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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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unbemerkt zu diesem Gitter gelangen können«, antwortete er nachdenklich. Dann nahm er die Karte zur Hand, faltete sie zusammen und steckte sie in eine Innentasche seiner Jacke. »Hier ist sie am sichersten aufgehoben«, sagte er. »Außerdem brauche ich mir dann keine Sorgen zu machen, dass du so verrückt sein könntest, etwas auf eigene Faust zu unternehmen«, schloss er und kroch voran, aus dem Maschinenraum hinaus.

    Bereits am folgenden Tag setzte das Mädchen den ersten Teil
ihres Plans in die Tat um. Während der Stunde bei Schwester Pelei zeigte sie sich viel unaufmerksamer als sonst, und es dauerte nicht lange, bis die Priesterin bemerkte, dass irgendetwas nicht stimmte.
    »Ich dachte eigentlich, ich hätte dir von Anfang an deutlich gemacht, was ich von dir erwarte: Fleiß und volle Konzentration, aber heute habe ich das Gefühl, dass du dir überhaupt keine Mühe gibst«, tadelte sie Talitha.
    Die tat so, als schrecke sie auf. »Verzeihung, Schwester ... Ich bin nur so müde.«
    »Wieso das?«
    »Ich weiß auch nicht ... aber ich kann abends überhaupt nicht mehr einschlafen. Eigentlich habe ich schon seit dem Tod meiner Schwester das Problem, dass ich immer wieder so schlecht schlafe.«
    Schwester Pelei legte die Stirn in Falten, stand dann auf und öffnete ein Kistchen, das hinter ihr auf einer Ablage stand. Darin befanden sich verschiedene Ampullen. Sie griff eine heraus, die eine grünliche Flüssigkeit enthielt, und stellte sie vor Talitha auf den Tisch. »Wildkräuterextrakt mit Luftkristall-Essenz«, erklärte sie. »Das müsste dir helfen. Ein paar wenige Tropfen vor dem Schlafengehen, aber wirklich nur wenige. Es ist ein sehr starkes Schlafmittel.«
    Lächelnd nahm Talitha die Ampulle fest in die Hand. Einen kurzen Augenblick hatte sie ein schlechtes Gewissen, denn schließlich hinterging sie ausgerechnet die Erzieherin, die in ihren Augen als Einzige Respekt verdient hatte. Aber es war für ein höheres Ziel, und so dankte sie ihr und verlor kein Wort mehr darüber.
    Als sie später den Klassenraum verließ, traf sie auf Grele. Eigentlich hatte sie wieder irgendeine spitze Bemerkung erwartet,
doch die Mitschülerin gab sich heute betont gleichgültig und redete weiter mit den beiden Mädchen, die sie immer umschwirrten.
    »Habt ihr auch gehört, dass seit einiger Zeit nachts im Kloster so ... gewisse Dinge geschehen sollen?«, sagte sie gerade in verschwörerischem Ton.
    Talitha horchte auf.
    Grele blickte aus den Augenwinkeln zu ihr herüber, während ein kaum wahrnehmbares Lächeln über ihr Gesicht huschte, und fuhr fort: »Offenbar ist einer der neuen Sklaven besonders unternehmungslustig und erlaubt sich Freiheiten, die ihn den Kopf kosten könnten. Oder es zwingt ihn jemand, sich solche Freiheiten zu nehmen ... Was meinst du, Talitha?«
    Das Mädchen ballte die Fäuste so fest, dass die Fingerknöchel weiß wurden, und zwang sich, den Mund zu halten.
    »Weißt du eigentlich, was mit Sklaven geschieht, die irgendwo überrascht werden, wo sie nicht sein dürften?«
    Jetzt konnte Talitha sich nicht mehr zurückhalten. »Das musst du doch am besten wissen. Schließlich schickst du deine Sklaven aus, damit sie ihre Nase in anderer Leute Angelegenheiten stecken«, sagte sie, wobei sie die andere herausfordernd anblickte. »Auch die verstoßen gegen die Regeln, wenn sie nachts anderen nachspionieren.«
    »Das ist ein gefährliches Spiel, auf das du dich da eingelassen hast, Talitha«, antwortete Grele von oben herab, »und du bist auch noch feige und lässt andere dafür den Kopf hinhalten. Offenbar ist es dir egal, dass du mit dem Leben deines Leibdieners spielst?«
    Mit einem Satz war Talitha bei Grele, so nah, dass ihr Gesicht nur noch einen Hauch von dem der Rivalin entfernt
war. Sie genoss die Furcht, die in deren kalten grünen Augen aufblitzte. »Halt endlich dein Schandmaul! Du hast doch keine Ahnung«, zischte sie.
    »He! Was ist hier los?«, ging Schwester Xane dazwischen.
    Grele wollte gerade antworten, doch Talitha kam ihr zuvor.
    »Verzeiht, es ist nichts. Ich habe mich nur grundlos aufhalten lassen.« Sie senkte den Kopf und huschte flugs Richtung Ausgang davon.
    Beim Mittagessen war die Atmosphäre weiter angespannt. Wie selbstverständlich tauchte Grele an Talithas Tisch auf und setzte sich rechts neben sie, während zu ihrer Linken eine ihrer treuen Kameradinnen, Fedira nämlich, Platz nahm. Die beiden Mädchen warfen sich einen komplizenhaften Blick zu, und Talitha merkte

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