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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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Die Frau blieb vor dem Haus stehen und betrachtete das Klingelbrett. Offenbar suchte sie nach einem Namen. Cajthaml hob die Kamera an sein Auge und sah durch den Sucher. Komisch, dachte er, was macht die denn hier? Er drückte auf den Auslöser. Vielleicht war es doch an der Zeit, seinen Chef anzurufen. Nachdenklich fischte er sein Handy aus der Hosentasche. Die beiden jungen Frauen, die ihn verwirrt betrachteten, hatte er völlig vergessen.
    »Und? Ist er zu Hause?«
    Cajthaml fuhr erschrocken herum und sah sich Anděl und Nebeský gegenüber.
    »Mann, was schleicht ihr euch so an?«, fragte er und hielt sich die Rechte ans Herz, »da trifft einen ja fast der Schlag!«
    »Ist er zu Hause?«, wiederholte Nebeský Anděls Frage.
    Cajthaml nickte.
    »Er ist vor gut zwei Stunden reingegangen und nicht wieder herausgekommen.«
    »Gut, dann wollen wir ein Wörtchen mit ihm reden«, sagte Anděl. »Der Mann hat uns viel zu erzählen. Gehen wir.«
    »Ach, übrigens, vorhin ist diese Reporterin ins Haus gegangen …«
    »Welche Reporterin?«
    »Na, die von der Post . Larissa Sowieso?«
    »Was?«, rief Anděl aus. »Die sollte doch bei Meda im Präsidium bleiben – verdammt und zugenäht! Wann?«
    »Vor fünf Minuten vielleicht«, sagte Cajthaml. »Und ich wollte dich gerade anrufen, weil Dr. Axamit auch gerade reingegangen ist. Ich dachte mir …«
    »Dr. Axamit?«, fragte Anděl. »Magda ist auch rein? Was wollen die beiden hier?«
    »Na, die Reporterin wohnt doch hier, und …«
    »Das weiß ich auch«, unterbrach Anděl ihn unwirsch. »Sonst noch jemand?«
    »Na, wie das so ist, ein halbes Dutzend Leute – ich habe Fotos gemacht«, erwiderte er und deutete auf seine Kamera.
    »Guter Junge. Hast du gezahlt?«, fragte Anděl ungeduldig. »Mach, Cajtík. Wir müssen da rauf.«
    Cajthaml legte Geld auf den Tisch und winkte der Kellnerin. Als sie ihn bemerkte, deutete er auf den Tisch. Sie nickte. Sein Blick fiel auf die beiden jungen Frauen, die ihn mit offenem Mund anstarrten. Er grinste schief, zog ein Visitenkärtchen aus der Hemdtasche und legte es vor ihnen auf den Tisch.
    »Wenn ihr Lust auf einen heißen Abend habt, ruft einfach an – ich kenne die coolsten Clubs.« Er schnappte seine Kamera, stand auf und wandte sich wieder an Anděl.
    »Einer der Leute kam mir irgendwie bekannt vor, so ein alter Mann, ich weiß nicht, wo ich den schon gesehen habe …«
    »Verdammt!«, rief Anděl und lief los zur Straßenecke. »Nebeský, komm mit – und du, Cajtík, bleibst an der Haustür, falls er abhauen will.« Anděl blieb abrupt stehen. Gerade noch rechtzeitig. Zwei Straßenbahnen bimmelten wild. Anděl fluchte.
    Als die beiden Straßenbahnen vorbeigefahren waren, liefen die drei Polizisten endlich über die Straße. Die Haustür fiel gerade ins Schloss. Warum nur hatte Meda die Reporterin gehen lassen? Er würde ihr eigenhändig den Hals umdrehen, dachte Anděl wütend. Und was wollte Magda hier? Doch er ahnte es bereits. Und der alte Mann – konnte es sein, dass …? Er blickte die Straße hinauf und hinunter. War gerade jemand hineingegangen? Oder hinaus? Die Straßenbahnen hatten ihnen für kurze Zeit die Sicht auf die Haustür versperrt. Unter den Fußgängern war kein alter Mann. Vielleicht hatten sie doch noch Glück. Er warf einen Blick auf das Klingelbrett. Ganz oben stand L. Khek. Das Klingelschild daneben war ohne Namen. Krasnohorský? Anděl drückte beide Klingelknöpfe. Mach auf, dachte er, mach, verdammt noch mal, auf! Nebeský und Cajthaml standen atemlos hinter ihm.
    »Glaubst du …?«, fragte Nebeský.
    »Keine Ahnung. Vielleicht.« Anděl klingelte noch mal. Nichts.
    Hinter ihnen hörten sie eine Sirene den Berg hinaufkommen. Anděl drehte sich um.
    »Ein Krankenwagen«, sagte Nebeský.
    Anděls Handy klingelte.
    »David?« Magda.
    »Machen Sie die Tür auf, Magda!«
    »Kann nicht – schnell!«
    Die Leitung war tot.
    »Nebeský, die Tür!«
    Nebeský kramte in seiner Hosentasche nach dem Bund mit Dietrichen, den er immer bei sich hatte. Für alle Fälle. Anděl stieß ihn zur Seite.
    »Dafür ist keine Zeit!«
    Er warf sich mit aller Kraft gegen die große alte Tür. Sie gab ein bisschen nach. Noch mal. Das Schloss gab krachend nach, die Tür flog auf. Er stürmte ins Haus, die Treppe hinauf. Nebeský folgte ihm.
    Auf dem vierten Treppenabsatz war die rechte Wohnungstür halb offen.
    »Magda?«, rief Anděl atemlos.
    »Hier.«
    Er stieß die Tür auf und lief in die kleine Wohnung hinein. Sie kniete

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