Nathan der Weise
versprich. – Nur, Hafi, borge nicht
Bei denen, die ich reich gemacht. Denn borgen
Von diesen, möchte wiederfodern heißen.
Geh zu den Geizigsten; die werden mir
Am liebsten leihen. Denn sie wissen wohl,
Wie gut ihr Geld in meinen Händen wuchert.
AL-HAFI . Ich kenne deren keine.
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SITTAH . Eben fällt
Mir ein, gehört zu haben, Hafi, dass
Dein Freund zurückgekommen.
AL-HAFI
(betroffen)
. Freund? mein Freund?
Wer wär denn das?
SITTAH . Dein hochgepriesner Jude.
AL-HAFI . Gepriesner Jude? hoch von mir?
SITTAH . Dem Gott, –
Mich denkt des Ausdrucks noch recht wohl, des einst
Du selber dich von ihm bedientest, – dem
Sein Gott von allen Gütern dieser Welt
Das Kleinst’ und Größte so in vollem Maß
Erteilet habe. –
AL-HAFI . Sagt ich so? – Was meint
Ich denn damit?
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SITTAH . Das Kleinste: Reichtum. Und
Das Größte: Weisheit.
AL-HAFI . Wie? von einem Juden?
Von einem Juden hätt ich das gesagt?
SITTAH . Das hättest du von deinem Nathan nicht
Gesagt?
AL-HAFI . Ja so! von dem! vom Nathan! – Fiel
Mir der doch gar nicht bei. – Wahrhaftig? Der
Ist endlich wieder heimgekommen? Ei!
So mag’s doch gar so schlecht mit ihm nicht stehn. –
Ganz recht: den nannt einmal das Volk den Weisen!
Den Reichen auch.
SITTAH . Den Reichen nennt es ihn
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Itzt mehr als je. Die ganze Stadt erschallt,
Was er für Kostbarkeiten, was für Schätze,
Er mitgebracht.
AL-HAFI . Nun, ist’s der Reiche wieder:
So wird’s auch wohl der Weise wieder sein.
SITTAH . Was meinst du, Hafi, wenn du diesen angingst?
AL-HAFI .
Und was bei ihm? – Doch wohl nicht borgen? – Ja,
Da kennt Ihr ihn. – Er borgen! – Seine Weisheit
Ist eben, dass er niemand borgt.
SITTAH . Du hast
Mir sonst doch ganz ein ander Bild von ihm
Gemacht.
AL-HAFI . Zur Not wird er Euch Waren borgen.
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Geld aber, Geld? Geld nimmermehr! – Es ist
Ein Jude freilich übrigens, wie’s nicht
Viel Juden gibt. Er hat Verstand; er weiß
Zu leben; spielt gut Schach. Doch zeichnet er
Im Schlechten sich nicht minder, als im Guten
Von allen andern Juden aus. – Auf den,
Auf den nur rechnet nicht. – Den Armen gibt
Er zwar; und gibt vielleicht trotz Saladin .
Wenn schon nicht ganz so viel: doch ganz so gern;
Doch ganz so sonder Ansehn. Jud’ und Christ
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Und Muselmann und Parsi , alles ist
Ihm eins.
SITTAH . Und so ein Mann …
SALADIN . Wie kommt es denn,
Dass ich von diesem Manne nie gehört? …
SITTAH . Der sollte Saladin nicht borgen? nicht
Dem Saladin, der nur für andre braucht,
Nicht sich?
AL-HAFI . Da seht nun gleich den Juden wieder;
Den ganz gemeinen Juden! – Glaubt mir’s doch! –
Er ist aufs Geben Euch so eifersüchtig,
So neidisch! Jedes
Lohn von Gott
, das in
Der Welt gesagt wird, zög er lieber ganz
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Allein. Nur darum eben leiht er keinem,
Damit er stets zu geben habe. Weil
Die Mild’ ihm im Gesetz geboten; die
Gefälligkeit ihm aber nicht geboten: macht
Die Mild’ ihn zu dem ungefälligsten
Gesellen auf der Welt. Zwar bin ich seit
Geraumer Zeit ein wenig übern Fuß
Mit ihm gespannt; doch denkt nur nicht, dass ich
Ihm darum nicht Gerechtigkeit erzeige.
Er ist zu allem gut: bloß dazu nicht;
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Bloß dazu wahrlich nicht. Ich will auch gleich
Nur gehn, an andre Türen klopfen … Da
Besinn ich mich soeben eines Mohren,
Der reich und geizig ist. – Ich geh; ich geh.
SITTAH . Was eilst du, Hafi?
SALADIN . Lass ihn! lass ihn!
Dritter Auftritt
SITTAH. SALADIN .
SITTAH . Eilt
Er doch, als ob er mir nur gern entkäme! –
Was heißt das? – Hat er
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