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Nathan der Weise

Nathan der Weise

Titel: Nathan der Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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dir nur
    Dort
    einen
    Beutel.
    1. MAMELUCK.
    Nein, nun nicht! Du kannst

    88

    Mir sie nun alle schenken wollen.
    SALADIN. Trotz!
    -

    Komm her! Da hast du zwei. - Im Ernst? er geht?

    Tut mir’s an Edelmut zuvor? - Denn sicher

    Muß ihm es saurer werden, auszuschlagen,

    Als mir zu geben. - Ibrahim! - Was kömmt

    Mir denn auch ein, so kurz vor meinem Abtritt

    Auf einmal ganz ein andrer sein zu wollen? -

    Will Saladin als Saladin nicht sterben? -

    So mußt’ er auch als Saladin nicht leben.
    2. MAMELUCK.
    Nun, Sultan! …
    SALADIN.
    Wenn du mir zu melden kömmst …
    2. MAMELUCK.
    Daß aus Ägypten der Transport nun da!
    SALADIN.
    Ich weiß schon.
    2. MAMELUCK.
    Kam ich doch zu spät!
    SALADIN. Warum

    Zu spät? - Da nimm für deinen guten Willen

    Der Beutel einen oder zwei.
    2. MAMELUCK.
    Macht drei!
    SALADIN.
    Ja, wenn du rechnen kannst! - So nimm sie nur.
    2. MAMELUCK.
    Es wird wohl noch ein Dritter kommen, - wenn

    Er anders kommen kann.
    SALADIN. Wie
    das?
    2. MAMELUCK.
    Je nu;

    Er hat auch wohl den Hals gebrochen! Denn

    Sobald wir drei der Ankunft des Transports

    Versichert waren, sprengte jeder frisch

    Davon. Der Vorderste, der stürzt’; und so

    Komm ich nun vor, und bleib auch vor bis in

    Die Stadt; wo aber Ibrahim, der Lecker

    Die Gassen besser kennt.
    SALADIN. Oh,
    der
    gestürzte!

    Freund, der gestürzte! - Reit ihm doch entgegen.
    2. MAMELUCK.
    Das werd ich ja wohl tun! - Und wenn er lebt:

    So ist die Hälfte dieser Beutel sein. (Geht ab.)
    SALADIN.
    Sieh, welch ein guter, edler Kerl auch das! -

    Wer kann sich solcher Mamelucken rühmen?

    Und wär’ mir denn zu denken nicht erlaubt,

    Daß sie mein Beispiel bilden helfen? - Fort

    Mit dem Gedanken, sie zu guter Letzt

    Noch an ein anders zu gewöhnen! …
    3. MAMELUCK.
    Sultan, …
    SALADIN.
    Bist du’s, der stürzte?
    3. MAMELUCK.
    Nein. Ich melde nur, -
    Daß
    Emir
    Mansor,
    der die Karawane

    Geführt, vom Pferde steigt …
    SALADIN.
    Bring ihn! geschwind! -

    Da ist er ja! -

    89

    ZWEITER
    AUFTRITT

    Emir Mansor und Saladin.

    SALADIN.
    Willkommen, Emir! Nun,

    Wie ist’s gegangen? - Mansor, Mansor, hast

    Uns lange warten lassen!
    MANSOR. Dieser
    Brief

    Berichtet, was dein Abulkassem erst

    Für Unruh’ in Thebais dämpfen müssen:

    Eh’ wir es wagen durften abzugehen.

    Den Zug darauf hab ich beschleuniget

    Soviel, wie möglich war.
    SALADIN.
    Ich glaube dir! -

    Und nimm nur, guter Mansor, nimm sogleich …

    Du tust es aber doch auch gern? … nimm frische

    Bedeckung nur sogleich. Du mußt sogleich

    Noch weiter; mußt der Gelder größern Teil

    Auf Libanon zum Vater bringen.
    MANSOR. Gern!
    Sehr
    gern!
    SALADIN.
    Und nimm dir die Bedeckung ja

    Nur nicht zu schwach. Es ist um Libanon

    Nicht alles mehr so sicher. Hast du nicht

    Gehört? Die Tempelherrn sind wieder rege.

    Sei wohl auf deiner Hut! - Komm nur! Wo hält

    Der Zug? Ich will ihn sehn; und alles selbst

    Betreiben. - Ihr! ich bin sodann bei Sittah.

    DRITTER
    AUFTRITT

    Szene: die Palmen vor Nathans Hause, wo der Tempelherr auf- und niedergeht.

    TEMPELHERR.
    Ins Haus nun will ich einmal nicht. - Er wird

    Sich endlich doch wohl sehen lassen! - Man

    Bemerkte mich ja sonst so bald, so gern! -

    Will’s noch erleben, daß er sich’s verbittet,

    Vor seinem Hause mich so fleißig finden

    Zu lassen. - Hm! - ich bin doch aber auch

    Sehr ärgerlich. - Was hat mich denn nun so

    Erbittert gegen ihn? - Er sagte ja:

    Noch schlüg’ er mir nichts ab. Und Saladin

    Hat’s über sich genommen, ihn zu stimmen. -

    Wie? sollte wirklich wohl in mir der Christ

    90

    Noch tiefer nisten, als in ihm der Jude? -

    Wer kennt sich recht? Wie könnt’ ich ihm denn sonst

    Den kleinen Raub nicht gönnen wollen, den

    Er sich’s zu solcher Angelegenheit

    Gemacht, den Christen abzujagen? - Freilich;

    Kein kleiner Raub, ein solch Geschöpf! - Geschöpf?

    Und wessen? - Doch des Sklaven nicht, der auf

    Des Lebens öden Strand den Block geflößt,

    Und sich davongemacht? Des Künstlers doch

    Wohl mehr, der in dem hingeworfnen Blocke

    Die göttliche Gestalt sich dachte, die

    Er dargestellt? - Ach! Rechas wahrer Vater

    Bleibt, trotz dem Christen, der sie zeugte, - bleibt

    In Ewigkeit der Jude. - Wenn ich mir

    Sie lediglich als Christendirne denke,

    Sie sonder alles das mir denke, was

    Allein ihr so ein Jude geben konnte: -

    Sprich, Herz, - was wär’ an ihr, das dir gefiel?

    Nichts! Wenig! Selbst ihr Lächeln, wär’ es nichts

    Als sanfte schöne Zuckung

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