Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Nashira - Talithas Geheimnis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
Vom Netzwerk:
und Tod, damit kenne ich mich aus. So viele, die an meiner Seite lebten, habe ich sterben sehen. Und so viele haben diese Hände selbst getötet. Dein Leben hingegen beginnt gerade erst. Ich kann nicht der Mann an deiner Seite sein, es sei denn im Kampf oder als dein Freund, wenn du das willst.«
    Talitha biss so sehr die Zähne zusammen, dass es schmerzte. »Das heißt, du liebst mich nicht«, sagte sie dann.
    Melkise schaute sie entgeistert an. »Aber es war doch nur ein Kuss, Talitha. Nur ein Kuss.«
    Talitha erstarrte. Sie wankte, ihre Augen wurden feucht, und ihre Lippen begannen leicht zu zittern. Dann griff sie zu ihrem Quersack, wandte sich um und ging wortlos davon.
    Bei einer Gabelung, vor einem kleinen Seitengang, warf sie wütend ihre Sachen zu Boden und ließ sich daneben sinken, nahm den Kopf zwischen die Hände und zerwühlte ihr Haar, so heftig, dass sie sich die Kopfhaut aufkratzte.
    Wie konnte ich nur so dumm sein! So dumm! So dumm! , sagte sie sich und verfluchte sich für ihre Naivität.

27
    E inen Tag wanderte Saiph, bis er wieder bei Mareth eingetroffen war. Er hatte den Drachen auf einer kleinen Lichtung im Wald zurückgelassen, weit genug von Sesshas Enar entfernt, damit er niemandem auffiel. Das Tier begrüßte ihn, indem es den Kopf an seiner Brust rieb, und Saiph tätschelte ihm das Maul. Immer noch dachte er an Talitha, an das Gespräch mit Melkise und das Gefühl der Verlorenheit, das ihn beherrschte, seit er das Lager verlassen hatte.
    So kann das nicht weitergehen. Ich darf mich nicht so quälen. Das Kapitel Talitha ist abgeschlossen, und ich muss meinem Weg weiter folgen , sagte er, während er die kühle Schnauze des Drachens streichelte.
    Noch einmal warf er einen prüfenden Blick auf seine Ausrüstung: In seinem Quersack hatte er einen Vorrat an Proviant verstaut, vorwiegend Wurzelgemüse und ein wenig Obst, das er hatte trocknen können. In zwei gut verschlossenen Säckchen bewahrte er das Gelee der Aritella-Blätter auf, das er zum Atmen brauchen würde. Er hatte einige Versuche angestellt und dabei herausgefunden, dass man es trocknen konnte und nur kurz befeuchten musste, um seine Kräfte zu aktivieren und es einzusetzen. Auch einen Vorrat an Wasser hatte er dabei, abgefüllt in ein paar Feldflaschen, die er sich im Rebellendorf beschafft hatte und die er nun mit Schnüren an dem Drachen befestigte.
    Während er mit den Vorbereitungen beschäftigt war, kam ihm sein Vorhaben noch verrückter vor. Was sollte er essen, was trinken, wenn diese unerforschte, grenzenlose Weite, die einen Großteil Nashiras ausmachte, tatsächlich nur Wüste war? Irgendwann würden seine Vorräte aufgebraucht sein. Im Grunde ging er dem sicheren Tod entgegen, aber eigentlich war ihm das ziemlich gleich. Er hatte das Mädchen verloren, mit dem er sein Leben teilen wollte, und darüber hinaus schien die Welt völlig aus den Fugen geraten und nur noch von Mordgier und Blutdurst beherrscht. Ihm war wirklich nicht viel geblieben, für das es sich zu leben lohnte.
    Und die Tatsache, dass er Schmerz empfinden konnte, hob ihn aus der Schar der anderen Femtiten hervor und entfernte ihn von seinen Mitbrüdern. Er war ein Ausgestoßener – so wie Verba, überlegte er. Auch dieser galt viel und gleichzeitig nichts, war wie ein Fremder aus einer anderen Welt und gehörte nirgendwo dazu. Vielleicht war sein Platz daher wirklich bei diesem Mann, am Namenlosen Ort, wo sich zwei Ausgestoßene wie sie verstecken konnten. Ausgestoßen und doch verherrlicht. Außerdem war die Wüste selbst ein sagenumwobener Ort, von dem alle erzählten, ohne ihn jemals gesehen zu haben, und der vielleicht überhaupt nicht existierte.
    Mit einem Seufzer schwang Saiph sich auf seinen Drachen. Unter Mareths Klauen pulsierte die Luftkristallader und verströmte ein beruhigendes bläuliches Licht. Es war ein Anblick, auf den er vielleicht lange, zu lange würde verzichten müssen. Zerstreut streichelte er den Luftkristallanhänger an seinem Hals. An der Schnur, die ihn hielt, war auch ein Talareth-Zweig befestigt, als Vorsichtsmaßnahme, obwohl dieser ihm nur für ein paar Tage ausreichend Luft sichern würde.
    Er zog sich den Schal vor das Gesicht und atmete den frischen, starken Geruch des Aritella-Gelees tief ein, das er auf der Innenseite verteilt hatte. Dann presste er Mareth die Fersen kurz und heftig in die Flanken. Der Drache stieß einen Schrei aus, und im nächsten Moment schwang er sich in die Lüfte.

    Am ersten Tag zog nur der

Weitere Kostenlose Bücher