
    »Ich bin ein reifer Mann und habe genug Erfahrungen gemacht. Es stimmt, wir haben Seite an Seite gekämpft, und ich kann mir schon vorstellen, dass dich das dazu verleitet hat, etwas misszuverstehen …«
    »Missverstehen? Vor ein paar Tagen, in der Nacht am Seeufer, hast du mich geküsst, und erzähl mir jetzt nicht, das hätte dir nicht gefallen. Ich glaube nicht, dass es da sehr viel zu missverstehen gibt. Und jetzt würdest du es gerne wieder tun. Ich sehe es doch an deinem Blick.«
    »Ja, vielleicht hast du Recht. Aber ich weiß, dass es falsch wäre. Du bedeutest mir zu viel, und ich will dir nicht wehtun.«
    »Lass mich selbst entscheiden, was mir wehtut und was nicht.«
    Melkise seufzte: »Ach, Talitha, du bist noch so jung, fast noch ein Kind. Du kannst dir nicht vorstellen, was diese Hände alles getan, was diese Augen gesehen haben. Leben

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