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Nasses Grab

Nasses Grab

Titel: Nasses Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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sah ihn aus ihren hellbraunen Rehaugen zweifelnd an. Hübsche Augen, voller Trauer. Sie senkte den Kopf.
    »Hora. Er heißt Milan Hora«, flüsterte sie schließlich.
    »Wissen Sie, wo er wohnt? Wo er arbeitet?«
    Sie schüttelte den Kopf. Er ließ es ihr durchgehen, obwohl er ihr nicht glaubte. Aber sie würden ihn auch so finden. Eine Sache aber musste er noch von ihr erfahren.
    »Markéta, wer war diese andere Frau?«
    Sie hob den Kopf und starrte ihn an. Er spürte ihre Anspannung. Sie hatte Angst. Sie schüttelte langsam den Kopf.
    »Bitte, Markéta, Sie müssen es mir sagen – zu Ihrem eigenen Schutz. Sie sind eine Augenzeugin. Wir können Sie nur schützen, wenn wir wissen, vor wem.« Hoffentlich, dachte er. Aber er brauchte den Namen. Sie schüttelte abermals den Kopf.
    »Ich sagte doch, ich habe das alles nur geträumt. Ich habe sehr oft Albträume – das hatte ich schon als Kind immer wieder.«
    Er hätte sie schütteln mögen. Sie verhielt sich, wie Zeugen es in Fernsehkrimis taten – bloß nichts sagen, was helfen könnte. Im Fernsehen verlängerte das den Film. Hier konnte es lebensgefährlich werden. Da draußen lief eine Mörderin frei herum, der die Vergangenheit langsam, aber sicher um die Ohren zu fliegen begann. Was machte ihn eigentlich so sicher, dass die Mörderin sich in Prag aufhielt? Sie konnte sonst wo sein. Vielleicht war es Markétas Weigerung, ihren Namen zu nennen. Wusste sie, wo die Frau war? Nichts war gefährlicher als ein Mörder, der sich in die Enge getrieben fühlte. Und die einzige Zeugin versuchte, die Mörderin zu schützen. Warum?
    »Na schön«, sagte er verständnisvoll, »dann nehmen wir einmal an, Sie hätten das alles nur geträumt. Dann können Sie mir doch sagen, von wem Sie geträumt haben, nicht wahr? Wenn es nur ein Traum war. Vielleicht hilft uns Ihr Traum ja weiter? Wenn es ein Traum war, können Sie niemandem schaden, wenn Sie es mir verraten. Bitte, Markéta. Wen haben Sie im Traum gesehen?«
    Sie sah hinunter auf ihre Hände, die verschränkt auf ihrem Schoß lagen. Offensichtlich kämpfte sie mit sich. Er wartete. Sie schloss die Augen. Die Knöchel ihrer Hände wurden weiß, so fest hielten sie einander. Sie öffnete die Augen und sah ihn entschlossen an.
    »Na gut. Aber es war nur ein Traum, es kann nicht wahr sein, verstehen Sie? Sie hätte das doch nie getan – niemals! Es war … ich habe …«
    In diesem Augenblick klingelte es.
     
    Die Spurensicherung hatte schnell und gut gearbeitet. Markéta hatte sie in ein offensichtlich unbenutztes Zimmer geführt, das, wie es aussah, als Gästezimmer genutzt wurde. Sie hatte ihnen die Stelle gezeigt, an der sie Dana an jenem Abend gesehen hatte. Eine Stelle nahe der Tür, wie Anděl feststellte. So weit konnte Markétas Geschichte also stimmen. Die Techniker hatten sich an die Arbeit gemacht und waren mit ihren Chemikalien und UV-Lampen auf die Suche nach Blutspuren gegangen. Markéta und Anděl hatten sich wieder ins Wohnzimmer gesetzt. Markéta hatte schweigend geraucht, Anděl seinen kalten Kaffee getrunken. Schließlich war einer der Techniker herausgekommen und hatte ihn gebeten, in das Zimmer zu kommen.
    Auf dem Boden zwischen den Dielen leuchteten ein paar kleine Pünktchen.
    »Sie hatten recht, David«, sagte der Chef der Techniker, »das ist Blut. Nicht viel, aber es ist da. Ist ja auch verdammt schwer, zwischen den Dielen zu schrubben. Wir nehmen Proben mit und fotografieren das Ganze. Aber ich mache Ihnen keine großen Hoffnungen. Es ist verdammt wenig – und lange her.«
    Anděl hatte genickt und war zurück ins Wohnzimmer gegangen. Sie hatte also nicht geträumt. Jemand hatte dort, wo sie Dana Volná auf dem Boden gesehen hatte, gelegen und geblutet. Das bewies zwar noch nicht, dass es Dana Volnás Blut war, aber vielleicht war das Glück auf ihrer Seite.
    Markéta sah ihn erwartungsvoll an.
    »Es ist Blut zwischen den Dielen an der Stelle, die Sie uns gezeigt haben, Markéta. Sie haben Dana dort gesehen. Jemand hat sie getötet. Erschlagen. Sie haben nicht geträumt. Bitte, Frau Kousalová, wen haben Sie in jener Nacht dort gesehen?«
    »Das muss doch gar nicht Danas Blut sein«, sagte sie. »Sie ist mit Honza weggefahren. Sie war nicht tot. Sie ist nur gestürzt. Sie ist mit ihm weggefahren, das hat Milan doch gesagt. Er hätte mich nicht belogen. Das andere habe ich geträumt.« Sie sah ihn trotzig an. »Ich hatte schon immer viel Fantasie.«
    Anděl verwünschte still das schlechte Timing der

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