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Nashville oder Das Wolfsspiel (German Edition)

Nashville oder Das Wolfsspiel (German Edition)

Titel: Nashville oder Das Wolfsspiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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Nashville und Sirja.
    »Gib das her!«, zischte Nashville und wand sich im Griff der Jungen. »Sonst kriegst du nie wieder eine einzige Kippe von mir!«
    »Wir finden schon jemand anders, der uns was verkauft«, sagte der Junge. »Du nervst sowieso langsam. Und ich glaube, du klaust. Neulich ist der Füller von meinem Kumpel verschwunden, aus seiner Hosentasche, ein Füller mit roter Tinte. Sagt dir das was?«
    Der Kreis der Jungen zog sich ein wenig enger. Sie hatten Svenja nicht einmal bemerkt. Der größere Junge strich jetzt zärtlich über Nashvilles Wange. Dann ballte er die Hand zur Faust, holte aus und –
    Svenja hielt seinen Arm fest. Sie wusste nicht einmal, wie sie so rasch zu ihm herübergekommen war.
    »Lass mich los!«, rief der Junge, plötzlich weinerlich. »Du tust mir weh! Frau Stängele …«
    »Lasst ihr besser den Kleinen los«, sagte Svenja.
    Die beiden anderen gaben Nashville widerstrebend frei.
    »Sag bloß, du gehörst zu dem Pennerkind da«, sagte der Junge, den Svenja festhielt – ein wenig fester als nötig. »Erklär dem, dass er uns zehn Euro schuldet! Er hat letztes Mal falsch rausgegeben!«
    »Rausgegeben?«, fragte Svenja in gespieltem Erstaunen. »Wofür war denn das Geld?«
    »Für die Zigaretten, die er verkauft! Er …«
    Sie lächelte süß. »Ihr dürft überhaupt noch nicht rauchen«, sagte sie. »Ich nehme also an, dass es sich um ein Missverständnis handelt. Aber um das aus der Welt zu schaffen …« Sie ließ den Jungen los, kramte nach ihrem Portemonnaie und warf zwei Fünfer auf den Boden. »Und jetzt macht, dass ihr zurückkommt zu eurer Frau Stängele«, knurrte sie, »damit sie euch die Nasen putzen kann.«
    Dann legte sie einen Arm um Nashville und führte ihn mit sich aus dem Kreis der Jungen.
    Hinter dem alten weinbewachsenen Schuppen am Eingang des Schlosshofes blieb Svenja stehen. Sie atmete einen Moment lang tief durch.
    »Du musst damit aufhören, solche Sachen zu machen«, sagte sie. »
Lass. Den. Mist.
Hast du das kapiert?«
    Er nickte nicht.
    Svenja zog ihn in ihre Arme und hielt ihn fest, und er erwiderte ihre Umarmung. Sie hielten sich gegenseitig, der kleine und der große Mensch, hinter dem Schuppen, wo niemand zusah.
     
    Als sie an den Tisch zurückkamen, saßen die anderen vor frisch gefüllten Gläsern.
    »Ich habe ihn gefunden«, sagte Svenja. »Was ist das? Caipi? Ich könnte einen Schluck brauchen.«
    Katleen reichte ihr stumm ein Glas. Svenja trank, stand dann einen Moment lang da und betrachtete die schimmernde Flüssigkeit, in der das Licht gold-gelb-grün spielte wie ein übermütiges Unterwassergeschöpf. Sie sah Nashville an.
    »Du könntest vielleicht auch einen Schluck Caipi brauchen«, sagte sie. »Oder einen Teelöffel voll.«
    Er zuckte die Schultern. Sein Gesicht sah mit einem Mal seltsam aus, blass, weiß beinahe: die überstandene Angst, dachte Svenja.
    »Ja«, sagte er. »Mit dreizehn kann man wohl einen Schluck brauchen.«
    Er nahm das Glas, doch seine Hand zitterte.
    »Nur einen Schluck«, sagte Svenja.
    Nashville nickte. Dann ließ er das Glas fallen.
    Und dann rannte er.
    »O nein!«, sagte Svenja. »Nein, ich kann nicht mehr! Nicht auch noch das. Bitte.«
    Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen und schloss die Augen, und eine Weile waren alle still. Dann sagte Friedel: »Svenja? Ich weiß nicht, was eben los war. Oder was jetzt wieder los ist. Aber wir haben ein Problem. Wir besitzen ein Kind, das sich auf dem Turm der Burg Hohenentringen befindet.«
    »Es ist am Regenrohr hochgeklettert«, sagte Thierry.
    »Die Leute hier scheinen nicht besonders glücklich darüber zu sein«, sagte Katleen, »dass wir so ein Kind besitzen.«
    Svenja nickte langsam. »Das Problem ist«, flüsterte sie erschöpft. »Dass wir es nicht besitzen.«
     
    Natürlich, dachte sie eine Viertelstunde später, war die Sache mit den Schülern eine ganz andere gewesen. Sie hatte nichts mit Panik zu tun gehabt. Das Regenrohr hatte eine Menge mit Panik zu tun. Sie stand zusammen mit den anderen neben dem Turm, legte den Kopf in den Nacken und sah hinauf. Das Zuckerhutdach des Turms stieß oben an das Dach des Hauptgebäudes, und in dieser Ecke kauerten Nashville und seine Panik, dicht an die glänzenden Ziegel gepresst. Wenn er fiel, wäre das sein Ende.
    »Wenigstens steht er nicht auf dem Kopf«, sagte Thierry nüchtern.
    »Sollen wir die Feuerwehr rufen?«, fragte ein Mädchen mit einem Tablett unter dem Arm und einem ängstlichen Gesicht. Svenja

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