Nasses Grab
Haare gefärbt? Das ergibt doch keinen Sinn – sie wollte doch dableiben.«
»Frag mich was Leichteres!«
»Wo war Dana? Im Zug nach Österreich?« Nebeský sah Anděl fragend an. Als dieser nicht antwortete, fuhr er fort.
»Na schön. Weiter. Venca, Danas Freund, kommt vorbei. Sie streiten. Warum streitet er mit Lenka? Hat sie ihm gesagt, dass das Vögelchen ausgeflogen ist?«
»Er wusste nicht, dass es nicht Dana war, mit der er diese fatale Auseinandersetzung hatte.«
»Sagt er«, meinte Nebeský skeptisch.
»Sagt er, richtig«, stimmte Anděl zu, »aber ich glaube ihm.«
»Hm. Wenn du das sagst. – Also, Markéta hört etwas fallen und jemanden die Treppe hinunterlaufen. Sie sieht Venca das Haus verlassen, geht hinüber in Danas Wohnung und sieht Dana auf dem Boden liegen. Nur dass es nicht Dana ist, sondern Lenka. Aber das weiß sie ja nicht. Sie sieht noch jemanden in der Wohnung, neben der Leiche. Jemanden, der der Person auf dem Boden das Gesicht einschlägt. Sie läuft entsetzt zurück in ihre Wohnung und ruft Hora an. Der sagt, er komme rüber, aber da sehen sie beide einen Wagen vor dem Haus halten. Honza Krasnohorský steigt aus und geht ins Haus. Er geht in Danas Wohnung. Hora sagt Markéta, er werde sich um alles kümmern, und schickt sie ins Bett. Hora beobachtet das Haus und sieht, wie Krasnohorský Dana aus dem Haus in sein Auto trägt. Er folgt ihm zur Metro, in der Honza mit Dana verschwindet. Hora weiß nicht, dass es nicht Dana ist. Am nächsten Morgen fragt ihn Markéta, was passiert ist. Er beruhigt sie, sagt, dass Dana mit Honza weggefahren sei. Hört sich das logisch an?«
Anděl bog endlich in die Seifertova-Straße ein. Hoffentlich war Krasnohorský noch in seiner Wohnung.
»Was hast du gesagt?«
»Ich fragte, ob meine Ausführungen logisch seien.«
»Möglich. Hört sich so an. Bis auf eine Kleinigkeit.« Anděl bremste. Vor ihnen schlich eine alte Frau ängstlich über die Straße.
»Und die wäre?«
»Warum wurde Alena Freeman, alias Dana Volná, gestern Abend auf dieser Treppe erschossen?«
Hinter ihnen hupte jemand. Anděl fluchte und fuhr wieder an. Ein paar Meter weiter parkte er den Wagen auf dem Bürgersteig. Sie standen an der Ecke gegenüber vom Hühnchen in der Uhr.
»Da ist noch was«, sagte Nebeský wie nebenbei. »Jirka hat vorhin angerufen, wegen der Freeman. Er sagt, sie sei nicht aus der Nähe erschossen worden. Und dass der Einschusswinkel darauf hindeutet, dass der Mörder unter ihr stand.«
»Das heißt, sie ging die Treppe hinunter, und der Mörder stand in der Dunkelheit im Fußgängergeschoss. Sie hat ihn also vermutlich gar nicht gesehen. Er hat geschossen, sie ist die Treppen hinuntergestürzt und hat sich dabei den Hals gebrochen.«
»Nicht ganz. Gestürzt ist sie. Aber die Leiche hat Hämatome am linken Oberarm. Und auf dem Rücken, zwischen den Schulterblättern.«
»Von dem Sturz?«, fragte Anděl überrascht.
Nebeský schüttelte den Kopf. »Jirka meint, nein. Das Hämatom sieht aus wie der Abdruck einer Hand. Und das Ding auf dem Rücken hält er für eine Schlagverletzung.«
»Was? – Verdammt! Das bedeutet, dass wir zwei Mörder haben!«
Nebeský nickte ernst.
»Genau. Jemand hat bei dem Sturz nachgeholfen.«
» Babi , was machst du denn hier?«, fragte Magda überrascht.
Ihre Großmutter stand im Türrahmen und hielt sich an ihrer großen Handtasche fest. Sie hatte einen seltsam entschlossenen Ausdruck im Gesicht und blickte zwischen Magda und Milena hin und her. Dann fiel ihr Blick auf Larissa Khek, die neben ihrer Tochter an einem Arbeitstisch lehnte und dieser bei der Arbeit zusah. Milena fuhr auf und drehte sich um.
»Mama – was machst du hier?«, wiederholte sie Magdas Frage.
»Entschuldigen Sie, mein Kind«, wandte die alte Frau sich an Larissa, »ich möchte gerne mit meiner Tochter und meiner Enkelin sprechen – allein, bitte.«
Larissa nickte, nahm ihre Handtasche und ging zur Tür, wo sie unentschlossen stehen blieb.
»Wohin …«, fragte sie Magda.
»Nebenan. Du kannst dich ins Sekretariat setzen. Dort ist auch Kaffee, wenn du möchtest«, sagte Magda. »Aber nicht weglaufen, okay?«, fügte sie mit einem Lächeln hinzu, »ich habe dich hierher mitgenommen, obwohl es Meda nicht ganz recht war. Wenn du verschwindest, macht Anděl uns alle einen Kopf kürzer.«
Larissa nickte und ging nach nebenan ins Büro der Sekretärin. Sie hörten die Tür hinter ihr ins Schloss fallen. Kurz darauf unterbrach das
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