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Nathan der Weise

Nathan der Weise

Titel: Nathan der Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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empfinden, daß

    Er ohne Schweinefleisch ein Christenkind

    Erziehen dürfen! - Geh!

    (Der Tempelherr geht ab, und Sittah verläßt den Sofa.) FÜNFTER
    AUFTRITT

    Saladin
    und
    Sittah.

    SITTAH. Ganz
    sonderbar!
    SALADIN.
    Gelt, Sittah? Muß mein Assad nicht ein braver,

    Ein schöner junger Mann gewesen sein?
    SITTAH.
    Wenn er so war, und nicht zu diesem Bilde

    Der Tempelherr vielmehr gesessen! - Aber

    Wie hast du doch vergessen können dich

    Nach seinen Eltern zu erkundigen?
    SALADIN.
    Und insbesondre wohl nach seiner Mutter?

    Ob seine Mutter hierzulande nie

    Gewesen sei? - Nicht wahr?
    SITTAH.
    Das machst du gut!
    SALADIN.
    Oh, möglicher wär’ nichts! Denn Assad war

    Bei hübschen Christendamen so willkommen,

    Auf hübsche Christendamen so erpicht,

    Daß einmal gar die Rede ging - Nun, nun;

    Man spricht nicht gern davon. - Genug; ich hab

    Ihn wieder! - will mit allen seinen Fehlern,

    Mit allen Launen seines weichen Herzens

    Ihn wieder haben! - Oh! das Mädchen muß

    Ihm Nathan geben. Meinst du nicht?
    SITTAH. Ihm
    geben?
    Ihm
    lassen!
    SALADIN.
    Allerdings! Was hätte Nathan,

    Sobald er nicht ihr Vater ist, für Recht

    Auf sie? Wer ihr das Leben so erhielt,

    Tritt einzig in die Rechte des, der ihr
    Es
    gab.
    SITTAH.
    Wie also, Saladin? wenn du

    Nur gleich das Mädchen zu dir nähmst? Sie nur

    Dem unrechtmäßigen Besitzer gleich

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    Entzögest?
    SALADIN.
    Täte das wohl not?
    SITTAH. Not
    nun

    Wohl eben nicht! - Die liebe Neubegier

    Treibt mich allein, dir diesen Rat zu geben.

    Denn von gewissen Männern mag ich gar

    Zu gern, so bald wie möglich, wissen, was

    Sie für ein Mädchen lieben können.
    SALADIN. Nun,

    So schick und laß sie holen.
    SITTAH. Darf
    ich, Bruder?
    SALADIN.
    Nur schone Nathans! Nathan muß durchaus

    Nicht glauben, daß man mit Gewalt ihn von

    Ihr trennen wolle.
    SITTAH. Sorge
    nicht.
    SALADIN. Und
    ich,

    Ich muß schon selbst sehn, wo Al-Hafi bleibt.

    SECHSTER
    AUFTRITT

    (Szene: die offne Flur in Nathans Hause, gegen die Palmen zu; wie im ersten Auftritte des ersten Aufzuges. Ein Teil der Waren und Kostbarkeiten liegt ausgekramt, deren ebendaselbst gedacht wird.) Nathan
    und
    Daja.

    DAJA.
    Oh, alles herrlich! alles auserlesen!

    Oh, alles - wie nur Ihr es geben könnt.

    Wo wird der Silberstoff mit goldnen Ranken

    Gemacht? Was kostet er? - Das nenn ich noch

    Ein Brautkleid! Keine Königin verlangt
    Es
    besser.
    NATHAN.
    Brautkleid? Warum Brautkleid eben?
    DAJA.
    Je nun! Ihr dachtet daran freilich nicht,

    Als Ihr ihn kauftet. - Aber wahrlich, Nathan,

    Der und kein andrer muß es sein! Er ist

    Zum Brautkleid wie bestellt. Der weiße Grund;

    Ein Bild der Unschuld: und die goldnen Ströme,

    Die allerorten diesen Grund durchschlängeln;

    Ein Bild des Reichtums. Seht Ihr? Allerliebst!
    NATHAN.
    Was witzelst du mir da? Von wessen Brautkleid

    Sinnbilderst du mir so gelehrt? - Bist du
    Denn
    Braut?
    DAJA. Ich?
    NATHAN. Nun
    wer
    denn?
    DAJA.
    Ich? - lieber Gott!
    NATHAN.
    Wer denn? Von wessen Brautkleid sprichst du denn? -

    Das alles ist ja dein, und keiner andern.

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    DAJA.
    Ist mein? Soll mein sein? - Ist für Recha nicht?
    NATHAN.
    Was ich für Recha mitgebracht, das liegt

    In einem andern Ballen. Mach! nimm weg!

    Trag deine Siebensachen fort!
    DAJA. Versucher!

    Nein, wären es die Kostbarkeiten auch

    Der ganzen Welt! Nicht rühr an! wenn Ihr mir

    Vorher nicht schwört, von dieser einzigen
    Gelegenheit,
    dergleichen Euch der Himmel

    Nicht zweimal schicken wird, Gebrauch zu machen.
    NATHAN.
    Gebrauch? von was? - Gelegenheit? wozu?
    DAJA.
    O stellt Euch nicht so fremd! - Mit kurzen Worten!

    Der Tempelherr liebt Recha: gebt sie ihm,

    So hat doch einmal Eure Sünde, die

    Ich länger nicht verschweigen kann, ein Ende.

    So kömmt das Mädchen wieder unter Christen;

    Wird wieder, was sie ist; ist wieder, was

    Sie ward: und Ihr, Ihr habt mit all dem Guten,

    Das wir Euch nicht genug verdanken können,

    Nicht Feuerkohlen bloß auf Euer Haupt
    Gesammelt.
    NATHAN.
    Doch die alte Leier wieder? -

    Mit einer neuen Saite nur bezogen,

    Die, fürcht ich, weder stimmt noch hält.
    DAJA. Wieso?
    NATHAN.
    Mir wär’ der Tempelherr schon recht. Ihm gönnt’

    Ich Recha mehr als einem in der Welt.

    Allein … Nun, habe nur Geduld.
    DAJA. Geduld?

    Geduld ist Eure alte Leier nun
    Wohl
    nicht?
    NATHAN.
    Nur wenig Tage noch Geduld! …

    Sieh doch! - Wer kömmt denn dort? Ein Klosterbruder?

    Geh, frag ihn was er will.
    DAJA.
    Was wird er wollen?

    (Sie

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