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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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könne sie nicht finden. Ich Idiot habe ihm geglaubt – damals.«
    »Haben Sie nicht nach ihr gesucht?«
    »Doch. Die ganzen Jahre. Sie war in New York aufgetaucht, kurz nach ihrer Flucht. Man hatte sie bei einem Treffen einer dortigen tschechischen Laientheatergruppe erkannt. Danach war sie wie vom Erdboden verschluckt. Honza ist nach unserem Gespräch in Kanada auch verschwunden. Und dann habe ich neulich diese Frau auf der Terrasse des Prinz gesehen. Sie sprach mit einem Mann, den ich als Krasnohorský erkannte. Er hatte sich kaum verändert. Und die Frau – die Frau war Dana Volná. Schön, sie war blond, aber die Gesten, die Bewegungen – es musste die Volná sein. Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Sie war tot – das hatte Honza mir gesagt. Ich habe ihre Leiche nie gesehen, hatte nur sein Wort dafür. Er hatte die Leiche verschwinden lassen, damit Venca keinen Ärger bekommt. Mein Sohn ist … Nun, ich wollte gerne glauben, dass er seine Geliebte nicht getötet hatte, dass es ein Unfall war, aber ich war mir nicht sicher. Er ist ein eifersüchtiger Idiot. Ein Choleriker, wie er im Buche steht. Honza hatte mir damals gesagt, er wisse nicht, wer die Volná umgebracht hatte. Vielleicht Venca. Deshalb habe ich ihm geholfen, die Sache zu vertuschen. Und nun saß die Volná mit ihm an diesem Tisch bei einem vertrauten Tête-à-tête. Sie lebte, und mein Mädchen war noch immer wie vom Erdboden verschluckt. Ich hatte schon länger befürchtet, dass sie vielleicht nicht mehr am Leben war – sie hätte sich bestimmt irgendwann bei mir gemeldet. Wenn also die Volná lebendig auf der Terrasse des Prinz saß, konnte die Leiche aus der Metro nur Lenka sein. Deshalb hatte ich sie auch nicht finden können. Sie hatte Prag nie verlassen.« Das Gesicht des Obersts war nun eine schmerzverzerrte Grimasse. »Honza hatte mir nicht gesagt, wie die Frau in Dana Volnás Wohnung gestorben war. Ich wusste nicht, dass man sie erschlagen hatte.« Er sah Anděl mit einem Blick an, aus dem Wut und Verzweiflung sprachen. »Diese Schlange hatte sie auf dem Gewissen«, sagte er heiser, »und mein feiner Schwiegersohn hatte ihr geholfen!«
    »Sie haben Dana Volná auf der Metrotreppe erschossen.«
    »Sie sollte dafür bezahlen, dass sie mir das Liebste genommen hat, was ich je hatte. Die Kugel war noch zu gut für sie. Ich hätte sie ebenso erschlagen sollen, wie sie es mit Lenka getan hatte!«
    »Und Krasnohorský?«
    »Die Volná hat dafür bezahlt, dass sie mein Mädchen umgebracht hatte. Und er sollte es auch. Dieser elende Lügner! Er steckte mit dieser Schlampe unter einer Decke. Die beiden haben das zusammen ausgeheckt. Er hat mein Mädchen nur benutzt, dieses Schwein. Ein Jammer, dass ich nicht besser getroffen habe.«
    »Wir werden Sie mitnehmen müssen, Herr Oberst«, sagte Anděl. »Ich verhafte Sie wegen Mordes an Alena Freeman, alias Dana Volná, und versuchten Mordes an Jan Krasnohorský.«
    Der Oberst sah ihn müde an und sagte: »Die Mühe können Sie sich sparen, Herr Kommissar.« Ein abwesendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Ich gehe nur noch einen Weg – zu meiner Tochter.«
    Und noch bevor Anděl etwas unternehmen konnte, hatte der Oberst sich etwas in den Mund geschoben, was er offenbar die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte. Anděl sprang auf, Nebeský ebenfalls. Der Stuhl, auf dem er gesessen hatte, fiel polternd zu Boden.
    »Nein!«, schrie Anděl auf.
    Der Oberst lachte und biss entschlossen die Zähne zusammen. Etwas knackte in seinem Mund. Einen Augenblick verharrte er unbewegt, dann verzog sich sein Gesicht zu einer schmerzverzerrten Grimasse. Sein Körper verkrampfte sich, sein Gesicht lief blau an, die Augen traten aus den Höhlen hervor – im nächsten Augenblick sackte sein Oberkörper schwer auf den Schreibtisch. Sein Kopf schlug dumpf auf die lederne Schreibunterlage.
    Der Duft nach bitteren Mandeln breitete sich langsam im Raum aus.
     
    Anděl stand auf Magdas Terrasse und schaute über die Dächer Prags. Ein herrlicher Blick. In der Ferne funkelten die bunten Lichter der Hochhäuser über der südlichen Stadt. Die Reklamen der Hotels, dachte er. Es sah aus wie ein nächtlicher Jahrmarkt.
    »Hier«, sagte Magda, reichte ihm ein Glas Sekt und stellte sich neben ihn an die Brüstung. Ihre Schulter streifte seinen Arm. Ein angenehmes Gefühl. Von drinnen schallte Gelächter zu ihnen hinaus. Es klingelte. Jemand rief nach Magda.
    »Danke«, sagte Anděl. »Es hat

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