Nathan der Weise
wirklich sich in ihm
Betrogen, oder – möcht er uns nur gern
Betriegen?
SALADIN . Wie? das fragst du mich? Ich weiß
Ja kaum, von wem die Rede war; und höre
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Von euerm Juden, euerm Nathan, heut
Zum ersten Mal.
SITTAH . Ist’s möglich? dass ein Mann
Dir so verborgen blieb, von dem es heißt,
Er habe Salomons und Davids Gräber
Erforscht, und wisse deren Siegel durch
Ein mächtiges geheimes Wort zu lösen?
Aus ihnen bring’ er dann von Zeit zu Zeit
Die unermesslichen Reichtümer an
Den Tag, die keinen mindern Quell verrieten.
SALADIN . Hat seinen Reichtum dieser Mann aus Gräbern,
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So waren’s sicherlich nicht Salomons,
Nicht Davids Gräber. Narren lagen da
Begraben!
SITTAH . Oder Bösewichter! – Auch
Ist seines Reichtums Quelle weit ergiebiger
Weit unerschöpflicher, als so ein Grab
Voll Mammon .
SALADIN . Denn er handelt; wie ich hörte.
SITTAH . Sein Saumtier treibt auf allen Straßen, zieht
Durch alle Wüsten; seine Schiffe liegen
In allen Häfen. Das hat mir wohl eh’
Al-Hafi selbst gesagt; und voll Entzücken
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Hinzugefügt, wie groß, wie edel dieser
Sein Freund anwende, was so klug und emsig
Er zu erwerben für zu klein nicht achte:
Hinzugefügt, wie frei von Vorurteilen
Sein Geist; sein Herz wie offen jeder Tugend,
Wie eingestimmt mit jeder Schönheit sei.
SALADIN . Und itzt sprach Hafi doch so ungewiss,
So kalt von ihm.
SITTAH . Kalt nun wohl nicht; verlegen.
Als halt’ er’s für gefährlich, ihn zu loben,
Und woll’ ihn unverdient doch auch nicht tadeln. –
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Wie? oder wär es wirklich so, dass selbst
Der Beste seines Volkes seinem Volke
Nicht ganz entfliehen kann? dass wirklich sich
Al-Hafi seines Freunds von dieser Seite
Zu schämen hätte? – Sei dem, wie ihm wolle! –
Der Jude sei mehr oder weniger
Als Jud’, ist er nur reich: genug für uns!
SALADIN . Du willst ihm aber doch das Seine mit
Gewalt nicht nehmen, Schwester?
SITTAH . Ja, was heißt
Bei dir Gewalt? Mit Feu’r und Schwert? Nein, nein,
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Was braucht es mit den Schwachen für Gewalt,
Als ihre Schwäche? – Komm vor itzt nur mit
In meinen Haram , eine Sängerin
Zu hören, die ich gestern erst gekauft.
Es reift indes bei mir vielleicht ein Anschlag,
Den ich auf diesen Nathan habe. – Komm!
Vierter Auftritt
Szene: vor dem Hause des Nathan, wo es an die Palmen stößt.
RECHA
und
NATHAN
kommen heraus. Zu ihnen
DAJA .
RECHA . Ihr habt Euch sehr verweilt, mein Vater. Er
Wird kaum noch mehr zu treffen sein.
NATHAN . Nun, nun;
Wenn hier, hier untern Palmen schon nicht mehr:
Doch anderwärts. – Sei itzt nur ruhig. – Sieh!
Kömmt dort nicht Daja auf uns zu?
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RECHA . Sie wird
Ihn ganz gewiss verloren haben.
NATHAN . Auch
Wohl nicht.
RECHA . Sie würde sonst geschwinder kommen.
NATHAN . Sie hat uns wohl noch nicht gesehn …
RECHA . Nun sieht
Sie uns.
NATHAN . Und doppelt ihre Schritte. Sieh! –
Sei doch nur ruhig! ruhig!
RECHA . Wolltet Ihr
Wohl eine Tochter, die hier ruhig wäre?
Sich unbekümmert ließe, wessen Wohltat
Ihr Leben sei? Ihr Leben, – das ihr nur
So lieb, weil sie es Euch zuerst verdanket.
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NATHAN . Ich möchte dich nicht anders, als du bist:
Auch wenn ich wüsste, dass in deiner Seele
Ganz etwas anders noch sich rege.
RECHA . Was,
Mein Vater?
NATHAN . Fragst du mich? so schüchtern mich?
Was auch in deinem Innern vorgeht, ist
Natur und Unschuld. Lass es keine Sorge
Dir machen. Mir, mir macht es keine. Nur
Versprich mir: wenn dein Herz vernehmlicher
Sich einst erklärt, mir seiner Wünsche keinen
Zu
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