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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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lächelnd, »der Besuch ist dienstlich, wie Sie sich denken können, Herr Oberst.«
    Der Oberst stand auf und ging zu einer Anrichte hinüber, auf der einige Flaschen und Gläser standen. »Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich mir einen genehmigen«, sagte er, »ich bin schon lange nicht mehr im Dienst.« Er goss sich großzügig aus einer Flasche Whisky ein und kehrte an seinen ausladenden Schreibtisch zurück.
    »Auf Ihr Wohl, meine Herren!«, sagte er und prostete ihnen zu. Er trank einen Schluck und stellte das Glas vor sich ab. »Was kann ich für Sie tun, Herr Kommissar?«, fragte er und hielt Anděl eine Schachtel Zigaretten hin. Anděl zog eine heraus, Nebeský schüttelte den Kopf, als der Oberst ihm auch eine anbot, und zog seinen Notizblock heraus. Der alte Mann gab Anděl Feuer und zündete seine eigene Zigarette an. Er inhalierte tief und blies den Rauch in Kringeln aus, die langsam durch den Raum zur Decke schwebten.
    »Sie haben uns neulich nur einen Teil der Wahrheit erzählt, Herr Oberst. Es ist Zeit für den Rest«, sagte Anděl ernst.
    Der Oberst lächelte. »Was für ein Rest, Herr Kommissar?«
    Na schön, dachte Anděl, spielen wir ein bisschen Katz und Maus. »Ihr Sohn hat im Affekt eine Frau erschlagen …«
    »Es war ein Unfall, den sie überlebt hat«, unterbrach ihn der Oberst, »das hatten wir doch schon geklärt.«
    Anděl ignorierte den Einwand. »Inzwischen sind weitere Menschen tot.«
    Der Oberst rauchte schweigend.
    »Milan Hora. Alena Freeman. Honza Krasnohorský.« Langsam werden die frommen Lügen zur Gewohnheit, dachte er.
    Der Oberst trank einen Schluck Whisky. »Sie scheinen der Meinung zu sein, ich hätte etwas damit zu tun«, sagte er dann.
    »Ich bin der Meinung, dass Sie der Mörder sind, Herr Oberst.«
    Der Oberst lachte schallend. »Was für eine abstruse Idee! Sie haben viel Fantasie, Herr Kommissar.«
    »Sie haben Milan Hora an dem Tag aufgesucht, als er erschossen wurde.«
    »Schön, ich war dort. Ich habe einen alten Bekannten aufgesucht. Aber wie ich Ihnen schon sagte, ich kam zu spät. Hora war tot. Außerdem hatte ich keinen Grund, den Mann umzubringen.«
    »Warum haben Sie nicht die Polizei gerufen?«
    »Wie bereits gesagt. Ich wollte nichts damit zu tun haben. Es kompliziert einem unnötig das Leben.«
    »Haben Sie jemanden gesehen, als Sie im Haus waren?«
    »Nein.«
    »Woher kannten Sie Milan Hora?«
    Der Oberst blies weitere Kringel an die Decke. »Wir haben uns vor vielen Jahren kennengelernt. Das ist alles lange her.«
    »Sie haben Hora ins Gefängnis gebracht. Das ist kaum eine Grundlage für freundschaftliche Besuche.«
    »Sie haben gründlich gearbeitet, Herr Kommissar«, sagte der Oberst anerkennend. »Hora hat im Gefängnis mit sich reden lassen. Er wollte weiter als Fotograf arbeiten. Wir hatten dann jahrelang eine gute … Geschäftsbeziehung.« Der Oberst lächelte dünn.
    »Hatte die Geschäftsbeziehung mit Honza Krasnohorský zu tun?«
    Der Oberst nickte. »Warum haben Sie Krasnohorský nicht nach Malta gelassen?«
    Der Oberst zuckte mit den Schultern. »Ich brauchte ihn hier. Er war ein guter Mann.«
    »Und warum haben Sie ihm dann kurze Zeit später geholfen, das Land zu verlassen?«
    Der Oberst zog fragend die dichten Augenbrauen hoch.
    »Sie haben dafür gesorgt, dass Krasnohorský eine Ausreisegenehmigung für Kuba erhalten hat und auf dem Zwischenstopp in Montreal abhauen konnte. Warum?«
    »In Kanada konnte er mir nützlicher sein als auf Malta.«
    »Hatten Sie danach noch Kontakt zu ihm?«
    »Gelegentlich.«
    »Er hat weiter für Sie gearbeitet?«
    Ein kurzes Nicken.
    »Warum haben Sie auf Honza Krasnohorský geschossen?«
    »Ich habe nichts dergleichen getan, Herr Kommissar«, sagte der Oberst ruhig und trank seinen Whisky aus.
    »Sie waren bei ihm. Wir haben Zeugen, und wir haben ein Foto von Ihnen vor seinem Haus. Sie waren dort, und Sie haben auf ihn geschossen. Warum?«
    Der Oberst stand auf und ging zu der Anrichte mit den Getränken hinüber. Er goss sich noch einen Whisky ein. Als er sich wieder zu ihnen umdrehte, war sein Gesicht eine undurchdringliche Maske. »Sie haben Zeugen?«
    Anděl nickte. »Einer meiner Leute hat Sie beim Betreten des Hauses fotografiert. Und wir haben Zeugen, die Sie im Treppenhaus und oben bei Krasnohorskýs Wohnung gesehen haben.«
    »Ich hatte Honza lange nicht gesehen. Nun, ich wollte einen Freundschaftsbesuch machen, über alte Zeiten reden. Er war mal ein guter Mitarbeiter. Vielleicht bin ich auf

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