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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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meine alten Tage etwas sentimental geworden.«
    »Woher wussten Sie, wo er wohnt?«
    »Ich habe noch immer gute Verbindungen, Herr Kommissar«, sagte der Oberst mit einem ironischen Unterton.
    »Oberst Kohout?«, fragte Anděl.
    Der alte Mann zog erstaunt eine Braue hoch.
    »Ich habe auch gute Verbindungen, Herr Oberst.«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Sie sind zu Krasnohorský gegangen. Was ist passiert?«
    »Nichts. Er lag in seiner Wohnung. Auf dem Boden. Ich habe nur einen Blick hineingeworfen. Dann bin ich wieder gegangen.«
    Der Oberst ging zu seinem Schreibtisch zurück und setzte sich.
    »Warum haben Sie nicht die Polizei gerufen?«
    »Ich wollte da nicht hineingezogen werden. Das macht nur unnötigen Ärger.«
    »Sie hätten einen Krankenwagen rufen können.«
    Der Oberst machte eine wegwerfende Geste. »Das Einzige, was er noch brauchte, war ein Leichenwagen. Und das hatte Zeit.«
    Ein eiskalter Geselle, dachte Anděl.
    »Wir haben einen Zeugen, der gesehen hat, dass Sie auf Honza Krasnohorský geschossen haben.«
    »Aber, aber, Herr Kommissar! Warum hätte ich das tun sollen? Weit und breit kein Motiv. Vielleicht ist Ihr Zeuge der Mörder – haben Sie das bedacht?«
    Anděl drückte schweigend seine Zigarette aus. Der Oberst rauchte. Trank einen Schluck Whisky.
    »Warum haben Sie Alena Freeman getötet?«, wechselte Anděl das Thema.
    Der Oberst lachte. »Guter Gott, Herr Kommissar, Sie machen mich ja hier zum Massenmörder! Bin ich jetzt für jeden Toten in der Stadt verantwortlich? Ich kannte diese Frau überhaupt nicht.«
    »O doch. Sie kannten Sie. Alena Freeman war Dana Volná.«
    »Tatsächlich? Interessant. Nun, ich wüsste nicht, warum ich sie hätte töten sollen. Schön, ich mochte sie nicht besonders. Ich wollte nicht, dass sie meinen Sohn heiratet. Aber das ist lange her. Die Hochzeit ist nicht zustande gekommen.
    Außerdem wusste ich nicht, dass diese Alena Freeman Dana Volná ist. Warum sollte ich sie nach all den Jahren töten? Sie haben wirklich eine bemerkenswerte Fantasie, Herr Kommissar.«
    Langsam war Anděl dieses Geplänkel leid. Der Oberst war ein gerissener Hund – aber er hatte Fehler gemacht.
    »Sie haben Honza und Alena auf der Terrasse des Prinz gesehen. Der Kellner wird das bestätigen, wenn nötig. Er kennt Sie gut, wie er zugegeben hat. Sie haben ihn nach den beiden gefragt. Er hat Ihnen gesagt, wer sie sind. Sie wussten also, wer die Frau ist und wo sie arbeitet.«
    Der Oberst drückte schweigend seine Zigarette aus und zündete sich postwendend eine neue an.
    Er wird nervös, dachte Anděl. Gut. »Honza Krasnohorský ist nicht tot, Herr Oberst. Er hat den Schuss überlebt. Noch schläft er seine Narkose aus, aber wenn er aufwacht, wird er uns alles erzählen. Er hat Ihrem Sohn geholfen, damals, aber ich würde meine Hand nicht dafür ins Feuer legen wollen, dass er auch für Sie die Kastanien aus dem Feuer holt. Ich werde Ihnen sagen, was ich denke: Sie wollten ihn beseitigen, weil er weiß, welchen Grund Sie hatten, Dana Volná nach fünfundzwanzig Jahren zu töten.«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich. Ich habe diese Frau nicht erschossen.«
    »Woher wissen Sie, dass sie erschossen wurde?« Anděl lächelte. Der erste größere Fehler in seiner Geschichte. Ein fataler dazu.
    »Was?« Der Oberst starrte ihn an.
    »Ich fragte, woher Sie wissen, dass die Frau erschossen wurde? In der Zeitung stand nur, dass eine Journalistin von RFE auf der Metrotreppe an der Staatsoper zu Tode gestürzt ist. Von Erschießen war nicht die Rede.«
    »Kohout«, sagte der Oberst, »er hat es mir erzählt.«
    »Das hat er nicht getan«, sagte Anděl lächelnd. »Oberst Kohout weiß nur, was die Zeitungen auch wissen – dass Alena Freeman auf dieser Treppe gestürzt ist. Dass sie erschossen wurde, wissen nur vier Leute: der obduzierende Pathologe, ich, Staatsanwalt Otčenášek und der Mörder. Sie.«
    Der Oberst schwenkte den Whisky in seinem Glas und trank es auf einen Schluck aus. Langsam stellte er es vor sich auf den Tisch. »Dann wird es mir mein Sohn gesagt haben.«
    Anděl schüttelte den Kopf. »Ihr Sohn ist, wie Sie sehr wohl wissen, seit unserem Gespräch vom Dienst suspendiert. Er hat keinen Zutritt zum Institut, geschweige denn zu den Obduktionsunterlagen. Was für eine Verbindung haben Sie zu Lenka Svobodová, Herr Oberst?«
    »Zu Lenka Svobodová? Keine.«
    »Aber Sie kannten sie.«
    Der Oberst nickte. »Sie war Krasnohorskýs Frau«, antwortete er.
    Anděl betrachtete den alten

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