Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
Vom Netzwerk:
einfach Bescheid.« Damit legte sie auf.
    Meda starrte den Hörer an. Ein Unfall im Ausland? Dana Volná war aber nicht ausgereist. Das belegte ihre Ausreisegenehmigung. Meda glaubte keine Sekunde daran, dass der fehlende Ausreisevermerk auf bloße Schlamperei zurückzuführen war. Kein Unfall, also. Ein Gerücht?
     
    » Voilà! Ich hab sie. Hier.« Xenia legte mit einem triumphierenden Lächeln eine aufgeschlagene Zeitschrift auf den Tisch und deutete auf ein großes Foto. »Das hat ja nicht lange gedauert.«
    Das Bild zeigte zwei junge Frauen in langen Kleidern, die einander an den Händen hielten. Offenbar war es ein Foto von einem Filmset, im Hintergrund sah man eine Kamera und einen lächelnden älteren Mann, vielleicht den Regisseur. In der Bildunterschrift hieß es: » Dana Volná und Lenka Svobodová am Set von Ein Königreich für eine Prinzessin .«
    »Ja – das war der Name! Svobodová«, sagte Larissa. Sie überflog die Seite, die sie selbst eben aufgeschlagen hatte, und fügte dann hinzu: »Ich habe auch eines. Hier. Da sind sie ohne Kostüm.« Auch sie legte die Zeitschrift auf den Tisch.
    Auf einem Bild lächelten Dana Volná und Lída Karafiátová in die Kamera. Auf einem weiteren strahlte Lenka Svobodová einen jungen Mann an, der mit dem Rücken zur Kamera stand.
    »Na also«, sagte Xenia zufrieden und rief Zorka zu, sie möge bitte drei Port bringen.
    Magda nahm die Zeitschrift, die Larissa aufgeschlagen hatte, und starrte die Fotos an.
    »Was hast du denn?«, fragte Xenia, »du siehst aus, als wärst du einem Gespenst begegnet.«
    »Bin ich auch«, sagte Magda langsam. »Das kann doch gar nicht wahr sein!« Sie sah Xenia verwirrt an. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich schwören, das sei meine Mutter.«
    »Deine Mutter? Aber zu der Zeit war sie doch längst in Kanada, oder?«, fragte Xenia.
    »Ich sage doch, sie kann es nicht sein, aber diese Frau sieht genauso aus. Warte.« Magda nahm das Medaillon, das an einer Kette um ihren Hals hing, und öffnete es. Auf der rechten Seite lächelten zwei Kleinkinder, und auf der linken blickte eine junge Frau ernst in die Kamera, die derjenigen auf dem Bild in der Zeitschrift in der Tat wie aus dem Gesicht geschnitten war.
    »Himmel!«, rief Xenia aus und blickte von einem Foto zum anderen. »Du hast recht, die beiden sehen aus wie Zwillinge.«
    »Seltsam«, sagte Magda, die sich inzwischen wieder gefangen hatte, »wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du hast recht.«
    »Aber Ihre Mutter hat keine Zwillingsschwester, oder?«, fragte Larissa.
    »Nein. Meine Mutter ist ein Einzelkind«, sagte Magda langsam, »aber die beiden sehen sich so verdammt ähnlich – eigenartig …« Sie schüttelte nachdenklich den Kopf.
    Ob das wohl ein klassischer Fall von Doppelgängertum war, fragte sich Larissa amüsiert. Offenbar, denn Magdas Mutter war ein Einzelkind, und Dana Volná – Moment mal, vielleicht … »Ich weiß nicht, wie das alles zusammenpassen könnte«, sagte Larissa, »aber Lída Karafiátová erzählte mir, dass Dana Volná eine Schwester gehabt habe, die ihr unglaublich ähnlich gewesen sei.«
    Magda und Xenia sahen sie überrascht an. »Hm. Und wo ist die Verbindung zu Magdas Mutter?«, fragte Xenia skeptisch.
    »Na ja – ich weiß nicht, ich dachte …«, stotterte Larissa. Verdammt, sie hatte es schon wieder getan: nicht nachgedacht und drauflosgeplappert. Halt einfach die Klappe, schalt sie sich im Stillen und wurde rot bis über beide Ohren. »Vergessen Sie es. War nur so ein irrer Gedanke.« Sie nippte an ihrem Port und drückte ihre Zigarette umständlich im Aschenbecher aus.
    »Ein irrer Gedanke in der Tat«, sagte Magda, noch immer versonnen. Sie zündete sich eine Zigarette an und rauchte geistesabwesend, wobei sie den Blick nicht von den beiden Fotos lassen konnte, die ihre Mutter und eine ihr unbekannte junge Schauspielerin zeigten. Irgendetwas regte sich tief in ihrer Erinnerung, aber es wollte nicht hinauf in ihr Bewusstsein steigen. Nein, ihre Mutter hatte keine Schwester. Aber da war etwas – wenn sie sich doch bloß erinnern könnte …
    »Worüber denkst du nach?«, fragte Xenia. Sie kannte diesen Blick. Magda kramte tief in ihrer Erinnerung.
    »Frau Khek hat an etwas gerührt – ich weiß nur noch nicht an was.« Sie sah die beiden an und lachte verlegen. »Ich komme noch drauf. Aber ich finde, wir könnten mit diesem förmlichen Sie endlich aufhören. Das ist in unserem jugendlichen Alter doch einfach

Weitere Kostenlose Bücher