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Nashville oder Das Wolfsspiel (German Edition)

Nashville oder Das Wolfsspiel (German Edition)

Titel: Nashville oder Das Wolfsspiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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aber das kümmerte niemanden. Draußen pladderte der Regen gegen die Scheiben. Sie waren am See in Hirschau gewesen, um zu baden, und jetzt saßen sie alle in der Küche, die Haare noch nass, und lauschten, wie draußen der Sommertag detonierte.
    Katleen kochte auf dem Gasherd Suppe und machte Pfannkuchen. Nashville und Kater Carlo saßen am Tisch und bastelten Spielkarten aus weiß überklebten Bierfilzen. Nashville zeichnete mit einem roten Stift Wölfe, und als Svenja ihm über die Schulter sah, war sie erstaunt darüber, wie echt sie wirkten. Aber sie liefen alle über Messerschneiden.
    Kater Carlo malte die Menschenkarten. Er zeichnete die Menschen von hinten, man sah ihre Gesichter nicht.
    Was trugen sie in den Händen? Dolche? Federn? Zügel? Alles war unsicher.
    Wer waren die Starken und wer die Schwachen?
     
    Gegen neun Uhr regnete es so stark, dass die einzelnen Tropfen nicht mehr voneinander zu unterscheiden waren. Gegen zehn nach neun wehte die flammenhaarige Kunststudentin ins Haus Nummer drei, klitschnass und lachend.
    Sie war die Einzige, die kam.
    »Mist«, sagte Thierry. »Es reicht nicht. Man braucht mindestens sieben Leute für das Wolfsspiel. Selbst wenn es nur einen Werwolf gibt.«
    »Mein Vater kommt … irgendwann«, murmelte Svenja.
    »Na dann«, sagte die Flammenhaarige und zog sich mitten in der Küche aus, weil ihre Sachen zu nass waren, um sie anzubehalten. Weder Thierry noch Kater Carlo machten ein Hehl aus ihrer Faszination. Nashville sah die nackte Kunststudentin ebenfalls an, aber in seinem Blick lag erstaunlich viel Gleichmut für jemanden, der behauptete, dreizehn zu sein. Es hätte sich ebenso gut ein Stück Holz in der Küche die nassen Kleider vom Leib schälen können.
    Nur Friedel wurde rot und fing an, Tomaten für Katleens Salat zu schneiden. Er schnitt sich dabei in den Finger und fluchte, und Katleen sagte geistesgegenwärtig: »Drück den Finger auf die Werwolfspielkarten. So echte kriegen wir nie wieder.«
    Svenja lief nach oben und holte ein Hemd und eine Hose für die Kunststudentin, und ehe sie sich zum Essen an den Tisch setzten, zog die Rothaarige sich wieder an.
    »Schade«, sagte Kater Carlo.
    »Versteh ich nicht, Katerchen«, sagte Thierry. »Du stehst doch überhaupt nicht auf Frauen?«
    »Schön kann ich sie doch finden trotzdem«, meinte Kater Carlo achselzuckend. »Ich steh auch ja nicht auf Blumen, aber ich male sie. Hey, Thierry, ich bin nicht der von uns beide, der mit sie geschlafen hat.«
    »Halt den Mund, Karl«, sagte die Kunststudentin freundlich, aber bestimmt. »Kann ich noch was von den Pfannkuchen haben? Katleen sollte bei uns in der Bauwagensiedlung einziehen. Es gibt niemanden dort, der so kocht.« Sie lächelte Katleen zu, deren graues T-Shirt wieder über die eine Schulter rutschte.
    »Nein«, sagte Katleen, »gibt es nicht.« Und sie lächelte zurück.
    Und einen Moment lang dachte Svenja:
Jetzt geht es mit allen durch, und aus dem Wolfsspiel wird etwas völlig anderes, ich sollte Nashville schnappen und hier rausbringen, bevor sie komische Dinge tun. Eigentlich fehlt nur noch
 …
    In diesem Moment wehte der Regenwind zwei weitere Gäste ins Haus und direkt ins warme Licht der Küche. Der eine war der, der zu einer Orgie noch gefehlt hätte. Nils. Er war natürlich nicht eingeladen.
    »Wir haben geklingelt«, sagte er, »aber …«
    »Der Strom ist weg«, erklärte Katleen.
    »Ich bin draußen vorbeigegangen, und hier war Licht«, fuhr Nils fort. »Und ich hab dein Rad gesehen, Svenja. Kann ich bleiben, bis es aufhört, so zu schütten?«
    »Ich glaube nicht, dass es gerade passt«, sagte Friedel. »Gibt’s auf dem Österberg im Verbindungshaus keinen Platz für dich?«
    »Ach, lass ihn doch, als Werwolf ist er sicher gut«, sagte Svenja.
    Der zweite hereingewehte Mensch war drei Jahrzehnte älter und hatte die Grenze seiner persönlichen besten Jahre eindeutig überschritten. Er stellte einen Koffer ab, wischte sich die Regentropfen mit dem Ärmel aus dem Gesicht und fuhr sich dann durchs Haar, was den Zustand des Haares nicht verbesserte. Es war kurz, aber nicht kurz genug, und von der Farbe verblichener Sommertage, durchsetzt mit weißen Strähnen. Die Augen des Mannes blinzelten, als wären sie erstaunt, sich hinter einer Brille wiederzufinden. Die Falten um diese Augen herum setzten sich nach unten fort, sie fanden sich in der Kleidung des Mannes wie Spuren von Zeit.
    Svenja hatte ihren Vater noch nie so zerknittert gesehen.
    »Gut,

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