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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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um nur ein geringes Interesse vorzutäuschen.
    »Es handelt sich um einen geheimen Raum innerhalb des sogenannten Kernbezirks, in dem sich auch die Kristallkammer befindet. Nur Orantinnen haben dort Zugang.«
    Saiph schwieg nachdenklich, bevor er sagte:
    »Wer weiß, was dort wieder für Scheußlichkeiten begangen werden...«

    Beris blickte ihn erschrocken an. »Hör doch auf. Du machst dich nur lustig über mich ... Aber du musst wirklich aufpassen. Es kann sehr gefährlich sein, die Nase zu tief in Dinge zu stecken, die einen nichts angehen.«
    »Was willst du damit sagen?«
    Beris ergriff seinen Arm. »Kaleb hat mir erzählt, dass in den letzten Jahren bereits sechs Sklaven gestorben sind, die dem Kernbezirk zu nahe kamen ... und sogar einige Priesterinnen.«
    Saiph lief ein Schauer über den Rücken. »Dann gibt es also Sklaven, die diesen Ort bewachen?«
    »Ja«, flüsterte sie, »aber bis jetzt hat es keiner überlebt. Bis auf einen. Verstehst du? Lass es sein!«
    Saiph betrachtete sie im Halbschatten des Schlafsaals. Er konnte es nicht sein lassen. Er handelte im Auftrag der einzigen Person, für die er sogar sein Leben gegeben hätte.

    Starr wie eine Statue hörte Talitha zu, während ihr Saiph in ihrem Versteck vom Kernbezirk des Klosters erzählte. Lange hatte er hin und her überlegt, ob es ratsam war, ihr wirklich alles zu berichten, denn diese Neuigkeit würde sie sehr aufwühlen.
    »Es sind also auch Priesterinnen gestorben ...«, murmelte sie bestürzt. »Dann könnte auch Lebithas Tod damit zu tun haben?«
    »Dafür haben wir keine Beweise«, erwiderte Saiph.
    »Beweise nicht, aber es könnte durchaus so sein: Meine Schwester hat etwas entdeckt, was sie nach Ansicht der Kleinen Mutter und anderer Priesterinnen nicht wissen durfte. Deswegen hat man sie umgebracht«, sagte Talitha. »Und mir
hat Lebitha die Aufgabe übertragen, die Dinge ans Licht zu bringen. Sie wusste, dass unser Vater, falls ihr etwas zustoßen sollte, mich an ihrer Stelle ins Kloster schicken würde.«
    »Dein Schwester hat dich geliebt. Sie hätte dir niemals eine solche Last aufgebürdet.«
    »Es sei denn, es wäre von höchster Dringlichkeit. Es hilft nichts, wir müssen in den Kernbezirk.«
    »Aber Herrin, hast du nicht gehört, was ich gerade erzählt habe? Wer dem Kernbezirk zu nahe kommt, stirbt.«
    »Wir werden eben aufpassen.«
    »Nein, ausgeschlossen«, erwiderte Saiph, »tagsüber sind dort Orantinnen beschäftigt, und nachts wird der Zugang von mindestens einer Kombattantin bewacht.«
    »Und wenn schon. Ich habe bei der Garde gelernt. Meinst du, da fürchte ich mich vor diesen Priesterinnen, die sich nur als Kriegerinnen verkleidet haben?«
    »Was redest du da? Diese Gegner sind hundertmal erfahrener als du! Sie werden dich umbringen.«
    »Das werden wir ja sehen!« Talithas Blick war hart geworden. »Aber erst einmal bringst du mir den Sklaven, der schon einmal den Kernbezirk betreten hat. Gleich morgen Abend will ich ihn sehen, hier an diesem Ort.«
    »Aber Herrin ...«
    »Das ist keine Bitte, sondern ein Befehl.«
    Saiph biss die Zähne zusammen und senkte dann den Kopf. »Wie du willst.«
    Sie nickte zufrieden.
    Erst als sie sich schon verabschiedet hatten und er bereits den Weg zu seinem Schlafplatz eingeschlagen hatte, rief sie ihm leise nach: »Sei vorsichtig, Saiph!«
    Doch der drehte sich nicht einmal um.

17
    C eryan war ein altes Männlein mit unterwürfiger Miene. Er war für die Putzarbeiten in der Nähe des Kernbezirks zuständig. Den Blick beharrlich zu Boden gerichtet, wagte er nicht, Talitha ins Gesicht zu schauen. Saiph hatte seine Schultern umfasst und versuchte, ihm Mut zu machen. Nur mit der Aussicht auf eine Extraportion Brot hatte er ihn dazu bewegen können, ihn zu diesem Treffen mit seiner Herrin zu begleiten. Und er hatte ihm auch gleich die Belohnung gezeigt, die seine Herrin im Refektorium hatte mitgehen lassen, doch der Alte stellte sich zunächst stur und brachte unzählige Einwände vor: die Dunkelheit, lauernde Kombattantinnen und vor allem die Tatsache, dass er um sein Leben fürchte. Und so musste Saiph zu dem Kanten Brot noch etwas von dem Essen drauflegen, das Talitha für ihn selbst beiseitegeschafft hatte.
    Das Mädchen holte den Pergamentzettel hervor, den sie im Zimmer ihrer Schwester gefunden hatte. »Ich weiß, dass du im Kernbezirk arbeitest und auch mit einem verbotenen Raum in Berührung gekommen bist. Hat der etwas mit diesem Symbol zu tun?«
    Der Alte hob den Kopf

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