Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nathan der Weise

Nathan der Weise

Titel: Nathan der Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
Vom Netzwerk:
der ihr als Bruder oder Ohm,

    Als Vetter oder sonst als Sipp’ verwandt:

    Ihm will ich sie nicht vorenthalten - Sie,

    Die jedes Hauses, jedes Glaubens Zierde

    Zu sein erschaffen und erzogen ward. -

    Ich hoff, Ihr wißt von diesem Euern Herrn

    Und dem Geschlechte dessen, mehr als ich.
    KLOSTERBRUDER. Das, guter Nathan, wohl nun schwerlich! - Denn Ihr habt ja schon gehört, daß ich nur gar

    Zu kurze Zeit bei ihm gewesen.
    NATHAN. Wißt

    Ihr denn nicht wenigstens, was für Geschlechts

    Die Mutter war? - War sie nicht eine Stauffin?
    KLOSTERBRUDER. Wohl möglich! - Ja, mich dünkt.
    NATHAN.
    Hieß nicht ihr Bruder

    Conrad von Stauffen? - und war Tempelherr?
    KLOSTERBRUDER. Wenn mich’s nicht trügt. Doch halt! Da fällt mir ein, Daß ich vom sel’gen Herrn ein Büchelchen

    Noch hab. Ich zog’s ihm aus dem Busen, als

    Wir ihn bei Askalon verscharrten.
    NATHAN. Nun?
    KLOSTERBRUDER. Es sind Gebete drin. Wir nennen’s ein

    Brevier. - Das, dacht’ ich, kann ein Christenmensch

    Ja wohl noch brauchen. - Ich nun freilich nicht -

    Ich kann nicht lesen -
    NATHAN.
    Tut nichts! - Nur zur Sache.
    KLOSTERBRUDER. In diesem Büchelchen stehn vorn und hinten, Wie ich mir sagen lassen, mit des Herrn

    Selbsteigner Hand, die Angehörigen

    Von ihm und ihr geschrieben.
    NATHAN. O
    erwünscht!

    86

    Geht! lauft! holt mir das Büchelchen. Geschwind!

    Ich bin bereit mit Gold es aufzuwiegen;

    Und tausend Dank dazu! Eilt! lauft!
    KLOSTERBRUDER. Recht gern!

    Es ist Arabisch aber, was der Herr
    Hineingeschrieben.
    (Ab.)
    NATHAN.
    Einerlei! Nur her! -

    Gott! wenn ich doch das Mädchen noch behalten,

    Und einen solchen Eidam mir damit

    Erkaufen könnte! - Schwerlich wohl! - Nun, fall’

    Es aus, wie’s will! - Wer mag es aber denn

    Gewesen sein, der bei dem Patriarchen

    So etwas angebracht? Das muß ich doch

    Zu fragen nicht vergessen. - Wenn es gar

    Von Daja käme?

    ACHTER
    AUFTRITT

    Daja
    und
    Nathan.

    DAJA. (eilig
    und
    verlegen)
    Denkt
    doch,
    Nathan!
    NATHAN. Nun?
    DAJA.
    Das arme Kind erschrak wohl recht darüber!

    Da schickt …
    NATHAN. Der
    Patriarch?
    DAJA. Des
    Sultans
    Schwester,

    Prinzessin Sittah …
    NATHAN. Nicht
    der
    Patriarch?
    DAJA.
    Nein, Sittah! - Hört Ihr nicht! - Prinzessin Sittah

    Schickt her, und läßt sie zu sich holen?
    NATHAN. Wen?

    Läßt Recha holen? - Sittah läßt sie holen? -

    Nun; wenn sie Sittah holen läßt, und nicht

    Der Patriarch …
    DAJA.
    Wie kommt Ihr denn auf den?
    NATHAN.
    So hast du kürzlich nichts von ihm gehört?

    Gewiß nicht? Auch ihm nichts gesteckt?
    DAJA. Ich?
    ihm?
    NATHAN.
    Wo sind die Boten?
    DAJA. Vorn.
    NATHAN.
    Ich will sie doch

    Aus Vorsicht selber sprechen. Komm! - Wenn nur

    Vom Patriarchen nichts dahintersteckt. (Ab.)
    DAJA.
    Und ich - ich fürchte ganz was anders noch.

    Was gilt’s? die einzige vermeinte Tochter

    So eines reichen Juden wär’ auch wohl

    Für einen Muselmann nicht übel? - Hui,

    87

    Der Tempelherr ist drum. Ist drum: wenn ich

    Den zweiten Schritt nicht auch noch wage; nicht

    Auch ihr noch selbst entdecke, wer sie ist! -

    Getrost! Laß mich den ersten Augenblick,

    Den ich allein sie habe, dazu brauchen!

    Und der wird sein - vielleicht nun eben, wenn

    Ich sie begleite. So ein erster Wink

    Kann unterwegens wenigstens nicht schaden.

    Ja, ja! Nur zu! Itzt oder nie! Nur zu! (Ihm nach.)

    FÜNFTER
    AUFZUG

    ERSTER
    AUFTRITT

    (Szene: das Zimmer in Saladins Palaste, in welches die Beutel mit Geld getragen worden, die noch zu sehen.)

    Saladin und bald darauf verschiedne Mamelucken.

    SALADIN. (im
    Hereintreten)

    Da steht das Geld nun noch! Und niemand weiß

    Den Derwisch aufzufinden, der vermutlich

    Ans Schachbrett irgendwo geraten ist,

    Das ihn wohl seiner selbst vergessen macht; -

    Warum nicht meiner? - Nun, Geduld! Was gibt’s?
    1. MAMELUCK.
    Erwünschte Nachricht, Sultan! Freude, Sultan! …

    Die Karawane von Kahira kömmt,

    Ist glücklich da! mit siebenjährigem

    Tribut des reichen Nils.
    SALADIN. Brav,
    Ibrahim!

    Du bist mir wahrlich ein willkommner Bote! -

    Ha! endlich einmal! endlich! - Habe Dank
    Der
    guten
    Zeitung.
    1. MAMELUCK.
    (wartend)

    (Nun? nur her damit!)
    SALADIN.
    Was wartst du? - Geh nur wieder.
    1. MAMELUCK.
    Dem Willkommnen
    Sonst
    nichts?
    SALADIN.
    Was denn noch sonst?
    1. MAMELUCK.
    Dem guten Boten

    Kein Botenbrot? - So wär’ ich ja der erste,

    Den Saladin mit Worten abzulohnen

    Doch endlich lernte? - Auch ein Ruhm! - der erste,

    Mit dem er knickerte.
    SALADIN.
    So nimm

Weitere Kostenlose Bücher