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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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erzählt, als sie mit ein paar Minuten Verspätung an ihrer Wohnungstür angekommen war, an der er schon auf sie gewartet hatte.
    Markéta Kousalová hatte ihn hereingebeten und war gleich in die Küche gelaufen, um Kaffee zu kochen. Er hatte sich im Wohnzimmer umgesehen. Ein geräumiges Zimmer mit Blick auf die enge Gasse. Hier, hatte Anděl gedacht, hat Dana Volná also gelebt. Die Gasse hatte sich in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren vermutlich kaum verändert. Zweistöckige Häuser, zum Teil mehrere hundert Jahre alt, viele davon inzwischen renoviert, manche noch grau mit abgeblättertem Putz. Kopfsteinpflaster auf der Straße. Nichts Besonderes. Die übliche malerische Atmosphäre, die unzählige Touristen jährlich bezauberte. Und vom Hochwasser verschont, dachte er. Glück gehabt. Weiter unterhalb der Karlsbrücke konnte man inzwischen die Schäden besichtigen. Er lenkte seine Gedanken zu den Häusern auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Sie waren keine sieben Meter entfernt. Was hatte man damals in jener Nacht sehen können? Markéta hatte Gardinen vor den Fenstern. Hatte die Volná auch Gardinen gehabt? Vorhänge? Ob Nebeský wohl schon wusste, wer damals gegenüber gewohnt hatte?
    Markéta war mit zwei Tassen türkischen Kaffees hereingekommen und hatte sie auf den kleinen Couchtisch gestellt.
    »Möchten Sie Zucker oder Milch, Herr Kommissar?«
    »Zucker, bitte.«
    Sie war zu einer alten Anrichte hinübergegangen und hatte eine silberne Zuckerdose herausgeholt, die sie auf den Tisch gestellt hatte. Dann hatte sie sich gesetzt, und er hatte ihr gesagt, dass noch die Spurensicherung kommen werde.
    Markéta schien in Gedanken versunken zu sein. Sie blickte auf den Fußboden. Dielen. Vielleicht hatten sie tatsächlich Glück.
    »Sie haben damals hier gewohnt, nicht wahr?«, unterbrach Anděl ihre Gedanken.
    »Hm? Ja, ja, wir – meine Mutter und ich. Ja, wir haben damals hier gewohnt. Schrecklich.« Sie verfiel wieder in Schweigen.
    »Können Sie sich an den Abend erinnern, an dem Dana Volná verschwand?«
    Sie sah ihn unsicher an, dann nickte sie schließlich kaum merklich.
    »Haben Sie irgendetwas gehört oder gesehen an jenem Abend? Oder Ihre Mutter?« Anděl seufzte innerlich. Das würde ein hartes Stück Arbeit werden. Offenbar musste man ihr alles aus der Nase ziehen. Aber er hatte Geduld. Und Zeit. Die Spurensicherung würde sicher noch eine Stunde brauchen. Er setzte sich bequemer hin und nahm einen Schluck Kaffee. Markéta griff nach einer Schachtel Zigaretten und einem Feuerzeug.
    »Möchten Sie auch eine?«, fragte sie und hielt ihm die geöffnete Packung hin.
    Er nahm eine Zigarette heraus und bedankte sich. Vielleicht würde dieses kleine Ritual ihre Zunge lösen. Er nahm ihr das Feuerzeug aus der Hand und gab ihr Feuer. Dann zündete er seine eigene Zigarette an und blies den Rauch in den im Sonnenlicht glitzernden Kronleuchter.
    »An dem Abend? Das war nach Danas Geburtstag, nicht wahr?«, fragte sie.
    Anděl nickte.
    »Ich war zu Hause. Allein.« Sie sah durch die dünnen Gardinen aus dem Fenster. Anděl schwieg. Das bewirkte gewöhnlich mehr, als viele Fragen zu stellen.
    »Meine Mutter war schon zur Arbeit gegangen. Es waren Sommerferien.«
    »Und Sie waren nicht weggefahren?«, fragte Anděl. Sie musste damals noch Schülerin gewesen sein, vielleicht junge Studentin. In den Sommerferien fuhren die meisten Kinder und Studenten damals zum Ferieneinsatz auf die Felder, um den Bauern bei der Ernte zu helfen. Er erinnerte sich mit Grausen an diese Arbeitseinsätze auf Kartoffeläckern und Hopfenfeldern.
    »Ich war krank«, sagte Markéta, »ich bin erst ein paar Tage später gefahren. Hopfen pflücken.« Sie lachte. »Ich hatte nur eine leichte Erkältung, da konnte ich nicht ganz wegbleiben. Leider.«
    »Sie haben damals studiert?«
    Sie nickte. »Im zweiten Jahr.«
    »Haben Sie an jenem Abend irgendetwas gesehen oder gehört?«, fragte Anděl.
    Markéta drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus und nahm sich eine neue. Nervös wie eine Katze, dachte Anděl. Warum? Was hatte sie gesehen? Oder gehört? Er gab ihr Feuer. Sie trank einen Schluck Kaffee.
    »Ich habe geschlafen.« Markéta blies den Rauch Richtung Kronleuchter. »Dann habe ich Stimmen gehört. Sie haben gestritten, glaube ich.«
    »Wer?«
    Sie sah ihn erstaunt an. »Na, Dana und Venca. Sie haben oft gestritten. Ich habe seine Stimme gehört. Die Wände sind dünn, und die Fenster waren offen, es war sehr heiß.« Sie

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