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Nashville oder Das Wolfsspiel (German Edition)

Nashville oder Das Wolfsspiel (German Edition)

Titel: Nashville oder Das Wolfsspiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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Friedel.
    »Augenblick«, sagte Svenja. »Wie viele Leute können in einem Bauwagen wohnen?« Sie stellte es sich vor: die flammenhaarige Christin, Thierry, Kater Carlo, Friedel … »Das wird entweder eine Sardinenbüchse oder eine Dauerorgie«, murmelte sie. »Wir suchen uns was Eigenes.«
    »Das kriegen wir schon hin«, sagte Svenjas Vater. »Irgendwo gibt es doch Wohnungsanzeigen … Ich bleibe, Svenja. Ich bleibe und helfe dir suchen. Mitfahrgelegenheiten gibt es viele.«
    Svenja drehte sich zu ihm und sah ihn einen Moment lang an, seine zerknitterten Gesichtszüge, sein ungekämmtes Haar und seine Augen, die versuchten, Ruhe auszustrahlen, und doch seltsam unstet wirkten.
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, legte ihre Arme um ihn und drückte ihn an sich. »Nein«, flüsterte sie. »Bitte. Fahr. Ich kriege das alleine hin.«
    »Natürlich«, sagte er und lächelte, als sie ihn losließ. »Du kriegst alles alleine hin. Du bist die Tochter deiner Mutter.« Er sah auf die Uhr. »Wenn ich die Mitfahrgelegenheit von heute nehmen will, muss ich in einer halben Stunde beim Parkhaus König sein. Wo ist das?«
    »Wir können es zeigen dir«, sagte Kater Carlo. »Ist in die andere Seite von Innenstadt. Wir zeigen erst, und danach fahren wir zu Bauwagensiedlung.«
    Er hievte den großen Koffer auf seinen Gepäckträger – den mit dem Balkongarten – und hakte ihn mit zwei Fahrradspinnen fest. Svenja sah ihnen nach, wie sie um die Ecke verschwanden: ihr Vater, Thierry, Kater Carlo. Friedel. Als sie sich zum Haus Nummer drei umdrehte, waren die Anzugleute und die Polizisten fort. Sie hatten ein großes Vorhängeschloss an der Vordertür hinterlassen. Daneben hing ein Schild:
BETRETEN VERBOTEN  –
EINSTURZGEFAHR  –
PRIVATGELÄNDE .
    Sie sah zu Nashville, der neben ihr stand.
    »So«, sagte sie. »Und was sollte das mit dem Messer? Bist du eigentlich völlig übergeschnappt?«
    »Ich habe es aufgehoben und zu der Sammlung gesteckt. Unten in den Rucksack«, sagte Nashville sanft. »Ich dachte, es braucht ja jetzt keiner mehr.«
    »Aber du kannst nicht einfach jemanden mit einem Messer bedrohen!« Sie kniete sich hin, packte ihn an seinen schmalen, knochigen Schultern. »Das kannst du nicht machen!
Begreifst du das?
«
    Nashville schüttelte ihre Hände ab und hob das Akkordeon auf. »Gehen wir?«
     
    Sie verbrachten den halben Tag damit, Wohnungsanzeigen abzutelefonieren. Es war wie beim letzten Mal. Nichts. Es gab nichts, nicht einmal mehr im Studentenwohnheim. Die zweite Hälfte des Tages war Svenja im
Contigo
zum Arbeiten eingeteilt. Sie stellte ihren Rucksack und den kleinen Koffer hinter die Kasse. Nashville und das Akkordeon verschwanden und kamen sie abends abholen.
    Sie war versucht, die Besitzerin des
Contigo
zu fragen, ob sie im Laden schlafen konnten, nur eine Nacht. Die Besitzerin war nicht da. Ach was, sagte sie sich, sie würden schon irgendwo unterkommen.
    Sie fand ein Internetcafé und suchte im Netz. Keine Chance. Tübingen war voll.
    Es war neun Uhr abends, als sie sich endgültig geschlagen gab. Um halb zehn standen sie vor Katleens Tür. Aber Katleen öffnete nicht. Svenja rief, horchte, klopfte, warf einen Stein gegen das Fenster im ersten Stock. Flackerte da nicht etwas, oben, hinter Katleens Fenster? Eine Kerze?
    Svenja trat ärgerlich gegen die Tür. »Ich habe ihr nichts getan … Verdammt, aber ich habe auch nichts für sie getan. Vielleicht ist es das. Ich komme immer nur an, wenn ich etwas will. Und jetzt will sie nicht. Und ich weiß nicht, wo die Bauwagensiedlung ist. Wo Friedel und die anderen schlafen. Ans Handy geht auch keiner. Wo sollen wir denn hin?«
    Nashville wartete ihren Wutanfall ab.
    Dann sagte er leise: »Weißt du noch, die Großmutter von Friedel? Sie wohnt an einem schiefen Berg voller Blumen, unter dem Tisch. Und Friedel hat gesagt, sie hat eine Abstellkammer für Gäste.«
    Die Nacht in der Madergasse roch wieder nach Regen. Es schien dauernd zu regnen in letzter Zeit. Zwischen den ersten Tropfen schlichen in Svenjas Gedanken Schritte umher. Die Schritte vom Schloss. Die Schritte aus der Unterführung und vom Österberg. Sie waren nicht da, natürlich nicht …
    »Gut«, sagte Svenja. »Fahren wir raus zu Friedels Großeltern.«
     
    Die Hecken des Friedhofs ragten schwarz in den Himmel, die Gräber verwandelten sich in den Resten der künstlichen Straßenbeleuchtung in geduckte Tiere.
    Hier liegt Hölderlin.
    So what?
Sie trat in die Pedale.
    Direkt hinter dem

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