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Nathan der Weise

Nathan der Weise

Titel: Nathan der Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Textausgabe + Lektüreschlüssel
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versprich. – Nur, Hafi, borge nicht
    Bei denen, die ich reich gemacht. Denn borgen
    Von diesen, möchte wiederfodern heißen.
    Geh zu den Geizigsten; die werden mir
    Am liebsten leihen. Denn sie wissen wohl,
    Wie gut ihr Geld in meinen Händen wuchert.
    AL-HAFI . Ich kenne deren keine.
    1030
    SITTAH .                                          Eben fällt
    Mir ein, gehört zu haben, Hafi, dass
    Dein Freund zurückgekommen.
    AL-HAFI
(betroffen)
.                            Freund? mein Freund?
    Wer wär denn das?
    SITTAH .                          Dein hochgepriesner Jude.
    AL-HAFI . Gepriesner Jude? hoch von mir?
    SITTAH .                                                     Dem Gott, –
    Mich denkt des Ausdrucks noch recht wohl, des einst
    Du selber dich von ihm bedientest, – dem
    Sein Gott von allen Gütern dieser Welt
    Das Kleinst’ und Größte so in vollem Maß
    Erteilet habe. –
    AL-HAFI .                    Sagt ich so? – Was meint
    Ich denn damit?
    1040
    SITTAH .                     Das Kleinste: Reichtum. Und
    Das Größte: Weisheit.
    AL-HAFI .                             Wie? von einem Juden?
    Von einem Juden hätt ich das gesagt?
    SITTAH . Das hättest du von deinem Nathan nicht
    Gesagt?
    AL-HAFI .     Ja so! von dem! vom Nathan! – Fiel
    Mir der doch gar nicht bei. – Wahrhaftig? Der
    Ist endlich wieder heimgekommen? Ei!
    So mag’s doch gar so schlecht mit ihm nicht stehn. –
    Ganz recht: den nannt einmal das Volk den Weisen!
    Den Reichen auch.
    SITTAH .                          Den Reichen nennt es ihn
    1050
    Itzt mehr als je. Die ganze Stadt erschallt,
    Was er für Kostbarkeiten, was für Schätze,
    Er mitgebracht.
    AL-HAFI .                    Nun, ist’s der Reiche wieder:
    So wird’s auch wohl der Weise wieder sein.
    SITTAH . Was meinst du, Hafi, wenn du diesen angingst?
    AL-HAFI .
    Und was bei ihm? – Doch wohl nicht borgen? – Ja,
    Da kennt Ihr ihn. – Er borgen! – Seine Weisheit
    Ist eben, dass er niemand borgt.
    SITTAH .                                                  Du hast
    Mir sonst doch ganz ein ander Bild von ihm
    Gemacht.
    AL-HAFI .       Zur Not wird er Euch Waren borgen.
    1060
    Geld aber, Geld? Geld nimmermehr! – Es ist
    Ein Jude freilich übrigens, wie’s nicht
    Viel Juden gibt. Er hat Verstand; er weiß
    Zu leben; spielt gut Schach. Doch zeichnet er
    Im Schlechten sich nicht minder, als im Guten
    Von allen andern Juden aus. – Auf den,
    Auf den nur rechnet nicht. – Den Armen gibt
    Er zwar; und gibt vielleicht trotz Saladin .
    Wenn schon nicht ganz so viel: doch ganz so gern;
    Doch ganz so sonder Ansehn. Jud’ und Christ
    1070
    Und Muselmann und Parsi , alles ist
    Ihm eins.
    SITTAH .        Und so ein Mann …
    SALADIN .                                            Wie kommt es denn,
    Dass ich von diesem Manne nie gehört? …
    SITTAH . Der sollte Saladin nicht borgen? nicht
    Dem Saladin, der nur für andre braucht,
    Nicht sich?
    AL-HAFI .           Da seht nun gleich den Juden wieder;
    Den ganz gemeinen Juden! – Glaubt mir’s doch! –
    Er ist aufs Geben Euch so eifersüchtig,
    So neidisch! Jedes
Lohn von Gott
, das in
    Der Welt gesagt wird, zög er lieber ganz
    1080
    Allein. Nur darum eben leiht er keinem,
    Damit er stets zu geben habe. Weil
    Die Mild’ ihm im Gesetz geboten; die
    Gefälligkeit ihm aber nicht geboten: macht
    Die Mild’ ihn zu dem ungefälligsten
    Gesellen auf der Welt. Zwar bin ich seit
    Geraumer Zeit ein wenig übern Fuß
    Mit ihm gespannt; doch denkt nur nicht, dass ich
    Ihm darum nicht Gerechtigkeit erzeige.
    Er ist zu allem gut: bloß dazu nicht;
    1090
    Bloß dazu wahrlich nicht. Ich will auch gleich
    Nur gehn, an andre Türen klopfen … Da
    Besinn ich mich soeben eines Mohren,
    Der reich und geizig ist. – Ich geh; ich geh.
    SITTAH . Was eilst du, Hafi?
    SALADIN .                                  Lass ihn! lass ihn!
Dritter Auftritt
    SITTAH. SALADIN .
    SITTAH .                                                        Eilt
    Er doch, als ob er mir nur gern entkäme! –
    Was heißt das? – Hat er

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