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Nashville oder Das Wolfsspiel (German Edition)

Nashville oder Das Wolfsspiel (German Edition)

Titel: Nashville oder Das Wolfsspiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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glücklich werden kann.
     
    Als sich die Nacht vor den Fenstern wälzte, als das Gewitter wieder fortgerollt war, als Svenja beinahe schlief, geschah etwas Seltsames. Ihr Blick, der schläfrig durch den Raum streifte,
fand
etwas.
    »Wir sollten langsam gehen«, hörte sie Friedel sagen. »Sonst denken die, wir übernachten hier …«
    Svenja versuchte, das zu fixieren, was sie sah. Ihre Augen waren zu müde. Da war jemand, alleine an einem Tisch in der hintersten Ecke der Galerie; jemand, der auf den Knien einen Laptop hielt und tippte. Auf dem niedrigen Tischklotz vor ihm lagen zwei dicke aufgeschlagene Bücher.
    Gunnar.
    Sollte Gunnar nicht in einem Salon an der Neckarhalde sein, zusammen mit Julietta und ihrer Familie? Und wenn er sich dort verabschiedet hatte, um zu arbeiten, warum arbeitete er nicht zu Hause? Nachmittags in ein Café zu gehen, damit man dort gesehen wurde und sagen konnte, man wäre ein entspannter Mensch – das war verrückt, aber irgendwie logisch. Wohingegen … abends?
    Er blickte nicht herüber.
    »Ich komme gleich wieder«, murmelte Svenja. Doch als sie an dem Tisch vorbeiging, auf dem die Bücher gelegen hatten, lag dort nichts mehr. Sie sah eine Gestalt mit einer Tasche über die Brücke in Richtung Klo verschwinden, stieg die Treppe hinauf und wartete. Sie wartete lange. Schließlich öffnete sie die Tür zu
Herren
.
    Es war niemand da.
    Aber als sie zurückging, fand sie neben dem kleinen Tisch auf dem Fußboden etwas. Sie hob es auf: ein Lesezeichen mit Reklame für einen Medizinbuchverlag.
    »Friedel«, sagte sie, als sie wieder bei ihm war. »Friedel, erklär mir eins. Sind wir hier, weil Gunnar hier ist?«
    »War«, sagte Friedel. »Er
war
hier.«
    »Du weißt also, dass er hier war. Aber …«
    »Komm«, sagte Friedel. »Ich habe schon bezahlt.«
     
    Auf dem Heimweg trafen sie zwei Polizisten. Sie waren also wieder unterwegs. Würden sie etwas finden? Jemanden? Nein, dachte Svenja. Was in diesen Nächten geschah, in Schlossgärten und Unterführungen, war unsichtbar für die Augen der Polizei. Hier war jemand unterwegs, der Übung darin hatte, seinen Tarnmantel überzustreifen, sobald der erste Schimmer des Lichtes ihn streifte.
    Es fiel ihr erst vor der Haustür ein.
    »Friedel«, sagte sie unbehaglich. »Ich habe meinen Vater vergessen. Hat er auf mich gewartet – hier?«
    »Dem geht’s gut«, sagte Friedel. »Als ich losgefahren bin, hat er gerade mit Thierry und Kater Carlo auf dem Balkon Karten gespielt und unser Gras geraucht.« Da lachte Svenja. Und für den Moment war wirklich wieder alles in Ordnung. Morgen, morgen würde sie weiter nachdenken. Jetzt wollte sie nur neben Nashville ins Bett fallen und endlich diesen schrecklichen Tag vergessen.
    Aber in der Küche saßen Thierry und Kater Carlo. Sie hatten gewartet.
    »Schlechte Nachrichten, Leute«, sagte Thierry. »Wir müssen raus. Zu übermorgen. Räumungsbefehl. Die reißen das Haus ab.«
    Svenja merkte, wie ihr leicht schwindelig wurde. Es war wie ein Déjà-vu.
    »Der Besitzer hat das Grundstück verkauft«, sagte Thierry. »Hier wird demnächst gebaut. Angeblich haben die schon mal einen Brief geschrieben. Den irgendwer …« Er sah Friedel an. »Den irgendwer geöffnet und ganz zufällig verloren hat?«
    Friedel starrte ihn einen Moment lang an, starrte Kater Carlo an, starrte das offizielle Schreiben an, das auf dem Küchentisch lag, und setzte sich.
    »Scheiße«, murmelte er, stützte die Ellenbogen auf und legte den Kopf in die Hände. »Ich dachte nicht, dass die Ernst machen!«
    »Herzlichen Glückwunsch«, murmelte Svenja. »Ich dachte immer, ich bin die, die alles vermasselt? Ich geh jetzt rauf und lass mich im Schlaf von einem Balken erschlagen. Werft mein Zeug in den Neckar, wenn ihr mich tot in den Trümmern findet, ja?«

15 Tore
    Svenja wurde davon geweckt, dass jemand unten gegen die Tür hämmerte. Sie stieß auf der Treppe auf einen verschlafenen Kater Carlo und einen nur halb angezogenen Thierry. Unten im Flur traf sie Nashville und ihren Vater.
    Die Haustür war offen. Davor standen zwei Leute in Anzügen und zwei in Polizeiuniformen.
    »Sie müssen den Kindern doch Zeit geben, ihre Sachen rauszuräumen«, sagte Svenjas Vater.
    »Die Kinder hatten drei Wochen Zeit«, sagte einer der Anzüge, erfreut darüber, jemanden anbellen zu können. »Das Haus wird geräumt. Jetzt.«
    Die Polizisten sagten nichts. Sie sahen aus, als wären sie lieber anderswo. Aber die meisten Polizisten sehen

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