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Nathan der Weise

Nathan der Weise

Titel: Nathan der Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Textausgabe + Lektüreschlüssel
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Ist
    Es denn schon völlig ausgemacht? erwiesen?
    RECHA . Muss wohl! Denn Daja will von meiner Amm’
    Es haben.
    SALADIN .      Deiner Amme!
    RECHA .                                  Die es sterbend
    3660
    Ihr zu vertrauen sich verbunden fühlte.
    SALADIN .
    Gar sterbend! – Nicht auch faselnd schon? – Und wär’s
    Auch wahr! – Jawohl: das Blut, das Blut allein
    Macht lange noch den Vater nicht! macht kaum
    Den Vater eines Tieres! gibt zum höchsten
    Das erste Recht, sich diesen Namen zu
    Erwerben! – Lass dir doch nicht bange sein! –
    Und weißt du was? Sobald der Väter zwei
    Sich um dich streiten: – lass sie beide; nimm
    Den dritten! – Nimm dann mich zu deinem Vater!
    SITTAH . O tu’s! o tu’s!
    3670
    SALADIN .                       Ich will ein guter Vater,
    Recht guter Vater sein! – Doch halt! mir fällt
    Noch viel was Bessers bei. – Was brauchst du denn
    Der Väter überhaupt? Wenn sie nun sterben?
    Beizeiten sich nach einem umgesehn,
    Der mit uns um die Wette leben will!
    Kennst du noch keinen? …
    SITTAH .                                          Mach sie nicht erröten!
    SALADIN . Das hab ich allerdings mir vorgesetzt.
    Erröten macht die Hässlichen so schön:
    Und sollte Schöne nicht noch schöner machen? –
    3680
    Ich habe deinen Vater Nathan; und
    Noch einen – einen noch hierher bestellt.
    Errätst du ihn? – Hierher! Du wirst mir doch
    Erlauben, Sittah?
    SITTAH .                       Bruder!
    SALADIN .                                 Dass du ja
    Vor ihm recht sehr errötest, liebes Mädchen!
    RECHA . Vor wem? erröten? ...
    SALADIN .                                     Kleine Heuchlerin!
    Nun so erblasse lieber! – Wie du willst
    Und kannst! –
    (Eine Sklavin tritt herein, und nahet sich Sittah.)
                                Sie sind doch etwa nicht schon da?
    SITTAH
(zur Sklavin)
.
    Gut! lass sie nur herein. – Sie sind es, Bruder!
Letzter Auftritt
    NATHAN
und der
TEMPELHERR
zu den
VORIGEN .
    SALADIN . Ah, meine guten lieben Freunde! – Dich,
    3690
    Dich, Nathan, muss ich nur vor allen Dingen
    Bedeuten, dass du nun, sobald du willst,
    Dein Geld kannst wieder holen lassen! …
    NATHAN .                                                                   Sultan! …
    SALADIN . Nun steh ich auch zu deinen Diensten …
    NATHAN .                                                                        Sultan! …
    SALADIN . Die Karawan’ ist da. Ich bin so reich
    Nun wieder, als ich lange nicht gewesen. –
    Komm, sag mir, was du brauchst, so recht was Großes
    Zu unternehmen! Denn auch ihr, auch ihr,
    Ihr Handelsleute, könnt des baren Geldes
    Zu viel nie haben!
    NATHAN .                       Und warum zuerst
    3700
    Von dieser Kleinigkeit? – Ich sehe dort
    Ein Aug’ in Tränen, das zu trocknen, mir
    Weit angelegner ist.
(Geht auf Recha zu.)
Du hast geweint?
    Was fehlt dir? – bist doch meine Tochter noch?
    RECHA . Mein Vater! …
    NATHAN .                            Wir verstehen uns. Genug! –
    Sei heiter! Sei gefasst! Wenn sonst dein Herz
    Nur dein noch ist! Wenn deinem Herzen sonst
    Nur kein Verlust nicht droht! – Dein Vater ist
    Dir unverloren!
    RECHA .                     Keiner, keiner sonst!
    TEMPELHERR .
    Sonst keiner? – Nun! so hab ich mich betrogen.
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    Was man nicht zu verlieren fürchtet, hat
    Man zu besitzen nie geglaubt, und nie
    Gewünscht. – Recht wohl! recht wohl! – Das ändert, Nathan,
    Das ändert alles! – Saladin, wir kamen
    Auf dein Geheiß. Allein, ich hatte dich
    Verleitet: itzt bemüh dich nur nicht weiter!
    SALADIN . Wie gach nun wieder, junger Mann! – Soll alles
    Dir denn entgegen kommen? alles dich
    Erraten?
    TEMPELHERR .      Nun du hörst ja! siehst ja, Sultan!
    SALADIN . Ei wahrlich! – Schlimm genug, dass deiner Sache
    Du nicht gewisser warst!
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    TEMPELHERR .                           So bin ich’s nun.
    SALADIN . Wer so auf irgendeine Wohltat trotzt,
    Nimmt sie zurück. Was du gerettet, ist
    Deswegen nicht dein Eigentum. Sonst wär
    Der Räuber, den sein Geiz ins Feuer jagt,
    So gut ein

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